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Fanny Fink geht stramm auf die 30 zu, und wie ja ein jeder weiß: über 30 ist die Wahrscheinlichkeit höher von einer Atombombe getroffen zu werden als noch einen Mann zu finden. Fanny ist Single und benimmt sich auch genau so. Selbstgespräche vor dem Spiegel, Flucht vor der Wirklichkeit, faule Ausreden der Freundin gegenüber und die krankhafte Fixierung auf einen Mann, auch wenn dieser noch so kaputt zu schein scheint.

Ihr Hang zum Okkultismus mit leicht morbiden Neigungen treibt sie zum Nachbar Orfeo, der ihr die große Liebe prophezeit. Schnell freundet sie sich mit ihm an. Außerdem besucht sie obskure Selbstfindungskurse inklusive Sargbasteln und Lebendbestattung, um die Angst vor dem Tod zu überwinden.

Die gesamte Inszenierung ist hervorragend gelöst und wird der Kurzgeschichte als Vorlage gerecht. Die Stimmung Fannys wird passend umgesetzt und ausgedrückt. Insbesondere der riesige Wohnblock spiegelt die Anonymität wieder, in der sich Fanny gefangen fühlt. Die skurrilen Bewohner tragen ebenso viel zur Atmosphäre bei.

"Keiner liebt mich" trifft auf alle Charaktere zu, nicht nur auf Fanny. Auch ihre Mutter will durch die Romanschreiberei geliebt werden und wird doch nur von Kritikern verrissen, was sie selbst fast brechen lässt. Als Ventil lädt sie ihren Frust an ihrer Tochter ab. Lothar, der Hausverwalter und seine Suche nach Befriedigung verläuft ebenso erfolglos wie Orfeos Liebesbedürfnis, alle werden sie enttäuscht. Selbst die Nebenrollen (Fannys Kollegen am Flughafen) sind auf der Suche nach Liebe und werden doch nur enttäuscht.

Eine Moral von der Geschichte gibt es nicht, doch zeigt uns "Keiner liebt mich" auf spielerische und malerisch schöne Weise die Suche nach der Liebe von einer ganz anderen Seite. In typisch deutscher Filmmanier spielen Worthülsen eine große Rolle, überhaupt wird durch verbale Kommunikation vieles an Emotionen versucht auszudrücken - natürlich mit mangelndem Erfolg. So spielt sich der Film schnell in unsere Herzen, da er an unseren Empfindungen rüttelt und mit verborgenen Ängsten und Gefühlen spielt.

Trotz allem kommen auch unterhaltsame Szenen nicht zu kurz, wie so oft wenn Joachim Krol oder Ingo Naujoks mit von der Partie sind. Natürlich liefern auch die Hauptdarsteller Maria Schrader und Pierre Sanoussi-Bliss eine überzeugende Vorstellung ab. Insbesondere Orfeo alias Walter trägt durch seine authentische Verkörperung viel zum Erfolg bei und führt wie ein roter Faden durch den Plot. Erheiternde Elemente fehlen allein durch die Figur nicht und werden als willkommene Abwechslung zum ernsten Thema gerne angenommen. Dabei ist die Fußgängerzonen-Szene ein echtes Highlight, als Orfeo sein Glück als Handleser versucht. Mit einem selbstgebastelten Pappschild und der Aufschrift "Blick in die Zukunft: 10 DM" versucht er etwas Geld zu verdienen, als keiner darauf anspricht dreht er kurzerhand das Pappschild um, nun steht auf dem Schild "wil zürük nach Afrika" und schon geben die Leute Geld - Gesellschaftskritik und Humor passend vereint.

"Keiner liebt mich" ist ein Sahnestück des deutschen Filmes abseits des Mainstream und sicherlich nur für wahre Liebhaber empfehlenswert. Für diese allerdings ist der Film ein Hochgenuß.

(8/10)

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