Marie Jones kommt aus den USA nach Russland, weil sie, die einst von einem britischen Paar adoptiert wurde, nun herausgefunden hat, daß ihre elterlichen Wurzeln dort zu finden sind. Ein Anwalt teilt ihr mit, daß sie das Anwesen der leiblichen Mutter, einen heruntergekommener Hof auf einer Insel mitten in der Wildnis, geerbt hat. Maries Reise zur Stätte ihrer Geburt wird zu einem nicht enden wollenden Alptraum, denn dort trifft sie nicht nur ihren Zwillingsbruder sondern auch auf zwei lebende Tote, die ihre Spiegelbilder sein könnten…
„Die Verlassenen“ ist ein sorgfältig produzierter, stellenweise ziemlich harter Geisterfilm, der ohne zu übertreiben, in der Liga von „The Others“ mitzuspielen vermag. Auch wenn einem die dargebotene Geschichte etwas zu dünn geraten erscheint, so muß man doch vor den Machern dieses typischen Euro-Horrors (keine Teenager, kein Happy End) den Hut zücken: ihr Handwerk in punkto Soundeffekte und Kameraführung verstehen sie allemal. Im Gegensatz zu den US-Vertetern dieses Subgenres gibt es in Nacho Cerdàs Film auch genügend surreale Situationen, um dem Zuschauer ein wahres Alptraum-Feeling zu vermitteln. Abgerundet wird das Ganze mit einem blutig-grotesken Wildschwein-Überfall à la „Der Teufelsschrei“ und mit einer durchgehend auf unheimlich getrimmten Atmosphäre. Damit ist wieder einmal bewiesen, daß a) das mediterrane Genre-Kino nicht tot ist und b) nicht nur Lucio Fulci ein Händchen für Phantasmagorien hatte. Fazit: ein toller Film! Alternativtitel: „The Abandoned – Die Verlassenen“. Auf DVD (16:9) letterboxed (2,35:1). Mit Anastasia Hille, Karel Roden, Carlos Reig-Plaza, Valentin Ganev u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin