Robert Duvall spielt einen Rancher, der, nachdem er von seiner Schwester geerbt hat, mit deren Sohn 500 Pferde nach Wyoming bringen will. Unterwegs töten sie einen Dieb, der 5 chinesische Prostituierte bei sich hatte. Die beiden nehmen die völlig verstörten Mädchen mit, obwohl sie kein Wort chinesisch können und, da die Mädchen den Schutz der beiden brauchen, bleiben sie eine Zeit lang bei ihnen. Dummerweise wollen die Zuhälter nicht auf ihre Einnahmen verzichten.
Erst einmal wäre klarzustellen, dass es sich bei "Broken Trail" eigentlich nicht um eine TV-Mini-Serie handelt, obwohl der Film ein Zwei-Teiler ist, sondern eher um einen etwas längeren Spielfilm, der nicht einmal episodenhaft erzählt wird. Die Story entspricht dem gängigen Muster des epischen Spätwesterns, enthält aber genügend Nebenhandlungen und Wendungen, um die 3 Stunden Laufzeit zu füllen. Es gibt sogar die eine oder andere unerwartete Wendung. Darüber hinaus nutzt der Film seine lange Laufzeit, um die Charaktere in aller Ruhe zu vertiefen und den Film damit auf eine wesentlich emotionalere Ebene zu ziehen. Stellenweise mag die Story ein bisschen auf der Stelle treten, aber dennoch ist sie auf jeden Fall überdurchschnittlich. Darüber hinaus ist der Erzählstil kaum episodenhaft und der Film verliert beim Übergang vom ersten in den zweiten Teil nicht an Fahrt. Es gibt nur wenige Fernseh-Filme mit einer dermaßen guten Story.
Regisseur Walter Hill, der sich mit "Nur noch 48 Stunden" und "Supernova" eher einen Namen als Action-Regisseur gemacht hat und mit "Last Man Standing" bereits Erfahrungen im Western-Genre sammeln konnte, leistet als Regisseur hervorragende Arbeit. Für eine Fernseh-Produktion ist der Film sehr aufwendig und hervorragend inszeniert. Die Filmmusik ist gut und kann sowohl die emotionalen Stellen mit getragener Musik, als auch die aufregenden Stellen mit gewaltiger Spannungsmusik unterlegen. Die Kulisse ist hervorragend und wird perfekt in Szene gesetzt, man hat sich sogar die Mühe gemacht, mit mehreren Hundert Pferden zu drehen. Obwohl das Budget sehr niedrig war, erschafft Hill einen kleinen Epos. Darüber hinaus werden auch die wenigen Action-Szenen hervorragend dosiert und inszeniert. Hill leistet sich keinen einzigen Fehler und kann, obwohl es eigentlich nicht sein Fachgebiet ist, auch die emotionalen Szenen hervorragend umsetzen. Darüber hinaus schafft er den Spagat, seinen Western einerseits spannend zu inszenieren, andererseits aber auch Elemente aus Dramen, Liebes-Filmen und Komödien einzubauen.
Der Unterhaltungswert ist ebenfalls hoch. Der Film schafft es über die volle Laufzeit von 3 Stunden hervorragend zu unterhalten und dass, obwohl das Tempo die meiste Zeit über ruhig und getragen ist. Zum Finale hin steigern sich Spannung und Dramatik immer weiter. Das Finale ist schließlich spannend, wenn auch nicht ganz so action-reich, wie ich es mir erhofft hätte. Broken Trail wurde damit absolut zurecht für den Golden-Globe als beste TV-Produktion nominiert und ist meiner Meinung nach die gelungenste TV-Produktion seit "Der Tag danach" und der vielleicht beste Western seit Clint Eastwoods "Erbarmungslos" und überbietet sogar Kevin Costners "Open Range". Ein rundum gelungenes Werk.
Oscar-Preisträger Robert Duvall wollte nach "Open Range" wohl noch einmal Cowboy spielen und produzierte "Broken Trail" und ließ es sich selbstverständlich nicht nehmen, selbst die Hauptrolle zu spielen. Und er spielt hervorragend und rechtfertigt seine Golden Globe-Nominierung. Duvall ist sichtlich gut gelaunt und kann sowohl als knallharter Cowboy, als auch als netter Wohltäter beeindrucken. Darüber hinaus zeigt der mittlerweile 77-jährige bei den Action-Szenen, dass er immer noch perfekt in Schuss ist. Thomas Haden Church, der unter Anderem in "Spanglish" und "Spider-Man 3" zu sehen war, leistet ebenfalls gute Arbeit und spielt seinen Part wesentlich kerniger und kauziger als Duvall. Auch der übrige Cast ist hervorragend.
Fazit:
"Broken Trail" ist ein hervorragender Fernseh-Western, der über volle 3 Stunden beste Unterhaltung bietet. Durch die gute Musik und die perfekte Kulisse ist "Broken Trail" ein kleiner Epos und vielleicht der beste Western seit "Erbarmungslos". Durch die hervorragenden Darsteller wird das Werk abgerundet und ist damit auf jeden Fall empfehlenswert. Dieses Werk sollte man sich nicht entgehen lassen.