Review

Sin City meets Braveheart meets Matrix.

Was sich auf den ersten Blick wie ein wirrer Gedankenmischmasch anhört,
stellt sich als Film heraus, der die Gemüter spaltet und meines
eindeutig den Daumen hochschnellen lässt.

Fusioniere die Optik eines "Sin City" mit dem Pathos eines "Braveheart"
und spektakulären Kämpfen eines "Matrix" und man erhält "300", den
neuesten Streich Zack Snyders (Dawn of the Dead) mit Gerard Butler
(Tomb Raider 2, Das Phantom der Oper 2004, Wes Craven's Dracula) in der
Hauptrolle.

Ausgestattet mit 60 Mio. US Dollar liefert das Schlachten-Epos einen
Bluescreen-Film, bei dem jede Szene wie die bewegte Ausgabe eines
Rembrandt aus, nur dass wir uns diesmal mit der Antike, näher der
Schlacht bei den Thermopylen, beschäftigen, bei der eine Hundertschaft
von Spartiaten gegen mehrere Mio. Perser ihr Leben ließ. Das aber
nicht, ohne einen Heldentod zu sterben, bei dem viel Blut fließen wird
und man sich als Beobachter des FSK'schen Aktionismus fragt, wie "300"
zu einer Ab 16-Freigabe kommen konnte, denn anders als die
Inhaltsangabe vermuten lassen könnte, steht das Hauptgewicht nicht auf
historischen Einzel- und Korrektheiten, sondern auf den
Gewaltschlachten, die diesen Begriff zweideutig verdienen: zum Einen
muss es niemanden wundern, dass hier trotz einer Spielzeit von knappen
zwei Stunden von einem Epos zu sprechen ist, wenn sich mehrere Tausende
und gefühlte Hunderte zum Dinner til One treffen, zum Anderen geizt
Snyder nicht mit abgehakten Gliedmaßen, Leichenbergen und Massen an
Blut, das nicht selten in Slow-Motion über das Schlachtfeld spritzt.
Allgemein wäre "300" das, was man einen gewaltverherrlichenden
SPIO/JK-Anwärter nennt, wenn da nicht der Plot wäre, der sich auf
Bodenständigeres besinnt: Ruhm und Ehre statt sinnloser Prügelei - und
das dann gekonnt und bildschön, denn nirgends sonst bekommt man bzw.
sie eindrucksvoller gestählte Manneskörper zu sehen, die sich
gegenseitig das Fürchten lehren. Kaum sonst bleiben einem so viele
Szenen nur aufgrund ihrer Darstellung im Kopf hängen. Überall sonst
werden einem zwar logischere Geschichten erzählt, doch das ist egal,
denn wer achtet darauf bei einem 80er-Jahre-Actioner? Da verhält es
sich nämlich ähnlich: rau, stupide und männlich.

Männlich treibt auch genannter Gerard Butler das Geschehen voran, dem
wir eine von genannten Szenen für die Ewigkeit verdanken. Man zitiere:
"Madness? This - is - Sparta!"

Oh ja, Manneskraft, zitiere Muskeln. Dabei muss natürlich nicht
großartig geschauspielert werden, deswegen äußert sich dieser Part hier
recht dünn, doch glücklicherweise ist kein Totalausfall zu vermelden.
Gut, der Perserkönig Xerxes zaubert einem ob seiner stark homosexuellen
Erscheinung (und schlimmen Synchronstimme) mehr Lächeln als Ehrfurcht
ins Gesicht, damit hat es sich aber auch schon.

Der einzige grobe Fehler liegt im Storyverlauf bzw. dem Nebenstrang mit
Lena Headey, der zwar emanzipiert, rebellisch und - im Gegensatz zu den
Spartiaten, die sich zeitgleich das Hirn zermartern - erwachsen
herüberkommt, aber unendlich langweilt. Ich kenne niemanden, der
während dieses Subplots nur darauf gewartet hat, dass das Morden
weitergeht.

Aufgrund dieses zeitweisen Dahinziehens erreicht der Film auch "nur" 8
von 10 Punkten. Jedem, der nach Action und epischen Schlachten lechzt,
empfehle ich "300" jedoch ohne Vorüberlegung. Dass das Ganze in eine
Optik verpackt wurde, die ihresgleichen sucht, dürfte dabei nicht der
Rede sein.

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