Alex (Malcolm McDowell) ist Anführer der Rowdy-Bande "Teddy Boys", die mit stehlen, prügeln und vergewaltigen ihre Nächte verbringen. Eines Tages wird Alex von seinen Bandenmitgliedern verraten und wandert für 14 Jahre in den Knast. Nach kurzer Zeit hört er von einer neuen Behandlungsmethode, die Kriminelle zu Normalbürgern werden lässt. Mit Aussicht auf frühzeitige Entlassung lässt sich Alex behandeln, doch wieder auf freiem Fuß, ist er ein wehrloser Mensch. Und seine Feinde warten nur darauf, ihn in die Finger zu kriegen...
"A Clockwork Orange" ist wohl der hochgelobteste Kubrick, was ich durchaus verstehe. Dennoch hat er meiner Meinung hier nicht sein Meisterwerk abgeliefert. Aber bemerkenswert ist dieser Film unbestreitbar. Es ist unbeschreiblich, was für eine Bilderflut in den ersten 45 Minuten auf den Zuschauer hereinbricht. Da könnte man jede Szene einrahmen und an die Wand hängen. Wunderschöne Bilder, wären da nicht die "Teddy Boys", jugendliche Punks, die vor 30 Jahren eine Riesendiskussion um "Uhrwerk Orange" auslösten. Deren Taten sind sogar heute noch in höchstem Maße schockierend. Eine quälend lange, provozierende Vergewaltigungsszene ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber in diesem Kontext für die Handlung notwendig.
Soweit, so gut. Eine denkwürdige Anfangsphase mit krassen Bildern, dazu reizt Kubrick alle damaligen Möglichkeiten der Technik aus, spielt mit Zeitraffern usw. Das ist ungewöhnlich anzusehen und der Stauneffekt beim Zuschauer stimmt auch, doch ich kann mit dieser eigenwilligen Bildersprache manchmal nicht so richtig anfreunden. Diese Optik mit schnellen Schnitten, extremen Kameraeinstellungen, wo alles verfremdet ist, war mir beispielsweise auch in "Natural Born Killers" ein Dorn im Auge, hier ist es nicht anders.
Darüber hinaus fällt der Film in der Gefängnisphase in ein kleines Loch, wo zwar wieder eher traditionell erzählt wird, aber stellenweise schon Langeweile aufkommt. Die "Heilungs"-Prozedur ist dann wieder sensationell in Szene gesetzt, schockierender noch ist das, was danach kommt. Als anderer Mensch, der sich gegen Gewalt nicht wehren kann und keine sexuelle Lust mehr verspürt, ist Alex seinen Peinigern ausgeliefert. Eine unendlich quälende Sequenz ist die, als er von zwei Polizisten, ehemalige Mitstreiter, ewig lange in ein Wasserbecken getaucht wird und seine Eltern ihn daheim nicht mehr aufnehmen. Die endgültige Bloßstellung dieser sinnlosen Resozialisierungstheorie liefert Kubrick dann in der Schlussszene, über die erst einmal nachgedacht werden will.
Vor allem für Malcom McDowell dürfte es schwierig gewesen sein, seine Rolle überzeugend zu spielen. Er schafft es mit Bravour, sich von der Hassfigur, die man nur noch eingesperrt sehen will, zum bemitleidenswerten Hilflosen zu werden. Eine denkwürdige Figur dieser Alex, der sich vor allem durch seinen extravaganten Kleidungsstil und seine künstlerische Ausdrucksweise in das Gedächtnis des Zuschauers brennen wird.
"Uhrwerk Orange" ist objektiv betrachtet ein weiterer Meilenstein in Kubricks großer Karriere, der visuell beeindruckend ist (in diesem Punkt sehe ich "2001: A Space Odyssey" allerdings immer noch vorne), eine gehörige Portion Sozial- und Gesellschaftskritik liefert und damals wie heute ungeheuer provoziert. Allright?