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Der „King of Queens“ heißt Doug, ist Paketlieferant von Beruf, hat starkes Übergewicht, eine Hypothek auf dem Haus, trinkt gern Bier und isst ungesundes Zeugs. Er mag Sport, Fernsehen und Sex. Er hasst hohe Kultur, lange Gespräche und es, neue Leute kennenzulernen. Er macht gern Witze und vieles falsch. Besonders in seiner Ehe mit Carrie. Bisweilen ist er die Sturheit in Person. Man könnte ihn nicht nur als typischen Mann bezeichnen, sondern auch als typischen Vertreter der „working class“ Amerikas.

Carrie ist Dougs hübsche Frau, mit als typisch weiblich angesehenen Marotten. Sie kauft gern schicke Klamotten und Schuhe, auch wenn sie schon mehr als genug davon hat, achtet auf ihre Ernährung und Figur, redet gern und viel über ihre Arbeit, Kolleginnen und Beziehungsprobleme. Manchmal ist sie absolute Oberzicke. Von Beruf ist auch sie nicht etwa Top-Anwältin, sondern Rechtsanwaltsgehilfin.

Die Interaktion zwischen Doug und Carrie ist das A und O dieser tollen Sitcom. Obwohl beide als typisch angesehene Eigenschaften besitzen, stellen sie doch keine klischeebeladenen Abziehbilder dar. Mit all ihren Fehlern, Macken und ihren gewinnenden Charakterzügen sind sie weder so oberflächliche Persönlichkeiten wie die meisten Sitcom-Protagonisten, noch solcherart zugespitzte und fast schon absurde Charaktere wie etwa bei „Seinfeld“ oder gar den „Simpsons“. Das erlaubt eine hohe Identifikation mit ihnen, wenn sie sich Sprüche um die Ohren hauen, gemeinsam etwas erleben oder allein in blöden Situationen zurechtkommen müssen. Natürlich verdankt die kongeniale Darstellung ihre Qualität Kevin James und Leah Remini, die geradezu mit ihren Rollen verschmolzen zu sein scheinen.

Die Dialoge sind geschliffen, die Handlungen der Folgen meist wie aus dem normalen Leben gerissen und auch die anderen Charaktere zugleich eigenwillig und liebenswürdig.
Da hätten wir allen voran Arthur, Carries Vater, der bei den beiden unten im Keller wohnt und besonders Doug mit seinen senilen Schrullen und seiner aufbrausenden Art tierisch auf den Wecker geht. Da er meistens mit seinen Vorhaben scheitert und von niemandem für richtig voll genommen wird, ist er –hinter aller Komik seiner Auftritte– die tragische Figur der Serie. Jerry Stiller verkörpert ihn fast noch besser als zuvor Georges Vater bei „Seinfeld“.
Oder wir haben zum Beispiel Spence, sich langsam emanzipierendes Muttersöhnchen und U-Bahn-Ticket-Verkäufer, der in den Augen der anderen merkwürdige Interessen und vor allem nie eine Freundin hat.
Und natürlich ist da noch Deacon, der lockere Kollege und beste Freund von Doug, der nicht nur mit seiner Frau und seinen Kindern einige typische Familienprobleme durchstehen muss.

Die Auswahl der Protagonisten ist breit. Aber alle haben sie gemeinsam, dass keiner perfekt ist, keiner einen gut dotierten Traumjob hat, keiner im modischen Loft wohnt, wie so überdurchschnittlich viele Menschen in den USA sein und leben müssten, glaubte man den vielen Sitcoms von dort. Auf keinen von ihnen wird bei „King of Queens“ von oben herabgesehen, sie werden genommen, wie sie sind. Der Witz ist fast immer treffend auf den Punkt, ohne zynisch oder albern zu sein. Schön ist auch, dass wir hier zwar Familien- und Beziehungscomedy haben, jedoch ohne neunmalkluge Blagen, die mit ihren Frühweisheiten und uninteressanten kindlichen und pubertären Eindrücken herumnerven. Ebenso fehlen die gerade im Sitcom-Bereich so beliebten süßlichen und politisch oberkorrekten „Was-haben-wir-heute-gelernt?“-Keulen am Schluss jeder Folge.

„King of Queens“ hebt sich also mehr als wohltuend ab von der Masse der Sitcoms im Fernsehen, und das durchgehend über so viele Staffeln hinweg. Für eine Sitcom gibt das 10 von 10 Punkten, da die Serie damit aber einem Genre angehört, das lediglich lustig und leichtverdaulich unterhalten soll, insgesamt „nur“ 8 von 10 Punkten.

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