Review

Der letzte Film von Regisseur George P. Cosmatos, einst als Garant für brachiale Action wie „Rambo: First Blood Part II“ und „Cobra“ gefeiert, leidet nicht nur unter der altbackenen Inszenierung des Routiniers, die gerade gegen den ein Jahr später entstandenen Tony Scott-Thriller „Enemy of the State“ richtig alt aussieht, sondern auch unter der arg innovationslos konstruierten Verschwörung innerhalb des Weißen Hauses. Dementsprechend mau schlug sich „Shadow Conspiracy“ seinerzeit trotz legendärer Schauplätze und Monumente Washingtons auch an den Kinokassen.

Ausgerechnet Charlie Sheen („Major League“, „The Three Musketeers”) damals schon auf dem absteigenden Ast, gerät als Präsidentenberater Bobby Bishop in das Visier der konspirierenden Elemente und muss nun um sein Leben flüchten, weil er abgesehen von der Journalistin Amanda Givens (seinerzeit ebenfalls mit Karrieretendenz nach unten: Linda Hamilton, „The Terminator“, „Dante's Peak“), die als Enthüllungsjournalistin schon über diesen Umstand recherchierte, niemandem mehr vertrauen kann...

Reichlich unausgearbeitet gerät schon der Einstieg mit einer Gruppe Computer-Analysten, die wie eine Rentnertruppe im Altersheim ausschaut und über ein Programm wacht, das alle Schritte und Treffen von Regierungsmitgliedern verfolgt, vergleicht und irgendwie zum Schluss kommen kann, dass jemand an einer Verschwörung deichseln könnte (Ja, ne...). Jedenfalls scheint der Falsche Wind von den ergrauten Damen und Herren bekommen zu haben, schickt einen Killer vorbei und lässt alle bis auf einen hinrichten, der noch flüchten kann und vor seinem nur hinausgezögerten Ableben Bobby noch etwas von Schatten blabla in die Ohrmuschel flüstern kann. Nun steht er auf der Abschussliste, vertraut prophylaktisch erst einmal niemandem vom Staatsapparat, sucht Hilfe, Zeugen und Informanten, um nur jedes Mal einen Tatort zu betreten. Dauert etwas, bis ihm einleuchtet, dass man sein Handy angezapft hat...

Wer da mit im Hintergrund die Fäden zieht, ist leider früh offensichtlich, zumal die Besetzung einfach zu eindeutig geriet. Also fallen die Twists auch schon mal raus. Das Motiv wird sogar gleich eingangs geliefert: Viele Angehörige des derzeitigen Kabinetts sind unzufrieden mit dem politischen Kurs des derzeitigen Präsidenten.
Also muss es die flotte Hetzjagd nach der Wahrheit reißen, aber sie tut es nicht und zwar weil Cosmatos Regie deutlich nicht mehr up to date war.

Bishop und Givens rennen viel, gehen vor Schüssen in Deckung, entkommen immer wieder in letzter Sekunde, klauen Autos, nutzen öffentliche Verkehrsmittel und werden regelmäßig vom Supermega-Computer aufgespürt, der alle möglichen Telefonanschlüsse überwacht, die Bishop nutzen könnte. Ein mitreißendes Szenario findet dabei aber nicht statt. Bieder und einfallslos filmt Cosmatos sein Duo, das unglaubwürdig simpel selbst in schwerbewachte Regierungsgebäude eindringt, um Informationen über die Drahtzieher zu erhalten. Dass die oder der dann auch noch alles detailliert in seiner privaten Datenbank eingetippt und abgespeichert haben, setzt der Unglaubwürdigkeit dann die Krone auf.

Die technischen Abhör-Gimmicks, im Intro noch groß angekündigt, finden weniger Verwendung als vermutet. Dass sich auch irgendwann die Polizei auf die Socken macht, weil Zeugen das Paar grundsätzlich an den Tatorten sehen, tragen auch nicht zur Steigerung der Spannung bei. Ihr eiskalter, wortkarger Killer gibt trotz bösem Gesichtsausdrucks derweil nur unwesentlich mehr her.

Hat man sich erst einmal durch das andauernde Fluchtszenario gekämpft, das immerhin auch ein paar Fetzen Wahrheit bereit hält, muss man als Zuschauer noch über Bishops Ungeschicktheit lachen, weil er den perfekten Beweis ins Wasser wirft und bedröpelt aus der Wäsche schaut, dann aber allen Mut zusammen nimmt, um einer absolut blödsinnigen Schlusssequenz das Attentat, mittels eine Spielzeughelikopters, zu verhindern und den Peacemaker zu schwingen, als würde der den ganzen Tag nichts anderes tun.

Auch weil der Cast sich nicht mit Ruhm bekleckert und vor allem das Pärchen Sheen / Hamilton seltsam austauschbar gar keinen Eindruck hinterlässt, verbleibt der relativ unbekannte „Shadow Conspiracy“ im unteren Mittelmaß. Der schlampig recherchierte Plot, der nicht nur einige Fehler aufweist, sondern nicht einmal Brisanz besitzt, noch, vor allem in Anbetracht der quasi nichtexistenten Sicherheitsvorkehrungen, sonderlich glaubwürdig erscheint, mag zwar das größte Ärgernis sein, doch auch Cosmatos lustlose Regie riecht gegen den Wind miefig nach Auftragsarbeit.


Fazit:
Einfallsloser, spannungsarmer 08/15 – Verschwörungsthriller, der sicherlich über gewisse Schauwerte verfügt, weil er zum Teil an den echten Schauplätzen gedreht wurde, aber früh durchschaut wird und nie eigene Ideen hat, sondern schwer nach formelhafter Arbeit vom Reißbrett aussieht. Die Darsteller spielen wenig einprägsam, die Regie ist antiquiert und das Drehbuch steckt voller Unglaubwürdigkeiten. Da gibt es bessere Filme auf dem Gebiet.

Details
Ähnliche Filme