Review

Übermut gepaart mit heiter-verzweifelter Hoffnung, die gerade meiner Brieftasche entfleuchten €uro nicht in den totalen filmischen Sand gesetzt zu haben: so saß ich im Kino und wartete auf den Rider. Heiter wegen der Aussicht auf eine stylishe Comicverfilmung mit mit Trashbonus, zweifelnd durch das nichtssagende und wirklich trashige Filmplakat vor dem Kinosaal und der plötzlichen Erkenntnis, dass Regisseur Mark Steven Johnson anno 2003 mit Daredevil sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat.

Story: Johnny Blaze ist ein sensibler Draufgänger erster Klasse, betreibt mit seinem Vater eine Motorradstuntshow und wirft auf und abseits der Rampe seiner Angebeteten Roxanne verliebte Blicke zu.
Die beiden Turteltauben wollen schon angesichts unpassender Umzugspläne des bösen zukünftigen Brautvaters durchbrennen, da erfährt Johnny, dass sein alter Herr vom Krebs geplagt wird (bööööser Raucher!) und macht mehr oder weniger freiweillig einen Vertrag mit Mephistopheles, dem Leibhaftigen himself, gespielt von Peter Fonda (Easy Rider). Der Vater wird zwar vom Krebs befreit...landet aber trotzdem im Grab, hinterhältig wie Beelzebub nunmal ist gilt der Vertrag aber trotzdem und Johnny ist nun der Ghost Rider auf Abruf, der Gerichtsvollzieher des Teufels mit dem Hang zum theatralischen Auftreten und muss seine süße Roxanne leider im buchstäblichen Regen stehenlassen.

Jahre später ist Johnny, gespielt von Nicolas Cage (Wicker Man, The Rock) gefeierter Stuntfahrer und gerade dabei die nun erfolgreiche Journalistin Roxanne (mit stets zu engen Blusen: Eva Mendes (Hitch-Der Date Doktor, Unzertrennlich) erneut zu erobern, da isst der infernalische Sohnemann Black Heart (gebleicht: Wes Bentley (American Beauty) seinen Spinat nicht auf und will mitsamt seiner Homies gegen den höllischen Vater aufbegehren. Dieser aktiviert nun den Ghost Rider der nun alles geradebiegen soll. Johnny aka der Ghost Rider findet in dem "Caretaker" (alt und bärtig: Sam Elliot (The Big Lebowski, Tombstone) einen Wegbegleiter der so manchen heißen Tipp auf Lager hat und sofern man wirklich mal auf der Leitung steht noch ein Geheimnis zu verbergen hat.

Kritik:
Nein ich wurde nicht enttäuscht von dem Film obwohl ich doch irgendwie damit gerechnet habe. Was einem geboten wird ist nichts weiter als popcorngerechte Comicverfilmungsunterhaltung, deren erste Hälfte aber besser dasteht als die zweite. Was aber vielleicht auch nur daran liegt, dass am Anfang einige zwar nicht innovative aber doch sehenswerte optische Schmankerln (Motorradstunts, erste Verwandlung zum Rider) geboten werden die zwar samt und sonders vom Hauch des trashigen umweht sind, trotzdem aber bei Laune halten und die äußerst dünne Story mehr oder weniger gut kaschieren können. Ist dann aber erstmal die Katze aus dem Sack flacht der Film merklich ab und abgesehen von einigen mehr oder weniger guten Onelinern seitens des Ghost Riders beginnt sich doch dezente Ernüchterung breit zu machen. Wes Bentley bemüht sich zwar den fiesen Höllenjüngling zu mimen, kann aber nicht wirklich das "Ich bin durch und durch böse und gefährlich für die ganze Welt"-Feeling nicht so richtig rüberbringen. Nicolas Cage konterkariert den bleichen Teufelssohn als grüblerischen Draufgänger und sabbert nebenbei noch seiner Jugendliebe, verkörpert von Eva Mendes hinterher, die hier nicht wirklich viel zu tun hat ausser gut auszusehen, was sie auch großteils schafft. Die Highlights aus darstellerischer Sicht biden sicherlich Peter Fonda als der Teufel und Sam Elliot, die ihren Rollen die nötige Präsenz verleihen und zwar vor Klischees nur so triefen, dies aber bestmöglichst kaschieren.

Die Special Effects sehen noch nichtmal so schlecht aus wie mancherorts behauptet wird, sofern man ein brennendes Skelett auf einem Motorrad realistisch umsetzen kann wurde das doch ganz ordentlich erledigt, auch wenn am Schluss beim zu schnell beendeten Finale doch ein leichter Qualitätsabfall zu bemerken ist. Musikalisch wäre mir nichts negativ aufgefallen, was prinzipiell rein handwerklich gesehn positiv zu werten ist.
Das Ende mit einer moralischen Win-Win-Situation für den Ghost Rider ist zwar fast schon schmerzhaft banal, lässt aber natürlich ein riesiges Tor für eine Fortsetzung offen, das angesichts der beachtlichen Einspielergebnisse bis dato eher früher als später sicher durchschritten wird.

Fazit: für "Hirn-aus,Augen-Ein"-Abende ein nichtmal schlechter Film der manchmal nur haarscharf an der Trash-Schamgrenze vorbeischlittert, und bei Lichte betrachtet doch mit etlichen argen Logiklöchern und Storyungereimtheiten daherkommt, was aber bei einer Comicverfilmung nicht so schwer ins Gewicht fällt. Subjektiv für den Film an jenem Abend würde ich 7 Punkte vergeben, objektiv gesehen 6. Was aber den finalen Ausschlag nach unten rechtfertigt: nach dem Film wurde zuerst über den Trailer zu Zach Snyders Film zum Comic zur historischen Begebenheit "300" ausgiebigst diskutiert. Das erklärt eigentlich alles!

6/10 Punkte

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