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Irgendwo in Russland, 1966. Ein grauer Truck hält in einer dunklen, gewittrigen Nacht an einem Bauernhof mitten in der Einöde. Die Hausbesitzer öffnen den Truck und finden eine tote Frau und 2 Babys vor. 40 Jahre später. Wie durch ein Zufall erhält Marie, ein Adoptivkind, die Nachricht, ihre Herkunft sei nun gewiss. So reist sie mit völliger Erwartung etwas über ihre Eltern, ihre Vergangenheit und Herkunft herauszufinden nach Russland, in ein Land, in der ihr Sprache und Kultur fremd sind und die Eingeborenen bei jedem Ausländer Verdacht schöpfen. Weit abgelegen findet sie durch Hilfe eines Russen mit grauem Truck zu ihrem Familienhaus, doch da muss sie allzu früh erkennen, dass ihre Situation ausweglos ist und obwohl sie ihren vermeintlichen Zwillingsbruder findet, scheinen sie gefangen. Ihr Versuch die Vergangenheit aufzudecken, wird zum Katalysator ihres eigenen Untergangs.

So verwirrend, wie sich meine Inhaltsangabe anhört, so ist auch letztendlich der komplette Ablauf des Filmes. Von Anfang an herrscht eine absolut bedrückende und beängstigende Atmosphäre, die sich fortan vehement steigert. Das beginnt typisch mit dem Wiederholen mysteriöser Schlüsselobjekte wie dem grauen Truck, der 40 Jahre danach genauso aussieht wie damals. Doch um diese Schlüssel entlarven zu können, mit seinen Wendungen und Personen, muss man schon wirklich mitdenken, ansonsten lässt einen der Film vollkommen alleine. Und das ist auch der Hauptcharakter dieses Filmes. Er erzählt nur zu deutlich das Schicksal des Alleinseins, des Verlassenseins, in dieser grauen, kalten Welt und vermischt diese grausame Monotonie des unaufhaltsamen Endes, das uns jedem bevor bestimmt ist mit zahlreichen Methoden, dass uns vor lauter Ehrfurcht im Sessel erstarren lässt. Das dabei etliche Schemen wirken, wie aufgeblasener und unlogischer Mystikschund, macht die nächste vollkommen wirre Szene wieder wett, denn dem Film gelingt der Spagat zwischen den Wirrungen der Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Fiktion und Realität. Und tatsächlich weiss man als Zuschauer nie, was nun wirklich wie stimmt, denn in jeder Szene steckt soviel Tiefe und Interpretationsmöglichkeit, dass man dadurch wieder vollkommen alleine gelassen wird. Wie auch Marie und ihr Bruder, die in diesem völlig gespenstischen Haus nach Fakten suchen. Dass sie dabei von ihren untoten Ebenbildern heimgesucht werden, die ihnen nach und nach zeigen, wie ihr Todesschicksal endet, putscht den Film noch mehr auf. Lange gab es keinen Film mehr, der mich so zu schockieren wusste und so ist es dann auch wiederum das komplette Ende des Films, der die Angst des Zuschauers bewahrheiten wird. Man ist als Mensch, egal wo man herkommt, egal wie man lebt, gefangen und völlig allein, womöglich verlassen, bis zu seinem schrecklichen Schicksal, dass man nicht überwinden kann. Und diese Angst, die Angst vor dem Alleinsein, dem Verlassensein, die Angst vor der Fälschung der Realität und Fiktion und der fortschreitenden Dunkelheit um einen und in einem projiziert dieser Film absolut phantastisch. Dabei wirkt der Film fast wie ein Dokument eines jeden Menschenleben. The Abandoned ist vielmehr ein absolut beklemmendes Drama, das geschickt mit phantastischen Elementen spielt, dem Zuschauer Gänsehaut bereitet, einen vollkommen verwirrt, alleine dastehen lässt, falsche Realität vermittelt, um zum Ende hin vollkommen logisch das Ende einzuleiten und aufzudecken.

Fazit:

Absolut schockierender Film über die Unausweichlichkeit des Lebens und des Schicksals. Dabei so atmosphärisch wie exzellent verwirrend und verstörend. Das was der Film uns sagen möchte projiziert er währenddessen auf den Zuschauer. Wir sind allein, und genauso sollte man diesen Film genießen, um ihn vollends spüren zu können. Allein, gefangen in unseren eigenen fremden Welt aus Angst und Hoffnung. Metaphysisch wie auch absolut intelligent.

92%

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