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Unscheinbar, routiniert und ohne markante Eigenschaften, das ist „Proximity“. Die selben Attribute gelten nebenbei auch für Hauptdarsteller Rob Lowe („The Stand“, „Under Pressure“), der einmal mehr einen austauschbaren Eindruck hinterlässt. Obwohl von Action-Produzent Joel Silver finanziert, kommt Scott Ziehls („Earth vs. the Spider“, „Cruel Intentions 3“) B-Thriller nie über die Routine hinaus.

Die Schuld trägt vor allem der magere Plot, den der Zuschauer, wenn er nicht völlig plemplem ist, sich nach wenigen Minuten schon zusammengereimt hat. Wir haben hier ein Gefängnis, in dem seit zwei Jahren verhältnismäßig viele Insassen Selbstmord begehen und einen Verein, geführt von James Coburn („Pat Garrett and Billy the Kid“, „Cross of Iron“), der sich dafür einsetzt, dass zum Tode Verurteilte auch ihre gerechte (?) Strafe erfahren, keine Begnadigung erhalten, noch wegen guter Führung früher aus dem Knast entlassen werden. Dazu wird in Hülle und Fülle Interviewmaterial gebeutelter Hinterbliebenen geschnitten. Na, klingelt’s?

In genau diesem Knast sitzt auch der ehemalige Professor William Conroy (Lowe) ein. Einst verschuldete er, wegen Trunkenheit am Steuer, den Tod einer Studentin, nun will seine Frau nichts mehr von ihm wissen und sein Sohn kennt ihn nicht mal mehr. Als er während eines Gefangenentransports angegriffen wird, im Tumult fliehen kann und sich gen Stadt absetzt, hetzen alsbald zwei zwielichtige Wärter und ein extra für deren Zwecke auf freien Fuß gesetzter Psychopath hinter ihm her...

Die Spannung wird hier meist mit Füßen getreten, denn der Zuschauer lässt die Katze bereits selbst früh aus dem Sack und weitere Überraschungen gibt es eigentlich auch nicht. Da Conroy sich seinen Teil auch fix zusammenreimt und mittels eines Reporters zu enthüllen beginnt, konzentriert sich Ziehl vorwiegend auf die Jagd, mit mittelmäßigem Erfolg. Die Carchase-Sequenzen sind zwar ganz chic, betrachtet man das Gesamtbild aber etwas mager. Ein bisschen mehr davon hätte „Proximity“ sicherlich gut getan. Auch weil man einige Ideen ganz frech von „The Fugitive“ ausleiht.

Zwar sollte man bekanntlich in B-Niederungen nicht so auf Plotholes achten, aber wenn Gefängniswärter einen psychopathischen Häftling zunächst entkommen lassen, obwohl, und das haben sie ja auch ausführlich erklärt, er einen Sender trägt und dieser mal eben so ganz ohne Equipment herausfinden kann, wo andere Leute mit Kreditkarten einkaufen, strapaziert das die Geduld mehr, als frisch ausgebrochene Knastologen, die gleich Kleingeld am Start haben, um eine Telefonzelle zu benutzen.

Wenn auch eigentlich für den B-Movie-Fan uninteressant, lässt „Proximity“ mit Cleveland und ein paar hübschen Sightseeing-Shots sich hinsichtlich der Optik ganz gut verkaufen. Nur mit dem Tempo, der vorrausehbaren Entwicklung des Plots und der mageren Action hapert es eben.


Fazit:
Schlichter, wenig ergiebiger B-Thriller mit soliden Actioneinlagen, der so völlig unaufgeregt niemandem wirklich weh tut, aber auch keine Jubelarien verursacht. Der Witz der Sache offenbart sich früh, der Verlauf präsentiert sich zu schematisch, die Akteure agieren solide. Abgeharkt und wieder vergessen.

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