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Der Titel „Das Streben nach Glück“ entstammt der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung nach Thomas Jefferson, wie uns pflichtschuldigst minimum dreimal im Film erklärt wird – und genauso fühlt sich der Film dann auch an, wie ein aus dem Zusammenhang herausgerissenes Stück, der zwar liebend gern ein paar positive Werte transportieren möchte, aber nirgendwo sonst den rechten Halt findet.

Man kann das Ergebnis also sowohl anspornend als auch verlogen aufnehmen, es fokussiert jedenfalls auf das Durchhaltevermögen und den starken Willen des Einzelnen und gerät so zu einem dankbaren Stück Schauspielerkino, dem das Wörtchen „Award“ quer über die Stirn tätowiert ist, worauf sich ein Mime wie Will Smith natürlich stürzt wie ein Verhungernder auf das erste Butterbrot.

„The Pursuit of Happiness“ blendet auf das Jahr 1981 zurück und erzählt uns die wahre Geschichte des Chris Gardner, eines Verkäufers für medizinische Scanner, der allerdings mit den teuren Geräten wenig Glück hat. Folglich verlässt ihn seine Frau, er bleibt mit seinem kleinen Sohn zurück und rutscht sozial immer tiefer, während er verzweifelt versucht, ein Praktikum als „stock broker“ zu erlangen und durchzuziehen, um dann als Einer unter Hundert einen lukrativen Job zu bekommen.

Das riecht nach Erfolgsstory mit Familiensülze und genau das ist es auch letztendlich, aber zu welchen Gewichtungen?
Tatsächlich fallen 85 Prozent der Geschichte auf das familiäre Drama, in dem Smith ständig bemüht ist, der Reihe nach das Praktikum zu erhalten oder durchzustehen, während er ohne Geld nach Unterkünften (Wohnung, Motel, Obdachlosenasyl) für sich und seinen Sohn sucht. Wenn er deswegen und dem bösen Schlingen des Schicksals nicht gerade Tränen vergießt, gibt er den aufrichtigen, kämpferischen Durchhalter, der ständig den letzten Scannern hinterherläuft, die ihm verlustig gegangen sind.

Auf die Erfolgsstory im Brokermilieu kommt er hier leider nur absolut rudimentär an, stattdessen darf Smith als „Yes, Sir!!!“-Strahlemann immer wieder halbblöde Anzugträger durch seine Fähigkeiten an Rubiks Zauberwürfel verblüffen oder durch Aufrichtigkeit und Humor Punkte machen.

Was nicht so schlimm wäre, wenn der Rest des Films nicht eine endlose soziale Schlittenfahrt hangabwärts wäre, die spätestens nach 60 Minuten nicht mehr zu ertragen ist.
Zuviel, zu lange, zu intensive, zu viel Pech und zuviel Gefühl, das strapaziert zunehmend die Geduld des Zuschauers, der natürlich eher mal sehen will, wie Smith sich freischwimmt.

Am Ende bekommt er zwar den Job, der Zuschauer bekommt aber kaum eine fachliche Basis geboten, nach der er besser sein soll als alle anderen – höchstens das Motto: Üb immer Treu und Ehrlichkeit, Offenheit und Witz, dann klappt das auch mit der gut bezahlten Stelle – eine so simplifizierte Botschaft aus den antiken Yuppie-Jahren, dass sie im Zeitalter von Hartz IV bei uns wie der reine Hohn ankommen muß.

Ansonsten Fragezeichen allerorten. Thandie Newton als Ehefrau hat kaum einen Grund, ihn zu verlassen außer die Erfolgslosigkeit und kümmert sich dann irgendwann gar nicht mehr um den Sohn. Der wiederum sitzt jeden Tag im Film in einer behelfsmäßigen Tagesstätte bei ein paar Asiaten (150 Dollar im Monat), obwohl Daddy phasenweise keinen Dollar mehr in der Tasche hat. Ämter und Staatsorgane lassen das Pärchen auf ihrem Leidensweg stets zufrieden, obwohl Smith öfters mit schulpflichtigem Kind in einem Asyl eincheckt. Ein längeres Intermezzo mit einem möglichen Kunden führt nirgendwo hin, außer das Smith dem tollen Haus und dem Erfolg hinterher schmachten darf.
Und das ausgerechnet in dieser Story niemand die Hautfarbenkarte zieht, wirkt auch nicht ganz aufrichtig.

So ist der Film nur mit ganz viel gutem Willen als „positive Energie“ zu verkaufen, eher ist es die Art von Sülze, mit der sich Smith endlich als „farbiger Tom Hanks“ qualifizieren kann, um den Oscar abzustauben, der ihm unverdient für „Ali“ vorenthalten wurde.
Tatsächlich ist die Szene, in der er den Job erhält, den halben Film wert, aber das kann das Gesamtbild nicht mehr retten.
Am Ende informieren uns ein paar Schlußtitel, dass der Mann mit Biss später pflichtschuldigst Millionär wurde.
Wären wir doch bloß alle so, nicht wahr?

Ich finde so was eher zum Speien, aber ca. 1,2 Millionen Taschentücher können sich wohl doch nicht irren, oder? (4/10)

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