"Wenn man Paradoxien nicht hasst, kann man sagen, dass L'As des as eine wahre Geschichte erzählt, nur dass alles erfunden wurde."
~ Jean-Paul Belmondo
Über der Front des Ersten Weltkriegs, im Morgengrauen, der Sonne entgegen, der Himmel noch friedlich, eine gefühlte Freiheit, eine trügerische Ruhe und Sicherheit, für wenige Sekunden nur, bis der erste Feind mit ins Bilde und es zum Schusswechsel in den Wolken kommt. Luftkämpfe hoch oben über dem Boden, unten die Grabenkämpfe, die Anfeuerungsrufe der Soldaten, die Schlacht als Sport und Abenteuer mit folgenschwerem Ausgang, mit Verletzungen, mit Verlusten und dem Tod. Kommentiert wird der Krieg hier, teilweise gefeiert, mit Tricks und Finten manövriert, der Gegner hinters Licht geführt:
1936. Vor zwanzig Jahren noch Gegner beim Luftkampf, verbindet die ehemaligen Piloten Georges "Jo" Cavalier [ Jean-Paul Belmondo ] und Günther von Beckmann [ Frank Hoffmann ] mittlerweile eine Art Freundschaft, wobei Jo, mittlerweile Trainer der olympischen französischen Boxmannschaft bei seiner Einreise in das unter dem Nazi-Regime von Adolf Hitler lebenden Deutschland auch bald einiges an Unterstützung benötigt. Jo hat sich nicht nur vor der Abfahrt abfällig über die Zustände vor Ort geäußert, was prompt von der Reporterin Gabrielle Belcourt [ Marie-France Pisier ] aufgegriffen und auch so veröffentlicht wurde; sondern er freundet sich während der Zugfahrt auch mit dem zehnjährigen jüdischen Simon Rosenblum [ Rachid Ferrache ] an. Beides kommt bei der Gestapo [ unter Führung von Benno Sterzenbach ] nicht sonderlich gut an.
Buchstäblich die Hosen lässt man hier herunter, es gibt trotteligen Gefreiten Hitler, es wird mit der Rauchmaschine hantiert und dem Fangnetz, die großen Stunts aufgefahren, die Explosionen, die laute Komik, der verbale Witz. Manchmal Sandkastenspiele im wahrsten Sinne des Wortes, das Geschehen bunt und knallig, ein Vorspiel und ein Nachspiel, zwanzig Jahre werden übersprungen, ein Mann ohne Sorgen, ein Filou, ein großes Kind “mit dicken Negerlippen“. Belmondo wieder in einer Paraderolle, auch als Grobian, gegenüber einer Frau auch vor allem, es wird auch Politik gespielt, “der braune Meister“ angesprochen, merkwürdige Dinge aufgegriffen, Zwischentöne analysiert. Kalauer gibt es zahlreich, grobes Auftreten, Geschmackssache, Draufgängertum, keine Frauenförderung. “Mehr oder minder geistreiches Zeug“ im Inhalt, viel Dekoration in der Ausführung, ein Periodenstück, eine Olympiade mit vielen verschiedenen Zutaten, vorne die Unterhaltung, hinten die Hakenkreuze.
Bald wird sich mit den Schergen der Gestapo geprügelt, eine Buchhandlung nach allen Regeln der Kunst demoliert, Stürze durch Glas und Mobiliar, ein närrisches Treiben, Schabernack im Nazireich, ein geschichtliches Zwiegespräch, mit Widerhaken, mit Widersprüchen, mit Ärgernissen, hin- und hergerissen. Belmondo dabei als Symbol der Männlichkeit, Kriegsheld, Profisportler, mit stolz geschwellter Brust, mit Schlag bei den Frauen, mit Kumpanei bei den Männern. Frivol ist das Ganze, sexuell offensiv, Liebe und Krieg, Humor trotz oder wegen der Diktatur, dem Diktator und seinen “Arschlöchern“, den Mitarbeitern in den langen schwarzen Ledermänteln. Sport und Propaganda, Kunst und Kultur, Gleichschritt Marsch gibt's auch, die Einspeisung von realen historischen (oder wie aus Fred Zinnemanns Drama Julia, 1977 auch filmisch fremden) Bildern, die Nachahmung dessen, mal schwarzweiß, mal Sepia und Patina, dann wieder Farben, “albern wie vor 20 Jahren“, ein bisschen Kritik und “ein bisschen vergessen“.
Musikalisch ist das eher beschwingt, wird auch später von der Freiheit geträumt, die Natur und die Landschaft gefeiert, Neuschwanstein umflogen, einmal quer (von Berlin aus) durch ein grünes Bayern, speziell Berchtesgaden und Umgebung als optisches Paradies auf Erden gepflügt. Das Geschehen und damit das Drehbuch oft nur eine große, nicht großartige Ausrede, man bedient alle Richtungen und sich seiner Mittel, der Subplot mit dem Waisenkind als Geisel der Gesellschaft, Bébel als Ersatzvater, berühren soll das, es ist so plump gedreht wie geschrieben, es ist nicht ohne Interessen, es nicht gänzlich ohne Witz (die Bärenszene), es ist mal wie eine Modernisierung von Die große Sause a.k.a. Drei Bruchpiloten in Paris, mal wie eine Vorwegnahme des Deutschsprachigen Parts von Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, fast wie als direkte Inspiration (die halsbrecherische Verfolgungsjagd gegen die Motorradfahrer am Grenzposten), mal wie ein grotesk gescheitertes Experiment, mal wie eine Art Top Secret!, auch in der Präsentation und Ausführung der Pointen. Das scheut den Aufwand und die Ausgaben und die Respektlosigkeit nicht, das platziert sich von vornherein als Kassenschlager, das wurde vor allem im Heimatland (Platz 2 der Jahresbestenliste, vor bspw. Louis und seine verrückten Politessen oder La Boum 2 - Die Fete geht weiter) bekrittelt und kritisiert, wo man den anspruchsvollen, bei den Kritikern erfolgreichen Ein Zimmer in der Stadt, eine musikalische Tragikomödie vom Thron fegte, ein Unding quasi, in Deutschland selber war man übrigens auch vor dem de Funès und der Marceau, Platz 15.