Review

Sodala, ich muss es mal loswerden und es hinter mich bringen:
„Infernal Affairs“ – ein großartiger Film, ohne Frage einer der besten Cop-Thriller aus dem asiatischen Raum. Und Ihr könnt mir glauben: was war ich happy, als ich hörte, dass der große Martin Scorsese aus dem Film ein US-Remake machen würde. Gut, zuerst war ich skeptisch, weil selten ein amerikanisches Remake eines asiatischen Films gelingen will.
Doch dann nach und nach kam ich zu dem Schluss, dass hier doch endlich mal wieder ein gutes Stück Kino auf mich zukommt.
Dann diese Besetzung: DiCaprio und Matt Damon als die Hauptprotagonisten, Nicholson als Gangster-Boss, Alec Baldwin als Cop – alles passte so wunderbar! Es ist unbeschreiblich, wie sehr ich mich nach einiger Zeit auf den Film freute, ebenso wenig wie die darauf folgende, immense Enttäuschung von dem, was ich das zu sehen bekam.

Aber fangen wir klein an, gewohnt mit der Story:
Unsere Bühne ist Boston. Frank Costello (Jack Nicholson), Quasi-Pate einer irischen Gang, macht uns unverständlich klar, dass das sein Gebiet ist und er das Sagen hat – und solange er sich im Schatten schön einen vom Gangsterphilosophen pfeift überzeugt er sogar, aber dazu später. Damit wäre unser V.I.P.-Gangster vorgestellt.
Kommen wir nun zu den beiden wichtigsten Protagonisten:
Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) und Colin Sullivan (Matt Damon), 2 junge, aufstrebende Cops an der Polizei-Akademie. Beide haben jedoch Verbindungen zur Mafia: Costigan unglücklicherweise aufgrund seiner Verwandtschaft, was für ihn ein Klotz am Bein ist, da er ein aufrichtiger Polizist werden möchte. Sullivan dagegen ist ganz bewusst der Spitzel für Costello (man beachte diese 08/15-Name für Iren, aber daran sollte man sich nicht länger aufhalten). Und beide sind fest entschlossen, die Besten in ihrem Job zu sein… na ja, leider werden Costigans familiären Verbindungen aufgedeckt und er wird von der Schule geschmissen. Das ist aber erst der Anfang! Denn ein wie blöde rumbeleidigender Mark Wahlberg und ein extrem gelassener Martin Sheen bieten ihm die Möglichkeit weiterzumachen: als Spitzel! In Costellos Gang.
Und so nimmt das Drama seinen Lauf. Über Jahre wird sich gegenseitig ausspioniert, bis schließlich bei einem Deal mit Asiaten beiden Seiten klar wird, dass es bei ihnen einen Spitzel gibt. Und so werden sowohl Costigan als auch Sullivan beauftragt, den jeweils anderen zu finden, was in einem grausamen Katz-und-Maus-Spiele endet, bei dem es nur Verlierer geben kann…

Gut, ich muss natürlich zugeben: als ich in diesen Film ging, war ich mehr oder weniger vom Hong Kong-Original regelrecht „geblendet“. Diese „Infernal Affairs“-Filme haben einfach eine unerreichte Klasse. Und wie schon erwähnt: bei Scorsese habe ich sogar noch eine Steigerung in der Qualität erwartet, schließlich steht Scorsese für Qualität, auch wenn er hier nicht als Autoren-Regisseur fungierte. Deswegen muss ich mich auch entschuldigen, wenn ich an der ein oder anderen Ecke in eine zu sehr subjektive Kritik rutsche, aber ich bemühe mich um Objektivität.

Nun gut, fang ich mal mit dem Grundlegenden an und das ist, meiner Meinung nach, die Übertragung des Themas:
Die Grundidee ist mit Sicherheit gut übertragen. Wir haben alles, was das Original ausmachte und noch mehr – den Schauplatz hat man nach Boston verlegt, was eine durchaus passende Lösung ist, die Charaktere nahezu alle übernommen und sogar den ein oder anderen hinzugefügt, bis auf die Reduzierung weiblichen Anteils auf ein Minimum.
Auch die grundlegende Situation hat man übernommen: die Geschichte um die beiden Spitzel, in Ansätzen die fast persönlichen Rivalität zwischen den Vorgesetzen der Polizei (Sheen und Wahlberg) und dem obersten Gangsterboss (Nicholson).
Einzig und allein den Frauenanteil hat man auf die Polizei-Psychologin, hier dargestellt von Vera Farmiga, reduziert, die hier sogar beide, sowohl DiCaprio als auch Matt Damon, ins Kistchen schleppen darf.
Soweit so gut. Scorsese belässt die Grundidee zumindest so wie sie ist. Aber es sind die feinen Veränderungen, die er dem Remake unterzogen hat, die den Film qualitativ sinken lassen.

Leonardo DiCaprio muss hier als „Sonnyboy“ herhalten, als „Sauberleber“. Ein Kerl, mit dem man sich identifizieren soll. Eine tragische Figur, mit der man Mitleid hat, mit der man mit Schmerzen empfindet.
Als Verlierer der Gesellschaft führt ihn die Geschichte Stück für Stück immer mehr in eine deprimierend hoffnungslose Situation, die der Kerl an sich nicht verdient hat. Er hat einfach Pech und das sogar am laufenden Band. Und DiCaprio spielt diese Rolle so kongenial, wie er selbst zu der Rolle passt. Und er lässt den Zuschauer Sympathie für diesen Charakter entwickeln, einhergehend mit dem Mitleid um das tragische Schicksal. Man wünscht ihm etwas Besseres, was ihm bis zum Schluss nicht vergönnt ist.

Gut, Kontrast-Programm: Matt Damon alias Colin Sullivan. Während DiCaprio dem Zuschauer noch die Möglichkeit lässt sich mit ihm zu identifizieren oder zumindest Costigan halbwegs sympathisch zu finden, bleibt Damons Sullivan unsereins völlig verschlossen: er ist nicht direkt ein klassischer „Böser“. Matt Damon ist in seiner Darstellung einfach unsympathisch und für den Zuschauer entbehrlich (für die Handlung übrigens theoretisch auch…). Das Drehbuch tut sein Übriges.
Wenn man sich Damons Sullivan anguckt, erscheint es einem so, dass das Drehbuch für DiCaprio geschrieben wurde, so lieblos geht Monahan mit Sullivan um. Zusammen mit all den anderen ist er letztendlich nur der Katalysator, der Costigans Untergang besiegelt. Seine Rolle reduziert sich auf eine größere Nebenrolle.

Ich verweise hier nunmehr auf das Original: Andy Laus Charakter, der dem von Matt Damons Rolle entspricht, stand man, genau wie dessen Frau, eher zwiespältig gegenüber. Man konnte sich nie sicher sein, ob er eindeutig gut oder böse sein sollte und man schwankte immer, wem man die größere Sympathie gegenüber bringen sollte: Lau oder Tony Leung (der im Original die Rolle DiCaprios innehatte).
Diesem geschickt inszenierten Zweifeln ist man natürlich im Remake nicht unterlegen, da Sullivan von Anfang an ein „schlechter Mensch“ ist und es auch bis zum Ende bleibt. Es wird sich auf Costigan konzentriert, als des Zuschauers Haltepunkt in diesem Strudel aus Gewalt und Verrat. Sullivan wird bei Seite geschoben und uns der Moralapostel aufgedrängt: „Wer einmal Böse war, der wird immer Böse sein und der ward am Ende auch bestraft!“. Als eigene Interpretation wäre das vielleicht noch durchgegangen, aber es gibt da entscheidende Fehler: als erstes natürlich, dass Damon der Herausforderung eines solchen Charakters darstellerisch nicht gewachsen ist. Des Weiteren lässt ihn das Drehbuch dabei schon an sich hängen und er bleibt ein Schemen dessen, was er hätte darstellen können. Außerdem versuchen Scorsese und Monahan, als würden sie sich plötzlich an Andy Laus Charakter aus „Infernal Affairs“ erinnern, immer wieder mal Sequenzen einzuflechten, in denen uns Sullivan dann doch auf einmal wieder näher gebracht werden soll, was vollends nach hinten losgeht und dem Charakter an Unglaubwürdigkeit den Gnadenschuss versetzt.

VORSICHT! SPOILER IN DIESEM ABSATZ!
Gut, begnügen wir uns damit, dass Damons Charakter Monahan anscheinend entglitten ist. Und was machte man dagegen? Ihm zu Ehren wurde ein eigener Charakter hinzugedichtet, der nicht im Original vorkommt: Marki-putzis Dignam.
Moment. Warum extra für ihn, fragt ihr? Warum er für Sullivan hinzugedichtet wurde? Ich sehe es nun mal so: Dignam hat keinen sonderlichen Sinn in diesem Film. Die meiste Zeit rennt er herum und beschimpft die Protagonisten – und am Schluss darf er Matt Damon erschießen. Der Böse darf ja nicht ungeschoren davon kommen und schon gar nicht, wenn er so schön entbehrlich ist. Schließlich drehte sich vorher alles mehr oder weniger um DiCaprio, auch wenn man uns weiß machen will, es drehe sich hier um DiCaprio UND Damon. Dignam als des Gewissens Vollstrecker, der Böse erhält die gerechte Strafe - die Chinesen hätten dieses Ende bejubelt…
SPOILER ENDE!

Haupt-Protagonist Nr. 3: Jack Nicholson.
Tja. Jetzt dürfte manchen klar werden, welchen Nick ich im Forum habe…
Unsere liebe Selbstdarstellungssau Jack Nicholson. Scorsese zügelt ihn zu Beginn noch, lässt ihn dezent den Mafia-Boss präsentieren, wenn er rumphilosophiert und hier ist er noch so schön überzeugend in seiner Rolle. Doch dann lässt ihn Scorsese von der Leine und mein Gott…
Kurz gesagt, er nervt! Dieses dumm-dämliche Dauergegrinse, was ja in „Shining“ noch herrlich irre wirkte, ist ja noch, wenn auch unangebracht, das geringfügigste Problem.
Frank Costello ist ein großes Tier in der Unterwelt, der mächtige Anführer der irischen Mafia, den die Bostoner Polizei nicht zu fassen vermag. Und ich höre die Lobeshymnen, wie toll er doch diesen Boss spielt.
Oh nein, bei Gott (nein, ich bin nicht gläubig). Nicholson spielt niemand anderen als sich selbst, einen Kotzbrocken und das mit einem dermaßen übertriebenen Overacting (ja übertriebenes Overacting ist hier möglich), dass man sich fragen muss, was für einen Film man hier sieht: ein ernstzunehmendes Remake oder nicht doch viel mehr eine Farce, eine Parodie auf das Original.
Mir tun die Gangster leid, die eines Tages Nicholson zum Anführer ihrer Bande erheben – ein wildgewordener, 70-Jähriger Rentner, der mal gern den Sadisten raushängen lässt. Und dieser Kerl soll dann eine organisierte Verbrecherbande führen – so, so. Das wäre ungefähr so, als würde man einem Klempner eine Herzoperation durchführen lassen. Und um es mal abstrakt auszudrücken: Frank Costello hat soviel Charisma, ist so Respekt einflößend und unauffällig, wie ein schottischer Dudelsack-Spieler im Minirock zwischen einer Horde Hauptschüler in einer Hip Hop-Disco.
Ich sehe es nun mal so: wir können nicht wissen, wie sich ein Mafiaboss verhält. Diese Herrschaften, werden schon verstehen, wie man sich bedeckt hält und nicht allzu große Aufmerksamkeit erregt. Das müssen sie auch. Denn sollten sie allgemeines Ziel der Aufmerksamkeit sein, wären ihre „Geschäfte“ ganz schnell perdu und sie säßen schneller im Knast, als sie Koksnutte sagen könnten.
Doch Nicholson präsentiert uns hier das Abschreckungsbeispiel eines miserablen Mafia-Bosses: Hauptsache, auffällig. Bei seinem Verhalten und seiner Diskretion, bräuchte jede Polizei der Welt, vorausgesetzt, sie besteht nicht aus völligen Dummbeuteln, nicht mehr als 2 Tage, um genug Beweismaterial gegen ihn zu sammeln und ihn endgültig hinter Gitter zu bringen und das alles ohne Spitzel, der sich erst mal Jahre in diesem Milieu durchkämpfen muss. Sein Verhalten trotzt jedweder Logik und ist alles andere als glaubwürdig. Weniger wäre weit aus mehr gewesen. Darf ich denn hier nicht mit realistischen Ansprüchen an den Film gehen?
Und was sollte das bitte mit dem FBI-Spitzel? Wollte uns Monahan hier einen besonders intelligenten Plot-Twist präsentieren oder was hat er sich dabei gedacht? Wozu brauchte er dann noch Matt Damon?

Es gab natürlich ähnliche Varianten in der Geschichte des Films: Pacinos Scarface dient hierbei als bestes Beispiel. Er war überheblich, konnte den Hals nicht voll kriegen und hat seinem Ego den größten Platz eingeräumt, hat dafür aber zum Schluss die folgerichtige Rechnung präsentiert bekommen. Pacino musste „cool“ sein, ER MUSSTE irre sein.
Doch Nicholson hat hier eine andere Rolle: er hätte uns einen Mafia-Boss präsentieren sollen, eine glaubwürdigen, wenn auch von sich selbst überzeugten Iren, dem man schwer auf die Schliche kommt. Gewitzt, charismatisch und vor allem zumindest einen Hauch intelligent. All das gibt Nicholson zu Gunsten seiner Tobsucht auf. Es scheint ihm scheißegal zu sein, was er darstellt. Er steht im Rampenlicht und nur er und kein Mafia-Boss.

SPOILER AHEAD!
Natürlich kriegt auch er am Ende die Rechnung. Aber nicht, weil sich vergleichbar fehlerhaft wie Pacino verhält, sondern weil Damon auf einmal einer Gesinnungswandlung unterliegt und beschließt, ihn umzubringen, aus Angst, er könnte ihn verraten (auch hier ein ganz starke Abweichung! Im Original entschloss sich Andy Lau, wenn auch urplötzlich, dem Verbrechen zu entsagen und ein „guter Mensch“ zu werden). Wie im Original wird Nicholson dann recht unspektakulär von Damon abserviert. Und der Zuschauer bleibt mit einer Frage zurück: „Was sollte das, Jackie-Boy?“.
SPOILER ENDE!

Nun hat sich Monahan entschlossen, dass wir als Zuschauer über die Länge des Films viel zu lang an Nicholson gebunden werden. Einen Großteil des Films bekommen wir sein Grinsegesicht präsentiert (in das man manchmal wirklich einen Backstein hämmern will, nicht wahr Herr Zarniwoop?). Da Nicholson nun mal eine so fragwürdige Darstellung abliefert, lässt dies den Film straucheln. Nicholson zerstört jedes Fünkchen Ernsthaftigkeit und man kann den Film nur noch selten ernst nehmen und wenn, dann setzt eine Szene schon Nicholson Abstinenz vom Overacting voraus, ergo gänzlich seine Abwesenheit.
Damon wäre das kleinere Übel gewesen und man hätte nur geringe Maßstäbe bei dermaßen blassen Abziehbildchen von Charakteren walten lassen müssen und dann wäre der Film ein durchaus passabler Unterhaltungsfilm mit einigen Längen geworden, bei dem man zwar um das Kinogeld trauert, der aber solide inszeniert ist. Doch Nicholson lässt das nicht zu und verhält sich destruktiv, zerreißt jedes noch positive Stück aus dem Film und trampelt darauf rum und singt dabei ein Liedchen über die Naivität eines Regisseurs, der die Fesseln einer Bestie gelöst hat.

Aber man will sich ja in dem Film nicht gänzlich, wenn auch meistens, auf die Hauptprotagonisten fokussieren. Also fährt der Film mit einer namenhaften Supportercast auf. Bei mir gab es leider eine unglückliche Begebenheit mit Alec Baldwin, dessen Charakter mich die ganze Zeit an dessen Rolle in „Und dann kam Polly“ erinnerte. Wie ein kleines Kind huschte er manchmal durch die Reihen, witzelt mal gern hier und prügelt auch mal gern dort auf seine Kollegen ein, wegen eines dummen Fehlers.
Sheen sitzt dagegen die meiste Zeit nichts sagend in der Ecke und schmollt, darf dafür dann später DiCaprio was zu Essen spendieren und schließlich spektakulär blutig abtreten, wobei sein Tod einem irgendwie nicht zu Herzen gehen will.
Dann hätten wir noch Costellos engsten Vertrauten, ein 08/15-Buddy für Nicholson, der anscheinend für etwas Mitleid für ihn und Nicholson sorgen sollte. Sollte das der Fall gewesen sein, hat es nicht funktioniert.

Kommen wir mal zu einer weiteren Nebenfigur:
Das hier sollte wohl ein Männerfilm werden, denn wie schon erwähnt, wurde die Anzahl der Frauen auf ein Minimum reduziert. Waren es in „Infernal Affairs“ noch derer 3, schrumpft ihre Zahl in „Departed“ sensationell. Ledigleich ein Weibchen hat den Transfer überlebt und darf gleich zwei Rollen übernehmen, während die dritte, eine zugegebenermaßen eher fast gänzlich unwichtige Rolle, ganz gestrichen wurde.
Vera Farmiga, ein kleiner Lichtblick. Sie hat zusammen mit DiCaprio ihrer Rolle noch am besten rübergebracht. Sie übernimmt die Rolle von Matt Damons Lebensgefährtin, die den Beruf einer Polizeipsychologin inne hat, die DiCaprio besuchen muss, was letztendlich zu einer Affäre mit ihm führt.
Gleichwohl die teils traurigen Szenen wirklich gut inszeniert sind, sind sie an sich relativ unbedeutend. Wir sind Zeuge, wie die Beziehung zwischen ihr und Sullivan sensationell scheitert, nur damit sie nachher mit DiCaprio ins Kistchen hüpfen darf und sich dann trotzdem für Matt Damon entscheidet, was angesichts seiner offensichtlichen Unfähigkeit eine Beziehung zu führen, sowie bei seinem Charakter absolut unverständlich ist.
Diese Dreiecksbeziehung klingt interessant, bleibt aber nun mal leider ohne Bedeutung für die Handlung. Weder lässt sie Sullivan sympathischer erscheinen, noch führt sie zu einem intensiveren Konflikt zwischen Damon und DiCaprio. Vera Farmigas Rolle ist Schall und Rauch, schmückendes Beiwerk, um DiCaprios Schicksal noch tragischer wirken zu lassen.

SPOILER!!!
Aber eins kann Scorsese: der Härtegrad ist nicht ohne. Wenn Costello mit einem Schuh auf einen gebrochenen Arm einschlägt und jemand von einem mehrstöckigen Gebäude geworfen wird und blutspritzend auf dem Boden aufknallt, dann versucht sich der Film recht erfolgreich an Härte. Wo das Original noch recht blutarm war, wird uns hier schon mehr geboten. Ein Ansatz des Versuches, uns eine harte Gangsterwelt zu zeigen. Und hätte der Rest auch gestimmt, dann hätte dies wohl auch funktioniert.
Leider zerstört Scorsese (oder Monahan) die Szenen durch unfreiwillige Komik. Vor allem bei dem dramatischen Ende sondergleichen, war ich fast am Lachen. Dabei fängt alles so gut an: DiCaprio wird erschossen. Das geschieht so unvorbereitet und ist so erschreckend, dass es irgendwo eine nachhaltige Wirkung erzielt, denn der sympathischste Charakter des ganzen Films wird einfach durch einen Kopfschuss getötet – schnell und brutal. Doch dann, dann versauen sie es: auf einmal erschießt jeder jeden, zuerst wird der Todesschütze erschossen, dann der Todesschütze selber und schließlich der Todesschützen des Todesschützen von Damon, der letztendlich auch noch ins Gras beißen darf (wie, keine Umwelt-Katastrophe, die gleich Boston auslöscht und alle Charaktere mit wegfegt? Und man redet von einem Sequel, obwohl fast alle Hauptprotagonisten das zeitliche gesegnet haben???) und das auf eine wirklich unglücklich inszenierte Art und Weise, während DiCaprio in der Fahrstuhltür malträtiert wird, dass einem mindestens ein Kichern entfleucht. Das war einfach nicht mehr ernst zunehmen (was Nicholson aber sowieso schon erreicht hatte). Und schon gar nicht, als Dignam am Ende in Matt Damons Wohnung wartet und ihn auch noch nach einem Einkaufsgang erschießt. Das ganze wird dann noch gekrönt, durch eine Kamerafahrt auf den Balkon, auf dessen Geländer eine Ratte vorbeitappelt. Predigt mit dem Holzhammer? Vielleicht. Aber viel mehr schließt das die Beweismaterial-Kette, dass dieser Film nur als Farce gemeint gewesen sein kann.
SPOILER ENDE!!!

Was soll mir denn nun ein Film sagen, der außer, bis auf zwei, nicht mehr als passablen Charakteren, einer guten Idee und einem soliden Setting nicht viel zu bieten hat, in dem an einem Streifen neue Beschimpfung erfunden werden? Verratet es mir bitte. Ich soll ernsthaft annehmen, dass ein Undercoveragent „rekrutiert“ wird, indem man ihm erst mal eine schöne Zeit lang in einem Büro mit Beschimpfungen überschüttet? Sind wir wirklich schon so niveaulos, dass wir keinen Satz mehr sagen können, ohne das wir massig Schimpfwörter in jeden Satz packen? Ich erwarte keine höhere Dichtkunst, aber wenn ich einen Film sehe, der gerade mal nicht in der Hip Hop-Szene spielt, muss ich doch nicht an einem Streifen Schimpfwörter ertragen. Dafür gehe ich nichts ins Kino. Vergleichbares hört und lernt man schon zu Genüge in der Schule.

Trotzdem hat der Film auch positives zu bieten:
Wie schon erwähnt legt DiCaprio eine wirklich hinreißende Darstellung hin und spielt mehr als nur überzeugend. Die Rolle passt zu ihm und er steckt viel Herzblut in seinen Billy Costigan und erweckt ihn zum Leben. Man fiebert wirklich mit ihm, der Charakter erweckt ein gewisses Interesse beim Zuschauer und man hofft, dass Costigan gut aus der Sache rauskommt, auch wenn an sich für jeden klar ist, worauf das alles hinausläuft. Meiner Meinung nach, hätte einzig und allein für ihn der Oscar drin sein müssen, aber er erhält hierfür noch nicht einmal eine Nominierung? Aber Wahlberg erhält eine als bester Nebendarsteller???
Des Weiteren hat der Film die ein oder andere spannende Sequenz zu bieten, wie z.B. schon im Original die Verfolgungsjagd, wo DiCaprio Damon hinterher hetzt.
Auch die an sich wenig bedeutungsvollen Szenen der Beziehung zwischen Damon/Farmiga und DiCaprio/Farmiga sind gut in Szene gesetzt und dürfen auch mal gerne an unserer Tränendrüse drücken.
Und unglaublich aber war: die Eingangssequenz, in der Nicholson noch im Bereich des Normalen agiert hat durchaus etwas an sich. Hier hatten wir noch einen Mafia-Boss, der es vermag einen in seinen Bann zu ziehen.

Technisch ist der Film natürlich gut. Auch wenn uns hier farblich grau in grau geboten wird, so muss man doch sagen, dass es zu der Umgebung passt, aber auf der anderen Seite geht dem Film natürlich die Faszination eines bildgewaltigen Honk Kong ab. Ein wichtiger visueller Punkt geht somit bei der Transaktion verloren, was aber noch verschmerzbar ist.
Hingegen schafft es Ballhaus nicht Doyle in seinen Bildern zu überbieten. Zweifelsohne ist die Kameraarbeit gut, aber sie kann Doyles bildgewaltiger Arbeit aus „Infernal Affairs“ nicht mal ansatzweise das Wasser reichen. Trotz alledem, ist sie positiv zu vermerken.

Letzter Punkt: Musik. Was sage ich dazu? Grottig. Das ist natürlich Geschmackssache, aber von Howard Shores Score, der an sich nichts überragendes à la HdR zu bieten hat, aber dennoch solide war, hab ich im Film selten was mitgekriegt – eher durfte ich dämliches Popgedudel ertragen. Atmosphärischer Knick, für mich in diesem Fall schon ein Atmosphärenkiller, denn bei dieser Musik war ich schon drauf und dran das Kino zu verlassen. Aber das ist jetzt wirklich rein subjektiv und jeder muss für sich selber entscheiden, was er von der musikalischen Untermalung halten soll. Ich fand es unpassend und gepaart mit den restlichen negativen Punkten einen weiteren Wertungskiller.

Tja, also was habe ich abschließend zu sagen. Das Remake ist schlecht - als Remake. Als eigenständiges Werk ist es durchschnittlich und für mich garantiert Scorsese bisher schlechtester Film. Man kann den Film höchstens als Unterhaltungsfilm ansehen, denn er hat kaum mehr zu bieten, als kleinere Unterhaltungswerte und versagt da, wo das Original zu trumpfen vermochte.
Doch auch als Unterhaltungsfilm versagt er, denn zu oft versucht er sich in einem Spagat zwischen reiner Unterhaltung, Beziehungsdrama und Cop-Thriller. Diese Unausgeglichenheit, gepaart mit Nicholsons nervenden Overacting zieht die Wertung leider tief in den Keller, wird auf der anderen Seite jedoch durch DiCaprios genialer Darstellung, den soliden technischen Aspekten, sowie der ein oder anderen gelungen Sequenz knapp ins Ziel gerettet, mit knapp 5 von 10 Punkten.

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