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Einen Oskar für ein Remake – Amerika ist erstaunlich

Seit Jahren dreht Herr Scorsese immer die gleichen Filme. Mafia scheint seine Besessenheit zu sein, denn wie sonst ließe sich die Filmographie erklären? Und niemals hat Herr Scorsese für seine Filme einen Oskar bekommen obwohl die älteren Werke ihn mehr verdient hätten als der aktuellste Beitrag rund um das Geschehen in den inneren Kreisen der irischen Mafia in Boston. Es muß wohl ein Zugeständnis der Jury gewesen sein, denn nicht einmal das Drehbuch stammt aus einer frischen Feder, nein, man hat, wie man es derzeit gerne tut, einfach einen japanischen Gangsterfilm adaptiert und die Handlung kurzerhand nach Boston verlegt. Aber was dabei herausgekommen ist, darf sicher nicht als bester Film des Jahres bezeichnet werden, denn es ist nur ein guter und stellenweise sehr langatmiger Streifen geworden.

Eine Ausgangslage aber hat der Film, die wirklich sehr fesselnd ist. Die Mafia hat einen Spitzel im Polizeidepartment, die Polizei einen Spitzel bei der Mafia. Doch vielleicht gibt es mehr als einen Spitzel, und möglicherweise arbeitet Gangsterboß Costello sogar für das FBI. Darüber hinaus vertrauen sich die beiden Spitzel einer Polizeipsychologin an, und beide wollen auch noch mehr als nur eine hilfreiche Therapie. Doch ein jegliches Lügengespinst wird irgendwann einmal aufgedeckt, wie kunstvoll es auch gewirkt sein mag, und wenn der letzte Knoten zerschlagen ist, dann herrscht das große Bedauern – zuvor aber das noch viel größere Aufräumen.

Schauspielerisch darf man nicht meckern, denn die Besetzung der noch so kleinsten Rolle wurde mit sehr viel Fingerspitzengefühl vorgenommen. Und wenn Herr Scorsese ruft, dann wollen alle mitwirken – die einzige Fehlbesetzung ist die Rolle der Psychiaterin, was aber eher daran liegt, daß man diese hätte ersatzlos streichen und den Film dadurch um zwanzig Minuten straffen können. Und in der Länge des Films liegt auch der größte Kritikpunkt, denn die gegenseitige Bespitzelung mitsamt der Jagd auf die jeweilige Ratte ist fesselnd inszeniert, mit wenigen Actionszenen, was auch gut ist, denn ein Polizeithriller lebt eher von der Story als von der Gewalt. Diese besteht hier zumeist aus sehr zweckmäßigen Kopfschüssen, was mehrfach bemängelt wird, aber in meinen Augen der Realität entspricht. Der Martin versteht wahrlich sein Handwerk als Regisseur, doch so langsam mag man diese Art von Story nicht mehr sehen – 8/10.

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