Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Slasher-Subgenre-Begründers „Halloween“, der 1978 unter der Regie John Carpenters entstand und zu einer Filmreihe mit immer weiteren Fortsetzungen anwuchs, wurde der Dokumentarfilm „Halloween: 25 Years of Terror“ in britisch-US-amerikanischer Koproduktion von Stefan Hutchinson gedreht und 2006 veröffentlicht. In Spielfilmlänge werden sämtliche Filme des „Halloween“-Franchises abgehandelt und viele Aufnahmen stammen von einer ebenfalls zum 25. Geburtstag des Originals in Leben gerufenen Convention, auf der sich zahlreiche Akteure von vor und hinter den Kulissen sowie natürlich die Freunde der Reihe um den emotionslosen, unmenschlichen Killer Michael Myers ein Stelldichein gaben. Ferner kommen auch andere Filmmacher oder sonst in irgendeiner Weise mit der Thematik in Verbindung Stehende wie Rob Zombie (später Autor und Regisseur des Remakes), Clive Barker (Horrorschriftsteller und - -regisseur, Schaffer der „Hellraiser“-Reihe) oder Edgar Wright (Regisseur „Shaun of the Dead“) ebenso zu Wort wie Kritiker, Historiker, Sammler, Fanzine-Macher etc. pp.
Hutchinson arbeitet mit zum Drehzeitpunkt aktuellen Aufnahmen, mit Selbstgedrehtem und Archivmaterial aus unterschiedlich „Halloween“-Epochen, bekam altes hinter den Kulissen Gedrehtes zur Verfügung gestellt und greift auch auf ältere Interviews zurück. So bekommt man zahlreiche unterschiedliche Stimmen und Sichtweisen zu sehen. Während der Grundtenor natürlich unmissverständlich lautet, dass es sich bei Carpenters „Halloween“ um einen unbedingten Klassiker handelt, werden andere Teile der Reihe durchaus differenziert betrachtet, jedoch immer in Relation zum jeweiligen Zeitgeist gesetzt. Moustapha Akkad, Produzent sämtlicher „Halloween“-Filme, äußert sich für einen US-Produzenten erstaunlich selbstkritisch. Man erfährt sowohl, weshalb „Halloween III“ nichts mit Michael Myers zu tun hatte, als auch die turbulente Produktionsgeschichte von „Halloween VI“ und was es mit dem besseren Producer’s Cut auf sich hat, für den hier hochoffiziell eine Lanze gebrochen wird. Auch die zum Drehzeitpunkt jüngsten Produktionen „H20“ und „Resurrection“ werden kritisch beäugt, positive wie negative Aspekte beleuchtet und interessante Produktionsnotizen geteilt. Glücklicherweise ist mit dem Schlechtgerede von „Halloween IV“ endlich einmal Schluss, dafür erwischt es diesmal Teil V, dessen negative Seiten stark betont, die positiven hingegen nicht erwähnt werden. Hier entsteht ein kleines Ungleichgewicht, das sich auch in der Pauschalverurteilung der Slasherkonkurrenz als qualitativ minderwertige Imitate unglücklich bemerkbar macht.
Heimlicher Star des Dokumentarfilms ist die bezaubernde Danielle Harris, die in den Teilen IV und V die kleine Jamie spielte. Sie kommt relativ häufig zu Wort und berichtet offenherzig über positive wie negative Erfahrungen. In Rob Zombies Neuinterpretationen ist sie übrigens als erwachsene Frau zu sehen. Dem leider verstorbenen Donald Pleasence wird ebenso die verdiente Ehre zuteil wie John Carpenters Filmmusik; man hat wirklich an fast alles gedacht, ordnet die „Halloween“-Filme als gesellschaftliches Phänomen ein, arbeitet ihre Alleinstellungsmerkmale heraus, belegt anhand zahlreicher Filmausschnitte, und versorgt den interessierten Zuschauer mit einer Vielzahl von Informationen aus erster Hand. Sogar interessante Sichtweisen zum leidigen Thema Sexismus in Slasher-Filmen fanden in Hutchinsons Film ihren Platz. Selbst Die-Hard-Fans werden hier mit Sicherheit noch die eine oder andere für sie neue Info aufschnappen können und wenn nicht, sich dann doch zumindest an dieser umfang- und detailreichen, liebevollen, spannend erzählten Dokumentation und dem Wiedersehen mit zahlreichen bestens aufgelegten Mitgliedern der „Halloween-Familie“ erfreuen. Und wem das argumentativ noch nicht reicht, sei gesagt, dass ein durchgeknallter weiblicher Myers-Fan blankzieht.
Fazit: Für jeden am Thema Interessierten ein absolutes Muss!