Da räkeln sie sich und schwitzen, dreihundert harte Männer, Spartiaten, angeführt von König Leonidas, furchtlos und entschlossen, Speere in Leiber bohrend. Jeder Stoß ein kleiner Effektorgasmus, eine Ästhetisierung digitalen Blutes. Abgeschlagene Köpfe tanzen schwerelos in der Luft, man möchte meinen, nur der Donauwalzer fehle noch. Bewegungen vor künstlicher Kulisse, manchmal slowmotisiert, manchmal emporschnellend. In ihr geaalte Adonen kämpfend gegen das persische Heer eines schwer homoerotischen Xerxes, eines Boy George, eines Gottes, der blutet, in einer Art Culture Clash, gegen vom Kopf abwärts zugepiercte Gestalten, Herren der Ringe, gegen die Barbaren aus dem Osten, gegen Freaks, Untote, Gesichtslose (nicht nur buchstäblich), monströse Computerelefanten und Computernashörner. Rechner haben gerechnet. Ganz fleißig sepiafarbene Landschaft kreiert, Getreidefelderidyllen auch.
In spartanischen Landen scheint selbst der Weizen beseelt und strahlt blendend pathetisch im Bild. Jeder Halm ein Ehrenhalm. Eine Polis des Ruhmes und der Tapferkeit, eine edelmütige Bastion der Freiheit, so sehr von tiefster Humanität durchsetzt, dass sie all jene "aussondert" (Zitat), die nicht mit einem Sixpack zur Welt kamen. Dieses martialische, historisch sogar nicht unkorrekt dargestellte, doch glorifizierte Sparta ist ein überaus darwinistisches. So will es der Körperkult. Halbnackte Männer, dunkelhaarige Vollarier im Grunde, der Schweiß stets ölig glänzend, zum Selbstspiegeln darin. Da dellt sich also der Bauch eines jeden Hopliten zu einer stählernen Muskelformation, dass auch hier die Rechner so einige Ausbeulungen errechnet haben dürften. Das sind Helden. Helden, die kämpfend untergehen bei den Thermopylen, einen Märtyrer- und Opfertod dorten sterben, wie das Gesetz es befahl. Wanderer, ich habe Leonidas liegen gesehn, durchsiebt und jesusgleich am Boden.
Wanderer, ich glaube, Zack Snyder hat's geschafft. Als bloße Comicadaption ist "300" kein Haar zu krümmen. Äpfel fallen nicht weit vom Stamm und so wurde in die bewegten Bilder getragen, was die Vorlage ihnen an ideologischen Genen weitervererbte. Übertreibung, pathoserfüllte Bilder, erzählend von Heroen - das alles wird einer Comicverfilmung gerecht, die es ganz genau nehmen will. Eine fast Eins-zu-eins-Übernahme kann funktionieren - Robert Rodriguez bewies es -, doch sie muss es nicht. "300" ermüdet sich entweder in der Schlacht, am variierten und sich dennoch abnutzenden Kampf oder den dazwischen liegenden, marginalen Füllszenen. Bleibt ein, von Schauwerten abgesehen, durch und durch spartanischer Film.