Der aus der weiterhin boomenden spanischen Horrorfilmecke stammende "The Abandoned" hätte ein richtig starker Genrebeitrag werden können! Letztlich bleibt Nacho Cerdàs Spukgeschichte um ein abgelegenes altes Gehöft und dessen blutiges Geheimnis jedoch im soliden Mittelfeld des Genres stecken - wie so viele Produktionen aus dem Urlaubsland Nr.1.
Die Gründe hierfür sind auch schnell gefunden: Denn obwohl "The Abandoned" eine tolle Optik und wunderbar atmosphärische Settings aufbieten kann, desweiteren die Darstellerleistungen trotz unbekannter Namen absolut in Ordnung gehen und nach einem etwas behäbigen Auftakt keine größeren Längen auftreten, so macht sich doch merklich Sand im filmischen Getriebe bemerkbar.
Auf den Punkt gebracht lässt sich sagen, dass es Nacho Cerdàs ambitionierter Gruselstreifen zum einen schlicht an Originalität und zum anderen an Konsequenz mangelt. Zu schnell wird hier der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte offenbahr, wird zudem keinerlei Plottwist geboten, der diese Vohersehbarkeit etwas entkräften würde. Ungünstig erweist sich da auch die Inkonsequenz der (wenigen) Schockszenen, welche in ihrer einfallslosen und harmlosen Art einen eingefleischten Genrefan einfach nicht mehr hinter dem Ofen hervorzulocken vermögen. Auch wenn im Finale nochmal ein wenig die Goretüte geöffnet wird, so kann dies das mäßige Schockpotential des Films nicht kaschieren. Ja die letzten Blut-Panscherreien wirken gar recht aufgesetzt, als wollte man im Bewußtsein weitgehender Harmlosigkeit unbedingt nochmal etwas fürs Auge bieten.
Fazit: Normalerweise weint man einem nur durchschnittlichen Horrorstreifen heute kaum noch eine Träne nach. Doch bei "The Abandoned" ist es tatsächlich mehr als schade um die tollen Kulissen und das zweifelsfrei vorhandene technische Talent des Regisseurs. Zum Gruseln zwischendurch taugt "The Abandoned" ja zweifelsohne, aber es wäre auch ein leichtes gewesen, hier einen wirklich fetzigen Schocker zu kreieren. Die KJ-Einstufung des Filmes ist übertrieben.