Mag sein, dass das Sandalen-Epos 300 neue Maßstäbe in Sachen digitaler Filmästhetik setzt, dass hier visuell überwältigende Bilder geliefert werden, dass hier das Actionkino in neue Dimensionen vorstößt. Mag sein, dass man diesen Film genießen kann, wenn man ihn als happening begreift, als eyecandy für harte Jungs, als surreale Comicadaption, die lose auf historischen Begebenheiten basiert, als Hommage an Frank Miller, den Kult-Comicveteranen, blablabla
Mir persönlich ist das alles scheißegal - denn 300 ist in meinen Augen vor allem eins: ein strunzdoofer Film. Das historische Schlachtengemälde wird mit GLADIATOR - Kitsch aufpoliert (harte Jungs haben schließlich auch einen weichen Kern) und mit ein wenig HERR DER RINGE bzw. STAR WARS - Fantasy garniert. Ja - man kann sich schon überwältigen lassen von dieser unglaublichen Optik - aber sicher nicht von den bierernst transportierten faschistoiden Elementen des Films. Ich weiß, dass viele das für absolut übertrieben halten und abwinken - aber die Schlacht an den Thermophylen ist gut 2500 Jahre her und seitdem ist nicht nur viel Wasser durch den Jordan, sondern auch viel Blut auf Schlachtfeldern vergossen worden. Ich kann mir deshalb diesen Film nicht ohne historische Folie "ziehen" und wenn ich dies tue, bleibt nicht viel Gutes.
Nur einige wenige Beispiele:
Die Erzählerstimme aus dem off transportiert die spartanische Ideologie - ok - das ändert aber nichts daran, dass es sich um hirnverbrannten Schwachsinn handelt, der in ähnlicher Form auch in der deutschen Geschichte verbreitet wurde.
Es heißt immer, die spartanischen Krieger kämpften für ihre Freiheit - ok, aber es ist die Freiheit derer, die nicht bei Geburt aussortiert wurden (Anfangssequenz) und die den Drill zum Mann überlebt haben. Da passt es natürlich auch, dass der Verräter ein degenerierter Krüppel ist und nicht aus den Reihen derer stammt, deren Ehre Treue heißt.
Überhaupt: Keinen Millimeter weichen, kein Rückzug - so einen Leonidas hätte der Adi gerne in Stalingrad gesehen, statt eines Paulus, der nach seiner ehrenvollen Beförderung zum Feldmarschall kneift und vor den anstürmenden "asiatischen Horden" kapituliert.
Ich könnte natürlich etwas weniger polemisch in medias res gehen, aber es lohnt sich nicht - pearls before swine. Ich bezichtige natürlich niemanden, der an der Realisierung dieses Machwerks beteiligt war des Faschismus, auch ist mir klar, dass man den Film einfach "gut" finden kann - ich finde ihn in seiner Aussage halt scheiße, und ästhetische Scheiße bleibt halt trotzdem Scheiße. Und dazu stehe ich. 2/10