Ich bin zwar weder ein Kostverächter, wenn es hinsichtlich expliziter Darstellungen, oder auch kontroverser Perspektiven filmisch ans Eingemachte geht, noch möchte ich mich als Moralapostel aufspielen, aber "300" ist in seiner Gesamtwirkung sicherlich mehr als fragwürdig geraten.
Dabei unterstelle ich keinem der Beteiligten eine faschistische Absicht, die der Film transportieren soll, aber er hat nichtsdestotrotz eine deutlich faschistische Wirkung. Deswegen fällt es mir schwer, den Film aufgrund anderer Eigenschaften gut zu finden.
Es ist nicht nur die Riefenstahl Ästhetik, sondern vielmehr noch die Verquickung von zweifelhaftem Heldenepos (einige Sprüche könnten genausogut einer Goebbels Rede entstammen) und einer hippen "Coolness", die auf unkritische Zuschauer eine ähnliche Faszination ausüben könnte, wie die ideologische Propaganda der Nazis im Dritten Reich auf das Volk.
Ganz übel muss es einem werden, führt man sich vor Augen, dass Göring nach der unvermeidlichen Kapitulation in Stalingrad das politisch und militärisch völlig sinnlose Abschlachten der 6. Armee (etwa eine Viertel Million Soldaten wurden letztendlich aus Prestigegründen geopfert und krepierten jämmerlich) mit eben der besagten Schlacht an den Thermopylen gleichgesetzt hat. Kurz darauf verkündete Goebbels den jubelnden Massen den totalen Krieg...
Nun kann man dem durchschnittlichen Kinogänger (der Film hat eine FSK 16 erhalten - da fällt mir mal wieder nichts mehr dazu ein...) aber nicht zwangsläufig (leider!) das entsprechende historische Hintergrundwissen unterstellen und insbesondere die jüngere Generation verfügt nun eben noch nicht unbedingt über die Fähigkeit zur kritisch-distanzierten Reflektion, welche die pathetischen Slogans als schlicht hirnrissig entlarvt (zu diesem Urteil bin ich gelangt, nachdem ich die Kommentare einiger Teenager gehört habe, die insbesondere die markigen Fascho-Sprüche "cool" fanden). Wundern muss man sich da über nichts mehr in unserer Gesellschaft.
Naja, ansonsten fiel mir das ständige Geseiere (bzw. vielmehr das ständige Gebrüll) über "Freiheit" doch sehr auf die Nerven. Scheint gerade sehr im Trend zu sein, das Schlagwort "Freiheit" als Alibi für so manche Entgleisung zu benutzen, schließlich heiligt der Zweck ja bekanntermaßen die Mittel: siehe z.B. Goebbels damals, siehe z.B. Bush heute.
Handwerklich ist der Film sicherlich sehr gut gemacht und läßt man die fragwürdige Ideologie beiseite und stört sich auch nicht an der unhistorischen Aufarbeitung, dann bekommt man einen visuell doch sehenswerten, geradezu beeindruckenden Fantasyfilm geboten. Doch auch in diesem Fall kann ich den Film nicht als einen sehr guten Genrebeitrag, sondern lediglich als einen sehenswerten betrachten. Denn neben dem ganzen Bombast und Pathos ist für meinen Geschmack einfach zu viel Hochglanzkitsch enthalten, die Nebenhandlung um Leonitas Gattin ist nicht mehr als ein schlechtes Klischee, die Dialoge sind stellenweise sprachlich eher dem 20. Jahrhundert als der Antike zuzuordnen und obendrein auf dem Niveau eines weniger guten B-Action Flicks.
Fazit: eine kompromisslose Umsetzung, die - wenn auch weniger von einer fragwürdigen Botschaft, als von einer fragwürdigen Wirkung die Rede sein muss - aufgrund der genannten Vorbehalte ein sehr zwiespältiges Gefühl bei mir hinterlassen hat. Dieser Film spricht primär die Emotionen des Zuschauers an und nicht seine ratio - und das halte ich bei derartigen Inhalten nicht für ungefährlich.