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Regisseur Zack Snyder („Dawn of the Dead“) macht keinen Hehl daraus, dass sein Film - ob seiner opulenten Bilderfluten - nicht viel zu bieten hat. Faschistoide Tendenzen hin oder her. „300“ polarisierte das Publikum mal wieder und regte in zahlreichen Foren regsame Diskussionen unter den Kinofans aus. Was haben wir da eigentlich gesehen? „Meisterwerk“? Oder einfach nur „absoluter Bullshit mit radikaler Aussage“?

Nach „Sin City“ ist „300“ nun die zweite Verfilmung eines Graphic-Novels des Zeichners Frank Miller. Stilistisch wirkt auch „300“ wie seine erste Verfilmung und erschafft eine einzigartige Symbiose aus computergenerierten Umwelten mit realen Schauspielern, welche nahtlos ineinander übergehen und die comicartige Verspieltheit mit der Realität verbindet. Durch diesen Duktus entsteht eine Atmosphäre, die sich letztendlich am ehesten mit einem Comic vergleichen lässt. Stellenweise wurden somit die Bilder des Graphic Novel 1:1 übernommen, womit man wahrlich von einer werkgetreuen Umsetzung sprechen darf, welche am ehesten der Intention Millers entspricht.

In „300“ erzählt uns Miller die Geschichte des Leonidas – König von Sparta, welcher mit dreihundert Mann gegen den König der Spartaner Xerxes und seine Armee antritt, um weiterhin in Freiheit, Ehre und Stolz zu leben.
Im Grunde reicht schon dieser eine Satz aus, um die Quintessenz des Stoffes zu erfassen, mehr bleibt da nicht übrig. Doch wie bereits erwähnt, macht Regisseur Zack Snyder auch keinen Hehl daraus, und bietet schon in den ersten Minuten des Filmes grandiose Aufnahmen (aus dem Computer) und demonstriert schon einmal, wo uns die Tour hinführen soll. So sehen wir, wie Leonidas einen Abgesandten des Xerxes, nachdem dieser ihm ein Angebot über seine Forderungen machte, mitsamt seinen Männern in einen Brunnen wirft. Untermalt vom monströsen Soundtrack des versierten Komponisten Tyler Bates („Grindhouse“) werden wir Zeuge, wie einer nach dem anderen in einer spektakulären Slow-Motion-Szene in die Tiefen des Brunnen stürzt. Die Glorifizierung des Todes, die optische Perfektion, die Schönheit innerhalb dieser Grausamkeit, deutet darauf hin, dass Snyder keinen Wert auf ein einzelnes menschliches Wesen legt. Vielmehr mutieren die Männer in seinem Film zu absoluten Tötungsmaschinen, welche nur aus einem Grund handeln: Die Freiheit für ihr Volk. Daraus erfolgt auch die oftmals kritisierte faschistoide Tendenz, und menschenverachtende Szenen, welche sogar noch für Humor unter dem Publikum sorgen sollen (Die Szene, in der Leonidas einen Apfel ist, während sich um ihn herum Leichen stapeln und seine Männer die noch Lebenden mit einem Dolch erstechen lässt). Stellenweise funktioniert das auch ganz gut – wenn man sich darauf einlässt. Doch bestimmt werden viele Zuschauer mit solchen und ähnlichen Szenen ihre Probleme haben.

Erstens muss man natürlich plakatieren, dass es sich immer noch um einen reinen Unterhaltungsfilm handelt; dazu auch noch um die Verfilmung eines Graphic Novels. Dass man hier keinen Tiefgang, oder eine kritische Auseinandersetzung zum Thema Krieg erwarten sollte, dürfte ebenfalls klar sein. Snyder konzentriert sich somit auch voll und ganz auf den Bombast der Bilder. Und wenn dann das Kriegsgetümmel erst beginnt, und wir Zeugen werden, wie riesige Elefanten eine Klippe hinabstürzen, oder monströse Kreaturen zum Kampf blasen, kann man sich an den durchgestylten Bildern einfach nicht satt sehen. Dass es sich um Bilder aus dem Computer handelt, wird einem auch nur höchst selten klar. Ähnlich wie in „Sin City“ vermag es auch Snyder eine komplett andere Welt zu erschaffen, in der die Gesetze der Natur keine Gültigkeit zu besitzen scheinen. Wenn z.B. die Pfeile der Armee Xerxes die Sonne verdunkeln lassen und die dreihundert Männer des Leonidas dann auch noch zu lachen beginnen, so muss man auch als Zuschauer grienen.
Snyder erschafft eine Welt, welche menschliche Gefühle weitestgehend ausklammert. Hier gibt es keinen Raum für Liebe oder Schmeicheleien. Hass und der Durst nach Blut sind die einzigen Triebe der Dreihundert, welche für einen ehrenhaften Tod kämpfen, auf das sie nie vergessen werden.

Die wenigen Dialogszenen zwischen den Kämpfen hingegen wirken oftmals ebenso synthetisch wie die computergenerierten Umwelten. Somit verkommt auch der Subplot um eine Verschwörung im Königshaus wie störender Ballast, wodurch sich die Geschichte teils selbst ausbremst. Hier offenbart sich dann auch die größte Schwäche des Filmes: Die Hohlheit der Story, welche jedwede Ironie vermissen lässt, sich viel zu ernst nimmt und dadurch abbrüchig wirkt. Hätte Snyder in den richtigen Momenten für etwas mehr Ironie gesorgt, dann würde sein Film sicher besser funktionieren. Doch er beharrt über die komplette Laufzeit des Filmes auf einer unnötigen Ernsthaftigkeit, welche sich immer mehr ermüdend auf den Zuschauer auswirkt. Da helfen auch die wenigen humoristischen Einlagen wenig (welche, wie bereits erwähnt, auch nicht jedermanns Sache sein dürften).
So ähnlich verhält es sich sogar mit den zahlreichen Actionszenen. Anfangs kann man sich an den Bilderfluten kaum satt sehen, doch zunehmend wiederholen sich die Sequenzen und werden gar langweilig, da auch die Action keinerlei Steigerung widerfährt, sondern sich ständig wiederholt. Dass es dann auch keinen wirklichen (Action-) Showdown gibt, ist aber nicht Snyders Schuld, sondern liegt an Millers Vorlage. Dennoch bleibt man leicht unbefriedigt zurück…

Nun, was genau ist nun „300“? Einerseits ist er ein reiner Unterhaltungsfilm und sicher sind die genannten Kritikpunkte zu verkraften, wenn man sich bewusst ist, dass „300“ nichts weiter ist, als ein Knallbonbon mit einer mehr als hohlen Story, welche unreflektiert und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken ein Schlachtengemälde inklusive herber Blutplatte serviert. Doch blickt man einmal hinter diese Fassade, so offenbart sich das Vakuum, welches die optischen Finessen in sich aufsaugt und das synthetische Bauwerk komplett in sich einstürzen lässt. Letztendlich ist „300“ nichts weiter, als ein großer, teurer Unsinn, welcher unter Umständen richtig Spaß machen kann. Nicht mehr – und auch nicht weniger. Zu welcher Fraktion man letztendlich gehört, und seinen Spaß an dem Film hat, und ob einem der faschistoide Grundgedanke sauer aufstößt, oder inwieweit man ihn überhaupt wahrnimmt - das muss jeder für sich selbst entscheiden. Doch für Gesprächsstoff sorgt der Film allemal. Und das ist ja auch schon was.

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