Historisches Schlachten aus dem Rechner – 17.12.2007
Sieht so die Zukunft des Kinos aus? Es könnte einem angst und bange werden, denn man bedarf nur noch einiger Schauspieler, die man „oberflächentechnisch“ angepaßt in virtuelle Hintergründe stellt, um dann das Treiben mit allerhand Effekten aufzumotzen. Fast so funktioniert Theater, indes aber ohne die Effekte, und dort hängt viel von der Schauspielkunst ab, und von fesselnden Dialogen. Hier jedoch ist nichts zu sehen von darstellerischen Leistungen, die Dialoge sind eher platt, die Grundhaltung des Films bedenklich, aber spätestens nach der ersten Schlachtszene sind alle Kritikpunkte weggewischt, und man läßt das Treiben, welches wahrlich spektakulär anzusehen ist, mit offenem Munde über sich ergehen. Gut, wenn man da nicht nachfragt, besser noch, wenn man nicht nachdenkt, denn sonst wäre vieles zu bemängeln…
Der geschichtliche Hintergrund ist belegt, die Armee aus Persien indes mit seltsamen Lebewesen bestückt, für die jeglicher Geschichtsbezug fehlt. Riesen, seltsame Monster und ähnliches gibt es zu bestaunen, und genau dort wähnt man sich eher in einem Fantasyfilm aus dem Conanreich als in einem tatsächlich geschehenen Schlachtengetümmel. König Leonidas stellt sich mit 300 seiner getreuesten Spartaner einer Übermacht entgegen, um diese auf dem Vormarsch ins Landesinnere von Griechenland aufzuhalten, bis sich die politischen Befindlichkeiten für einen Krieg entschieden haben. Hier sehen wir leider einen recht aufgesetzt wirkenden Nebenplot rund um die Königin, die sich als willens- und kampfstarkes Weib erweist, ja so waren sie halt, die Spartaner…aber im Hauptgeschehen stellen sich die kampferprobten und gestählten Männer Welle um Welle der Feinde, getreu dem Motto: niemals aufgeben, niemals zurückweichen, ach ist der Tod auf dem Schlachtfeld doch schön…
Das alles mag faschistoid klingen, hat etwas von Körperkult und Übermenschentum, ist ideologisch bedenklich, aber wirkt auf der großen Leinwand einfach bombastisch. Und manchmal muß man einfach das Denken ausschalten, denn die visuellen Effekte sind unglaublich gut. Ich bin als Freund der Zeitlupe schon lange nicht so gut bedient worden wie hier, es ist einfach fantastisch, was sich in modernem Kino dank des Einsatzes von Freund Computer an Effekten so machen läßt. Sicher tritt die Schauspielkunst darob in den Hintergrund, Leonidas muß nicht viel mehr tun als grimmig schauen und laute heroische Reden schwingen, aber dann darf auch gleich wieder gefechtelt werden, und hier sehen wir abgetrennte Beine, Arme und Köpfe, all das sehr übersichtlich und erfreulich unhektisch. Balsam für die müden Augen ist diese Choreographie, und visuell gibt es überhaupt nichts auszusetzen, Punktabzug lediglich für die sehr überzogenen Figuren aus Xerxes Perserarmee und das plötzliche Ende – meinetwegen hätten noch ein paar Gefechtswellen folgen dürfen - 9/10.