Review

Wenn es in Deutschland einen Preis wie die goldene Himbeere gäbe, dann hätte Margarete von Trotta ihn für "Ich bin die andere“"verdient.

Einen so dummen und zusammenhanglosen Film, mit gleichzeitig so berühmten Darstellern hat es schon lange nicht mehr gegeben.

Der Titel verspricht, dass man etwas über Schizophrenie oder eine Multiple Persönlichkeit erfährt. Und tatsächlich spielt Katja Riemann in dem Film eine Frau, die sich in der ersten Szene als Prostituierte von einem fremden Mann kaufen lässt (man kann ihr dabei sogar direkt auf den Bären gucken – wozu eigentlich?) und in der nächsten Szene als Anwältin für Prozessrecht arbeitet.

Wie das geht? Ganz einfach: Morgens wacht die Riemann erschreckt im Hotelzimmer auf. Packt schnell ihre Sachen zusammen und fährt direkt ins Büro, als wenn nichts gewesen wäre. Das klingt nicht nur blöd, sondern das ist es auch. Aber es kommt noch schlimmer.

Also der Typ, der die unbekannte Frau im Hotelzimmer ge***** hat, ist der letzte Edelmann auf der Welt (August Diehl in seiner undankbarsten Rolle). Ja, dem Zuschauer wird hier allerhand abverlangt, nicht nur, dass Edelmänner heutzutage Huren kaufen, nein, sie sollen auch bereit sein für ihre Liebe alles zu geben.

Denn ihre Liebe schenken Edelmänner nicht etwa ihrer hübschen Gefährtin Britta, die mit ihnen zusammen in einem Haus am Starnberger See lebt – nein, ihre Liebe schenken diese Edelmänner einer Hure, die … nun ja im Alter von deutlich über Vierzig … nicht mehr ganz taufrisch wirkt.

Also der Riemann. Tja, welch tiefer Fall. Einst war sie Deutschlands beste Schauspielerin. Jetzt scheint sie ihr Talent verloren zu haben. Im ganzen Film stakst sie so hochgradig verwirrt und albern durchs Bild, dass sich kein Mensch vorstellen kann, sie hätte jemals das Jurastaatsexamen schaffen können, geschweige denn eine Promotion.

Und dann erfährt man auch noch, dass sie sogar in ihrer Heimat in Süddeutschland ab und zu die Perücke aufsetzt und Nutte spielt (jetzt wird es lustig) aber das sollen ihr alle nicht übel nehmen, weil sie ja in Wirklichkeit kein Geld dafür nimmt (haha, selten so gelacht, die wäre öffentlich angezündet worden und der Bürgermeister persönlich hätte das Feuer entfacht …)

Wer jedenfalls glaubt nur der Edelmann und die Hure spielen voll von der Rolle, bekommt auch noch die Britta präsentiert. Eigentlich liebt sie den Edelmann und merkt, dass sie ihn verliert. Und was macht sie in der Situation? Sie sucht ihm die Adresse von der Hure/Anwältin heraus, damit er sich mit ihr treffen kann - hat man sowas schon mal gehört?
Fast hätten wir auch noch den Vater von der Riemann vergessen. Aber um diese Frühstücksrolle soll es noch später gehen.

Denn es kommt plötzlich zum Fall, dass der Film in Afrika spielt, ohne dass jemand verstehen kann, warum das so ist.

Man kann allerhöchstens spekulieren, dass eine Zwiespaltung im Hirn von Regisseurin Margarete von Trotta stattgefunden hat und ihr fremde Stimmen einflüsterten "Casablanca" nachdrehen zu müssen.

Jedenfalls passt ab dann gar nichts mehr zusammen. Die Riemann zieht Landestracht an und … ach man mag darüber einfach kein Wort verlieren.

Sehr ärgerlich ist  auch, dass bereits am Anfang angedeutet wird, dass es ein schlimmes Familiengeheimnis gibt, das auch der Grund sein soll, weshalb die Riemann so komisch geworden ist. Aber was dann am Ende rauskommt ist so banal, dass man sich wirklich fragt, ob die Regisseurin irgendetwas von der Materie verstanden hat.

Jedenfalls mag es peinlich sein Hollywood zu zitieren, aber denen ist es schon häufiger gelungen das Krankheitsbild der Schizophrenie in mehreren Filmen gut darzustellen (nicht nur in "a beautiful Mind", auch in "Fight Club", etc.).
Aber in "Ich bin die Andere" ist Katja Riemann weder schizophren – dann wär sie bei dem frühen Beginn ohnehin schon mit 40 durch – noch Multiple. Zwar wäre das "Multiple" naheliegender, weil diese Krankheit tatsächlich meistens entsteht, wenn die Personen im Kindesalter schwer misshandelt werden.
Als besonders gefährlich gilt dabei die Zeitspanne vom 2. bis 4. Lebensalter, weil zu dem Zeitpunkt die eigene Persönlichkeit noch nicht fertig ausgebildet ist und Defekte entstehen können.
Aber in dem Alter ist bei der Filmfigur gar nichts passiert. Wenn überhaupt dann erst im Alter von acht Jahren – und ohne den Inhalt vorwegnehmen zu wollen. Was da passiert ist – ist garantiert nicht geeignet um jemanden verrückt werden zu lassen ...
Margarete von Trotta hätte sich nicht so lächerlich gemacht, wenn sie wenigstens fünf Minuten für den Film recherchiert hätte.

Jedenfalls ist der Zuschauer hier doppelt angeschmiert. Fachlich ist es Blödsinn und inhaltlich wartet er die ganze langweilige Zeit darauf, dass ein unaussprechliches und furchtbares Familiengeheimnis gelüftet wird. Und als es dann endlich auf dem Tisch liegt, denkt er: Ach und mehr war nicht?

Eine große unwürdige Witzfigur gibt hier auch der ehemals große Darsteller Armin Müller-Stahl ab. Er spielt den Vater der durchgeknallten Riemann und macht das so unmotiviert und schlecht, dass man sich nur fragt, wo denn sein Talent beim Dreh gewesen ist? Jedenfalls ist es unerträglich ihm beim Aufsagen seiner Phrasen zu hören. Und im Prinzip hätte man das auch nicht von einem Darsteller seines Formats erwartet.

Insgesamt ist der Film jedenfalls so misslungen, dass man die Motivation von keinem der Darsteller nachvollziehen kann. Wieso soll der Edelmann der Hure/Anwältin verfallen sein.
Wieso ist die Hure/Anwältin so seltsam und wieso kann der Vater überhaupt sprechen, wenn er nur Müll von sich gibt?

"Ich bin die Andere" ist der gnadenlos versemmelte Film einer mittlerweile vollständig talentfreien Regisseurin.

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