„Ritter der Dämonen“ ist das erste von zwei Spielfilm-Spin-Offs aus der genialen US-TV-Horrorserie „Geschichten aus der Gruft“. Die Regie führten Gilbert Adler und Ernest R. Dickerson. 1995 veröffentlicht, handelt es sich um ein gelungenes Beispiel für US-Horror jenes Jahrzehnts, der gut unterhält, professionell und ohne Ausfälle inszeniert wurde, aber mehr für Kurzweiligkeit als für Innovation, Experimente oder größere Alleinstellungsmerkmale steht.
In New Mexico liefern sich der Collector (Billy Zane, „Zurück in die Zukunft“, „Critters – Sie sind da“) und Brayker (William Sadler, „Die Verurteilten“, „The Green Mile“) eine Verfolgungsjagd, die sie nach einem Autocrash in eine stillgelegte und nun als Motel geführte Kirche führt. Der Collector ist hinter dem sich in Braykers Besitz befindenden Schlüssel zum Tor der Finsternis her, durch dessen Öffnung Scharen von Dämonen in die Welt, wie wir sie kennen, einfallen. Zusammen mit den Betreibern und Gästen des Motels erwehrt sich Brayker des diabolischen Collectors...
Der flott erzählte Film wartet mit einigen mal mehr, mal weniger überzeichneten Nebenrollen auf, aus denen als kleiner Augenschmaus (zumindest für mich) die juvenile Jeryline (Jada Pinkett Smith, „Scream 2“) hervorsticht, die die straffällig gewordene, aber eigentlich herzensgute, noch unverdorbene Jugendliche zwischen all dem White und Black Trash mimen darf. Die Handlung wildert durch ihre an die christliche Mythologie angelehnte Thematik im Okkult-Horror-Bereich, filmtechnisch umgesetzt durch wunderbar surreal anmutende Rückblenden zur Kreuzigung Jesus. Die Spezialeffekte stehen klar im Vordergrund, werden dennoch wohldosiert eingesetzt und sorgen neben einigen gelungenen Splattereffekten für ansehnliche Dämonen, die mich etwas an das Plakatmotiv zu Mario Bavas „Planet der Vampire“ erinnern. Diese scheinen eng mit Zombies verwandt zu sein, denn auch sie sind nur durch gezielten Waffeneinsatz zu töten und in der Lage, ihre Opfer zu infizieren und zu ihresgleichen zu machen. Teuflische Verführungsversuche, die an die insgeheimen Wünsche der Protagonisten appellieren, welche sodann auch visualisiert werden, sind neben dem Okkult-Faktor das Salz in der Suppe des Drehbuchs.
Mit William Sadler konnte man einen charismatischen Schauspieler für die Hauptrolle gewinnen, der dem Film sichtlich guttut und ausreichend Ernsthaftigkeit mitbringt. Billy Zane als übermächtiger Dämonenpapa mit menschlichem Antlitz erscheint vermutlich absichtlich als Kontrast zu seinen Kreaturen glatt und ohne Ecken oder Kanten. Mein persönlicher Höhepunkt der Darstellerriege aber ist B-Movie-Ikone Dick Miller („Das Vermächtnis des Prof. Bondi“, „Gremlins – Kleine Monster“) als dem Alkohol nicht abgeneigter alter Knacker. Belohnt wird er mit einer schönen Sleazeszene.
Das eigentlich Besondere an „Ritter der Dämonen“ sind der Pro- und Epilog, die mit dem eigentlichen Film nichts zu tun haben und durch die der Crypt Keeper im Stile der Serie führt. Diese Szenen verfügen dann auch über den aus der Serie bekannten makabren Humor, während die Haupthandlung sich zwar ebenfalls comichaft präsentiert, andere typische Charakteristika der Mutterserie aber vermissen lässt. Letztlich hat mir das zweite Spielfilm-Spin-Off „Bordello of Blood“ mit seiner deutlich humoristischeren Ausrichtung noch etwas besser gefallen und schien mir eher zur Serie zu passen. Dennoch eine kleine Perle des ‘90er-Horrors, die keinen Genrefreund enttäuschen sollte.