Review

Gute Unterhaltung, "Mainstream", ist immer erwünscht und eine schöne Ablenkung. Unter gute Unterhaltung kann man "300" aber imho nicht subsumieren.

Es müssen nicht immer anspruchsvolle Themen sein und eloquente Dialoge sind auch kein Muss. Und das keine Missverständnisse aufkommen: Historische Korrektheit ist auch nicht wichtig, solange nicht unstreitige Fakten vergewaltigt werden. Dass "300" diesen Anspruch offensichtlich nicht hat, das zeigen ja schon die mystischen Elemente, die Historie muss also nicht weiter betrachtet werden. Es geht bei diesem Review also definitiv nicht um historische Korrektheit.

Bei diesem Film ist kaum etwas Positves anzumerken, die gelungene Kameraführung und Choreografie der Kämpfe mal außen vor gelassen.

Um es mal sarkastisch zu sagen: Leni Riefenstahl dreht mit den American Dreamboys für ein totalitäres Regime einen Propagandafilm über die Freuden des Heldentodes.

Snyder verbindet die filmische Ästhetik Riefenstahls mit dümmlichen Dialogen, die einfach schwer zu ertragen sind. Gerade die Verbindung dieser vorbelasteten, "besonderen" Ästhetik mit den martialischen Dialogen hinterlässt einen faden Beigeschmack, zumal das Entfernen von der Vorlage, der Millerschen Graphic Novel, nicht nachvollziehbar ist und der Eindruck entsteht, dass Snyder diesen Look in Verbindung mit den Dialogen und der Aussage des Films bewusst gewählt hat, um mainstreamtaugliches Kino zu schaffen. Meines Erachtens eine unglückliche Entscheidung.

"Kehre mit deinem Schild wieder heim - oder auf ihm". So oder so ähnlich die Aussage Leonidas´ Frau vor dessen Weggang. Ich konnte mich vor Lachen kaum halten, das Lachen sollte mir aber im Halse stecken bleiben, da dieses unterirdische Niveau der Dialoge beibehalten werden sollte. Wie gesagt, diese dümmlichen Dialoge in Verbindung mit der gewählten Ästhetik - das gibt dem Film eine unterschwellige (ungewollte) Aussage, die befremdlich ist. Selbst die meisten Blockbuster versuchen ansatzweise zumindest einen gewissen Schrecken des Krieges zu vermitteln und nicht ohne Ende schwülstigen Pathos auszukippen, so dass tausendfaches Abschlachten offensichtlich nicht Ernst genommen werden soll.

Zwar fließt hier literweise Kunstblut, aber alle Emotionen fokussieren sich auf die Ergebenheit zum Anführer. Bis auf den Gefühlsausbruch des Herrführers der Spartiaten, als dessen Sohn fällt, wird auf emotionaler Ebene jede Reflektion hinsichtlich des gerade stattfindenden Wahnsinns schmerzlich vermisst. Und selbst dieser Gefühlsausbruch wirkt in der ganzen "heroischen" Atmosphäre seltsam aufgesetzt. Die meiste Zeit geht es um männliche "Uga-Uga-Rituale" in Hochglanzoptik. Selbst das Sterben kommt völlig steril und fast ausnahmslos gesichtlos daher.

Hier scheitert Snyder in der Tat auf ganzer Linie daran, die Atmosphäre und Aussage der Millerschen Graphic Novel - zwei zwar völlig unterschiedliche, aber dennoch totalitäre Regime darzustellen, wie diese funktionieren und den daraus resultierenden menschenverachtenden Wahnsinn anzuprangern - filmisch umzusetzen. Auch die Charaktere bleiben blass und konturenlos, da er versucht, dies "eins zu eins" zu tun, hier hätte sich Miller von der Novel lösen müssen und eine "richtige" Geschichte mit zumindest ansatzweise hinterfragenden Dialogen erzählen sollen.

Die Gratwanderung der Novel misslingt daher, dass Sterben fürs Vaterland wird heroisiert, die grenzdebilen Dialoge tun hierbei ihr übriges. Es ist sehr schade, dass Snyder die Aussage der Novel scheinbar dem Mainstream opferte und diese Chance nicht nutzen konnte oder wollte. Die (unterschwellige) Kritik Millers wird auch nicht ansatzweise vermittelt - im Gegenteil. Wohlgeformte bzw. im Rechner aufbereitete Heldenfiguren wollen das dunkle Böse aus dem Land vertreiben. Autsch!

Schwach! 2/10

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