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"Das Streben nach Glück" bringt, auf einer wahren Begebenheit beruhend, den ganz besonders in den heutigen schwierigen Zeiten nur allzu gerne bemühten "Amerikanischen Traum" in all seiner pathetischen und unbefleckten Verfassungstreue auf die große Kinoleinwand. Der italienische Regisseur Gabriele Muccino erzählt hierbei die Geschichte des schwarzen Familienvaters Chris Gardner, der zu Zeiten der großen US-Wirtschaftsflaute Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zunächst aus dem Mittelstand sprichwörtlich in die Gosse durchgereicht wird, um von dort aus als immerfleißiger, unbrechbarer, zu alledem noch alleinerziehender Musteramerikaner über ein unbezahltes Praktikum eine Karriere als Broker zu beginnen. Eine im wahrsten Sinne des Wortes filmreife Alltagshelden-Story...

Hört sich nach Kitsch und Verklärung an? Dem ist in der Tat so! "Das Streben nach Glück" kümmert sich nur zweitrangig um eine realistische, glaubwürdige Darstellung des zugegebenermaßen recht mitreißenden Geschehens. Regisseur Muccino reduziert seine mit Herzblut vorgetragene und technisch sehr schön in Szene gesetzte Aufsteigerstory bewusst auf das Wesentliche, nämlich die gefühlsbetonten Aspekte des tiefen Falls und des kleinen Glücks der vom Schicksal gebeutelten Kleinfamilie. Dabei bleibt der Realismus schonmal deutlich auf der Strecke, wenn Gardner beispielsweise zwar keinen Cent mehr im Portemonaie hat, sich dennoch plötzlich einen neuen Schuh leisten kann und mal eben die 150 Piepen für die Kinderbetreuung abtreten kann. Auch werden jegliche Behördenzwänge und natürliche Mutterinstinkte einfach ausgeblendet, so dass Gardner mit seinem kleinen Sohn für jedermann sichtbar auch die letzte soziale Sicherung verlieren und so richtig schön plakativ darben kann. Muss ja auch mal sein!
Zwar existieren soziale Netze in den USA in der Tat nur rudimentär, zumal in den 80er Jahren, dennoch leidet die Glaubwürdigkeit des Geschehens merklich.

Aber gut, Glaubwürdigkeit ist ja nicht alles! Es darf für mich auch gerne mal ein eher kitischiger "Yes, we can!"-Film (ich mag z. B. auch Bays Pearl Harbor^^ ) sein, denn für einen lockeren Gute Laune-Filmabend ohne größere Ansprüche ist "Das Streben nach Glück" perfekt geeignet. Da darf die triste Realität der weltweiten, in den Nachrichten ohnehin dauerpräsenten Wirtschaftskrise auch einmal für zwei Stunden ausgeblendet werden! Wenn Gardner mit der Festanstellung schließlich nach fast zwei Filmstunden voller privater wie beruflicher Rückschläge auf Wolke 7 schwebend seinen Sohn in die Arme schließt, ist die Welt einfach für einen Moment in wunderbar-träumerischer Ordnung.
Nun im Jahr 2009 ist dies natürlich ein umso pikanteres, ja provozierendes "Winner-Portrait", da doch tatsächlich der erste farbige US-Präsident (3 Jahre nach Entstehen des vorliegenden Films) das Weiße Haus bezogen hat, seinen vollmundigen Versprechungen aber noch nicht in dem Maße die Taten hat folgen lassen, die den Wahlkampf dominierten! Eher ist - wie stets - das Gegenteil der Fall: Die US-Wirtschaft bricht weiter ein und Stehaufmännchen wie Chris Gardner sind, von Deutsche Bank-Vorstand Josef Ackermann vielleicht einmal angesehen, weit und breit nicht zu sehen, eher sind diese gar noch Schuld am weltweiten Wirtschaftsschlamassel.

Doch zurück zum Zelluloid: Einen Großteil seines Erfolges verdankt Muccinos filmgewordener "American Dream" freilich seinen tollen Darstellern. Will Smith ("I Robot", "Bad Boys") macht als bezeichnenderweise schwarzes Stehaufmännchen eine gewohnt erstklassige Figur und verkörpert seine sorgende und niemals aufgebende Vaterrolle mit großer Hingabe. Die Sympathien des Zuschauers sind ihm sowohl vor der Kamera als auch als Off-Erzähler somit stets sicher. Da trifft es sich natürlich hervorragend, dass gleich auch tatsächlich der eigene Sohn Jaden mit vor der Kamera steht und auch die Nebendarsteller sehr ansprechend gecastet wurden!

Fazit: Nichts für Leute, die in zweifellos erneut düsteren Zeiten ein realistisches Existenzdrama oder ein kritisch durchleuchtetes Spiegelbild der Realität erwarten. "The Pursuit of Happyness" spart nicht gerade mit Klischees, einigen Irrläufern in der Story und damit zusammenhängend so manchem Logikpatzer. Geeignet ist er als typisches Hollywood-Kino vielmehr für all jene, die sich gerne einmal pathetisch-rührseliger Feel-Good-Unterhaltung vor der toll eingefangenen Kulisse San Franciscos hingeben wollen...

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