Review

Fulminantes Actionkino à la Bonheur, grandiose Schlachtengemälde, in ihrer Epik und Brillanz von nie dagewesenem Ausmaße, cineastische Meisterleistungen vor die Sinne des geneigten Zusehers liebkosender Kulisse, eine adäquate Umsetzung von Frank Millers Bilderreigen - vieles wurde - auch mir persönlich - versprochen, nichts, rein gar nichts wurde von Brachial-Regienovize Zack Snyder gehalten. Sein hier vorliegender Fehltritt ist ein Abgesang auf den guten Geschmack, der Niedergang der westlichen Kultur, das Ende allen künstlerischen Schaffens. Laut, obszön, final.

Spartaner-König Leonidas (Gerard Butler), den mit Olivenöl benetzten Leib in Blattwerk gehüllt und zum Zwecke des Verbergens der mickrigen Scham mit einem Mistelzweig bespickt, erhebt seine Stimme. Ein unter den fanatischen Jünglingen der Welt in kürzester Zeit zum geflügelten Wort avanciertes Zitat stößt, posaunt er hinaus, schmettert es dem verdutzten Kontrahenten entgegen, bevor auf die akustische, die verbale Ejakulation auch eine physische - hier dargestellt durch einen übertrieben stilisierten Fußtritt - folgt. Die Schlüsselszene des Films.

Denn ebendieses groteske Schema ist es, dessen sich Zack Snyder, nach eigenem Bekunden der Profession des Filmregisseurs zugehörig, gefühlte 387 Minuten lang bedient. Eruptionen von augenscheinlich seit Dekaden aufgestauter, in weißglütige Furiosität transformierter Agonie werden dem staunenden, fast regungslos in seiner Ekstase verharrenden Knaben, 15jährig, Sprechgesang verehrend und mannigfaltig ahnungslos, aufgetischt, in homoerotischer Manier vorgetragen von einem das zuvor beschriebene Federkleid zur Schau stellenden Ensemble, dessen herausragende Eigenschaft die unerhört niedrige Relevanz auf jeglicher Ebene ist.

Der Gegner, kanonenfutterartiges Gekröse, welches zuvörderst durch seine Vielzahl, teilweise jedoch durch den Schauwert der dargestellten Bizarrerie beeindrucken soll, darf hierbei zu Zwecken der Durchführung des angesprochenen Strickmusters auf Stunden hinaus auf stupideste und technisch minderwertigste Weise vergewaltigt werden. Der Knabe lacht, ergötzt sich an der Symbiose aus in exzessiver Zeitlupe dargestellter, rasch ermüdender Violenz und penetrant aufgesetzt wirkender Unterkühltheit, gefangen in seiner von niederschmetternder Unwissenheit bestimmten Beschränktheit . Der adulte Geistesmensch schweigt - Pein, schonungslose Pein, wie gern möchte ich Dir entfliehen und sei es in den Tod.

Und als wäre das blindwütige, wortlose Toben vor dürftig animierter Kulisse noch nicht des Armseligen genug, entleert Snyder einen weiteren Salzstreuer in das blutende Herz des Cineasten, des Kunstliebenden - Dialogzeilen irgendwo zwischen Wahn und Abomination, zwischen den Ritterfestspielen des Kapuzineräffchens Johannes Blasebalg, Riefenstahl-Machwerken und ludikrösem Privatsender-Manipulationskitsch, mit größtmöglich inbrünstigem Pathos vorgetragen, den Jüngling inspirierend, frohlockend machend, den Maturen in eine den Suizid nicht ausschließende Glaubenskrise katapultierend. Laut ersterem Zitate für die Ewigkeit, laut letzterem ein Symbol für den vorläufigen Höhepunkt des geistigen, kulturellen, gesellschaftlichen Verfalls, der uns so schleichend heimsuchte und dann so gleichsam unerwartet wie erbarmungslos niederstreckte.

Und so bleibt als Konklusion nur der Verweis auf die sprichwörtlich widerstandsfähigste aller Gefühlsregungen, den getreuen Begleiter in den düstersten Stunden, den tiefsten Wäldern, den ausweglosesten Spundlöchern - die Hoffnung. Denn welche Alternative, so frage ich, böte sich nach dem Erreichen des absoluten Tiefpunktes an?
Selbige darf man auch Zack Snyder offerieren, dem ich trotz dieser hier rezensierten, wirklich mehr als unverschämten Beleidigung einen erfolgreichen und vor allem erholsamen weiteren Werdegang wünschen möchte.
Doch eines sei hiermit nichtsdestotrotz noch einmal in aller Deutlichkeit schriftlich festgehalten: Meinen Gaumen konnten Sie nicht erquicken, Herr Snyder.

Meine Wertung: 1/10

Details