Review

Nach über vierzig Jahren kehrt Marie an ihre Geburtstätte zurück, denn sie hat das Haus ihrer Eltern geerbt, die sie niemals kennen lernte. Als sie noch sehr klein war, wurde sie adoptiert und will jetzt im Zuge der Hausbesichtigung auch herausfinden, was sich damals abgespielt hat. Dort angekommen will ihr Fahrer nachsehen, ob alles in Ordnung ist, da es mittlerweile schon stockduster geworden ist und das Anwesen sehr verlassen liegt. Doch er kehrt nicht zurück. Also untersucht Marie die Ruine im Alleingang und spürt von Anfang an, dass sie von jemandem verfolgt wird. Als diese Person sich zeigt und schließlich zur ernsten Bedrohung entwickelt, flüchtet sie panisch und fällt über eine Klippe in einen Fluss. Als sie wieder aufwacht, befindet sie sich wieder in ihrem Elternhaus. Ein Mann hat sie vor dem Ertrinken gerettet. Dieser gibt sich als ihr Zwillingsbruder aus, doch zunächst vertraut sie ihm nicht. Doch Nikolai ist das mit Abstand kleinste Problem an der Sache. In der Ruine gehen merkwürdige Dinge vor, die sich beide zunächst nicht erklären können. Mit zunehmender Dauer kommen die beiden hinter ein schreckliches Geheimnis und geraten in Lebensgefahr, doch eine Flucht ist unmöglich.

Und warum ist die unmöglich? Das verrate ich Euch natürlich nicht, weil dies eines der Elemente ist, die den Film interessant machen. Überhaupt gibt es hier einige Ideen und Kniffe, die ich in dieser Form noch nie gesehen habe, was in der heutigen Zeit besonders erwähnenswert ist

„Abandoned" ist eigentlich ein Horrorfilm der guten alten Schule. Hier erwartet den Zuschauer keine „Special Effects"-Orgie und auch keine schreienden Teenager, die einer nach dem anderen niedergemetzelt werden. Ähnlich wie bei „The Others" bezieht der Film seine Spannung fast ausschließlich über die Kulissen und die Kamera. Erst gegen Ende werden auch einige Effekte eingesetzt, die aber nötig sind, um die Handlung voranzubringen.

Ein wirklich großes Problem bei dieser Rezension war die Zusammenfassung der Handlung. Diese ist in ihren Grundzügen eigentlich ganz einfach und theoretisch auch in zwei Sätzen zu bewerkstelligen, aber so ganz ohne Informationen wollte ich sie dann auch nicht belassen. Allerdings musste ich schon einiges wieder herausnehmen, weil ich ständig kurz vorm spoilern stand

Das sagt schon viel über den Film aus. Zwar ist die Handlung relativ simpel, doch was Regisseur Nacho Cherda daraus gemacht hat, ist durchaus bemerkenswert. Gegen Ende verliert der Zuschauer zwar kurzfristig den Durchblick, der sich im Laufe der letzten Minuten aber wieder einstellt. Trotzdem bleiben hier viele Fragen offen und das ist meiner Meinung nach auch genau so gewollt. Automatisch denkt man während des Abspanns noch einmal darüber nach, ob alles zusammenpasst. Und wenn ein Film so etwas erreicht, dann ist das immer ein positives Zeichen.
Anastasia Hille, die ich vorher wissentlich in noch keinem Film gesehen habe, muss den überwiegenden Teil des Films alleine tragen und erledigt ihre Sache vorzüglich. Auch Karel Roden, der mir immerhin schon mal bei Running Scared auffiel, spielt seinen Part als Bruder glaubwürdig.

Fazit: Endlich mal wieder absoluter Old School Horror, der ohne entstellte Zombies, brachiale Ekeleffekte oder nervige Schlachtopfer-Teenies auskommt und sich zu 80% nur auf seine Atmosphäre verlässt. Menschen, die Filme wie den bereits oben erwähnten „The Others" mögen oder auch den Klassiker „Schloss des Schreckens", werden ihre Freude an dieser Inszenierung haben.

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