„300“ – 300 Zaziki-Fresser gegen 3 000 000 Teppich-Knüpfer – sehr vielversprechend…
Wir schreiben das Jahr 50 vor Christus. Nach langem Kampf ist Gallien von den Römern besiegt worden. Doch ist ganz Gallien besetzt? – Nein. Ein kleines Dorf im Norden leistet vehement Widerstand, was ihm Dank dem Zaubertrank seines Dorfzauberers Miraculix auch gut gelingt…
So oder zumindest so ähnlich die Story von „300“, dem dollen Schlachtenepos im Popcorn-Format. Regie führt Zach „de la Rocha“ Snyder, Macher des ollen „Dawn of the Dead“-Remakes. Als Vorlage diente Frank Miller, dessen Comics ja bereits einen gewissen Herrn Rodriguez zu seinem „Sin City“ angeheizt hatten. Beste Voraussetzungen also.
Was uns mit „300“ dann aber letztendlich geboten wird, das ist kein Schlachtenepos, kein Historienfilm und auch weder „Braveheart“, noch „Gladiator“.
„300“ – das ist ein Actionfilm und Kriegsspektakel der besonders tumben und unintelligenten Art.
Ständig wird sehr geschwollen und heroisch daher geredet…
Im Auge des Feindes glühte das Feuer von tausend Teufeln, doch sein Herz war schwarz wie der Rücken eines Bullen in einer mondlosen Prärienacht. Zeus stehe uns bei, denn heute Abend speisen wir in der Hölle Feta-Käse und Gyros und Döner und Aphrodites Gesäß ist so weich und wohlgeformt wie zwei von Gott gebackene Fladenbrote.
…die Moral des Ganzen ist, dass nur der Stärkere überlebt und Nicht-Arier… äh, -Spartaner kein recht auf Leben haben.
Schon krass Nazi-haft was hier abgeht: schwache Kinder werden aussortiert, die Spartaner werden als absolute Herrenrasse dargestellt… - erinnert schon stark an Onkel Adi und seine Seitenscheitel-Boys, das Ganze.
…und hauptsächlich gehen tut’s hier um halbnackte Muskelmänner in Togas und Röcken, die schmächtigen, minderbemittelten Milchbubis die Scheiße aus dem Leib krakeelen.
Extra Homoerotik also inklusive.
Jaja, was sich der Streifen in Punkto Aussage so leistet, passt echt auf keine Kuhhaut, und irgendwie hab ich nach dem Film seltsamer Weise auch das dringende Bedürfnis verspürt, mich bei der US-Army einzuschreiben.
Schon krass: Verhandeln oder Rückzug? Kommt gar nicht in Frage! This is Our Country… our Way of Life, our Freedom came under Attack… and we will fight because Terrorists want to attack our Country and kill you and your children…
Aha, so so: Zach Snyder – der Leni Riefenstahl des 21. Jahrhunderts? Hm...
Was in Punkto Action auf uns einregnet, ist dann aber echt der Wahnsinn:
Stellt euch einfach die Anfangssequenz von „James Ryan“ vor (die, in der die Alliierten zu hunderten niedergemäht werden), nehmt diese mal zwanzig und denkt euch noch ein bisschen Slow Motion und ein paar abgetrennte, in Zeitlupe durch die Luft schwebende Kopfe hinzu und ihr seid wahrscheinlich noch nicht mal nah dran.
Oder stellt euch besser vor, die Jungs von „Rammstein“ würden eine Schlacht aus „Braveheart“ nachspielen, am besten noch gegen „Fall Out Boy“ oder „Grup Tekkan“ und deren Homies – ja, das trifft’s schon besser…
Die Action ist jedenfalls der Hammer und die Optik ein noch viel größerer. CGI’s und sonstiger Firlefanz in absoluter Perfektion, kann man da nur sagen. Bleibt abzuwarten, ob der Zauber auch am heimischen Herd überspringen kann und nicht nur auf einer galaktischen Leinwand.
„Ahhhhh… Mein Arm!!!!!
- „Er gehört dir jetzt nicht mehr!“
Ich fasse zusammen:
„300“ – das ist: Lebende Actionfiguren wischen auf äußerst elegante Weise mit knochigen Milchbubis den Boden auf.
Ein blutiges Schlachten-Spektakel, mit mehr Glück als Verstand aber dennoch ein absoluter Garant für ein vorzügliches Filmvergnügen.
Um Gefallen an dem Hirntod-Holocaust zu haben, aber bitte nicht weiter über die politischen Aspekte und die üble Massage nachdenken, auch wenn einem die Blödheit hier förmlich ins Gesicht springt.
Popcorn-Dullo-Kino at ist very worst, kann ich da nur sagen, aber eben eines von der Sorte, die trotzdem verdammt Laune macht.
Fazit:
WAR (huh!) – What is it good for?
- Absolutly EVERYTHING!!!
Ein Film von Männern… für Männer!
Ich glaub’, ich sollt' vielleicht auch mal wieder ins Fitness-Studio geh’n…
PS - Geschichtliche Hintergründe:
Ja, die Perser fielen ungefähr im Jahre 480 v. Chr. mit einer gewaltigen Übermacht in Griechenland ein und eroberten, was das Zeug hielt.
Und ja, eine Schlacht an einer Schlucht am Strand, wie im Film dargestellt, soll es auch tatsächlich gegeben haben. Weder ihr Verlauf, noch die Tatsache, dass Perserkönig Xerxes vor Ort war, sind aber korrekt, und auch über die Größe des Persischen Kriegsheeres kann nur spekuliert werden.
Fakt ist einfach: wenige Griechen haben sich über einen relativ langen Zeitraum (in Echt waren’s, glaub ich drei Tage) einer Übermacht an Angreigern zur Wehr setzen können. Punkt.
Auch wahr: Ein Loch ohne Boden, in das im Film der Persische Botschafter geschubst wird, hat es auch wirklich gegeben. Es wurde erst vor kurzem wieder entdeckt. Im Kopf von Kader Loth.