Wanderer, kommst du nach Sparta…
…siehst du Leonidas W. Bush gegen Xerxis, der irgendwo in Vorderasien Uran anreichert.
Auch wenn Zack Snyders fein visualisierte Schlachtplatte auf einem Comic von Frank Miller basiert, der wiederum wahre historische Fakten als Grundmotiv einbaute, so hat man am Ende kaum das Gefühl, dass hier wirklich 300 Spartaner am Thermopylen-Pass gegen eine Übermacht Perser gekämpft hat.
Nicht von ungefähr erinnern der Größenwahnsinn und die Standhaftigkeit der Spartaner an die Wehrmacht von 1945. Gut, da können die Spartaner um 480 v. Chr. nichts für, aber wenn irgendwann der anfängliche Rausch der Bilder in Ermüdung übergeht und man letztlich nur noch über Ruhm und Ehre, und noch pathetischer – eher den Tod statt Unterwerfung wählt, wird die Distanz zu den handelnden Figuren unüberwindbar.
Was nützt mir die best polierteste Schlachtplatte, wenn mir die „Helden“ keine nachvollziehbare Ideologie vorleben und ich nicht mit Herzblut mitfiebern kann.
Leonidas, König der unterlegenen Spartaner, ist nun mal kein William Wallace, welcher eben nicht nur für die Freiheit seines Volkes kämpft, sondern auch etwas wie Verletzbarkeit, Sarkasmus und Liebe kennt. Leonidas hingegen kennt nur den Kampf bis zum Tod und sei die Situation auch noch so ausweglos.
Irgendwann fragt man sich: Wofür kämpfen die eigentlich? Um sich nicht den durch und durch bösen Persern zu unterwerfen oder nur aus einem faschistisch verbohrtem und kaum nachvollziehbaren Weltbild heraus?
Zum Finale hin wird Leonidas Motivation immer fragwürdiger und weil außer seiner Person auch keiner anderen eine reflektierende Persönlichkeit verliehen wird, steht am Ende eine Menge sinnloses Gemetzel.
Allerdings lebt so eine Historienschlachterei von seinen Schauwerten und davon liefert „300“ eine ganze Menge. Inszeniert im Digital-Blacklot-Verfahren, beeindruckt die Optik in allen Belangen, auch wenn gewisse Gladiator-Zitate, wie das goldglänzende Ährenfeld, nicht übersehen werden.
Aber einige Szenarien wirken atemberaubend, wie der wabernde Nebel zwischen den Sonnenstrahlen, wie die persischen Schiffe unten in der Bucht vom Gewitter überrascht werden, der aufgetürmte Leichenberg von gegnerischen Kriegern oder wie 1000 Pfeile gleichzeitig durch die Luft schießen. Dazu einige auffallend phantastische Erscheinungen, wie die verunstalteten Alten eines Rates, ein überaus erotisch inszeniertes, weibliches Orakel, ein Vier-Meter-Kämpfer, riesige Elefanten, Wolf, Nashorn…und ein tuckiger Sado-Maso-König der Perser. FX-technisch eine Menge zu bestaunen.
Dazu kommen die Schlachten, von denen es leider gar nicht mal so viele gibt. Jedoch erinnert die Choreographie fast schon an einen Tanz, wenn sich rhythmisch Slow Motion und Fast Forward abwechseln, während das Blut nach etlichen Schwerthieben in kontrastreichen Bildern die Luft sprenkelt. Dadurch wirken die ästhetisch stilisierten Kampfszenen auch nicht so brutal wie herkömmlich gefilmte Schlachtfeldorgien, man könnte auch sagen „Braveheart filtered by Sin City“.
Doch all das, was Schönes fürs Auge geboten wird, fehlt der Story leider in allen Belangen. Überhaupt, dauert es recht lange, bis die erste Schlacht zustande kommt, obgleich man, bis auf die bedenklich stimmenden Ideologien der Akteure, kaum etwas geboten bekommt. Dass die spartanische Königin einem Opportunisten aus dem Rat zum Opfer fällt und sich anschließend rächt, nimmt der Handlung ebenso den Fluss, wie die Erzählstimme im Off das Tempo für pathetische Hopliten-Salbaderei heraus nimmt.
Zudem untermalt die Musik von Tyler Bates nicht immer treffend das Geschehen. Solange gregorianische Männerstimmen erklingen und man eine angenehme Frauenstimme in bester Hans Zimmer Tradition erklingen lässt, fügt sich das wunderbar ein. Wenn aber eine E-Gitarre herauszuhören ist, hat man für einen Moment den Eindruck, dass die Tonspur vertauscht wurde, denn kaum ein Instrument scheint unpassender für die Untermalung eines Historienstreifens, wenn auch mit Fantasy Elementen.
Andererseits spricht dieser Einsatz Bände über die Unausgewogenheit des kompletten Werkes.
Einerseits optisch absolut beeindruckend, im visuellen Herzstück ein Anziehungspunkt. Doch andererseits ein Film mit fragwürdiger Botschaft, die man schon fast als Kriegsverherrlichung und Propaganda ansehen könnte/müsste.
Das macht im Endeffekt vieles zunichte und bringt beileibe nicht die erhoffte große Schlachtplatte zum Mitfiebern.
5 von 10