König Leonidas stellt sich mit 300 seiner spartanischen Krieger dem übermächtigen Heer des Perserkönigs Xerxes entgegen. Um dieses antike Geschehen hat Zack Snyder einen blutrünstigen und düsteren FX-Film gestrickt...
In "300" ist alles digital. Es gibt digitale Elefanten, Tausende von digitalen Perserkriegern, digitale Pfeile, digitale Bögen, digitales Blut, das unerklärlicherweis´ nicht an den Kleidern der Schlächter kleben bleibt.
Es gibt digitale Sonnenuntergänge, digitale Wandelhallen, digitale Kampfgeräusche und digitale Wölfe mit rot leuchtenden digitalen Augen und am Ende, wenn Snyder (unbeholfen) GLADIATOR zitiert, jenen ersten Historienschinken, der uns ein digitales Rom und einen digitalen Oliver Reed vorgesetzt hat, streicht eine digital überarbeitete Kriegerhand nochmal über ein digitales Kornfeld.
Das wenig Lebendige in diesem Film ist jene Party von todesmutigen Spartanern, angeführt von König Gerard Butler, der mit seinen Mannen ein beeindruckendes Bild vor den digitalen Blue- oder Greenscreenhintergründen macht.
Zweifellos ist das, was an Spezialeffekten in "300" geboten wird beeindruckend, nur verkommt der Film mit der Zeit zu einem dieser seelenlosen Effektmonster wie etwa "Sky Captain and the World of Tomorrow" und, ja, steinigt mich, zum Teil auch "Sin City".
Was an Substanz in "300" vorhanden ist, das sind extrem blutige Gemetzel, die ob ihrer offenkundigen zeitbelupten Künstlichkeit allerdings auch nicht zu Herzen gehen, sowie martialische Durchalteparolen, wie sie ein Michael Bay nicht besser hätte schreiben können., verpackt in eine teilweise lächerlich anmutende Rammstein-Video-Ästhetik, die z.B. den Perserkönig Xexes aussehen lässt, wie den Hampelmann Bruce Darnell aus "Germany´s Next Top Model", nur mit einer Menge Blech im Gesicht.
Der digitale Durchmarsch durch´s Kino wird sich bestimmt nicht aufhalten lassen, dennoch sollten Regisseure wie Zack Snyder nicht vergessen, worauf es im Kino ankommt und weiterhin ankommen muss. Die Zuschauer wollen eine gute Geschichte erzählt bekommen.
Fazit:
"Digital ist besser" sangen Tocotronic einst. Dem möchte ich nach der Ansicht von "300" widersprechen.
Wem ein opulent bebildertes zweistündiges Computerspiel genügt, der mag vielleicht anderer Ansicht sein.