Review

„Missing in Action“ geht in die zweite Runde - diesmal mit dem Zusatztitel „The Beginning“. Die Fortsetzung ist ein Prequel, dass die Gefangenschaft Colonel Braddocks (Chuck Norris, „Code of Silence“, „The Delta Force“) zeigt. Das Cannon-Studio überließ da auch gleich dem Drehbuchautoren des ersten Teils, Lance Hool (später Produzent diverser Streifen wie „Men on Fire“ oder „The Road Killers“), die Regie.

Auch der zweite Teil liefert alle Klischees, tendiert aber nicht so rassistisch wie das Original. Ist aber auch kaum möglich, weil die Amis alle in Bambushütten ihr Dasein fristen. Braddock wurde zusammen mit einer Handvoll Männer abgeschossen und wird laut Lagerkommandant Yin (der bekannte Bösewicht Soon-Tek Oh, „Steele Justice“, „The Man with the Golden Gun“) solange gefangen gehalten, bis er sein Geständnis unterschreibt. Laut Yin hat der Colonel zig Kriegsverbrechen begangen, was sich prima als Propagandagag nutzen ließe. Man befindet sich mitten im Nirgendwo und wird gut bewacht. Was also tun?

Wir wissen natürlich, dass dem nicht so ist (Braddock und schuldig?) und so werden die Amis bei ihrer täglichen Sklavenarbeit munter von den sadistischen Aufsehern verprügelt und gefoltert. Muckt man auf, gibt`s welche auf’s Maul und wer flüchtet wird erschossen oder fällt den Fallen zum Opfer. Kein schöner Land! Viel fällt „Missing in Action II – The Beginning“ wahrlich nicht ein und so präsentiert er Klischee um Klischee. Yin baut nebenher Drogen an und vertickt sie mit Hilfe eines Franzmanns. Ein vorbei schauender Reporter wird in Zeitlupe gerichtet und Braddock will einfach nicht nachgeben. Da kann Yin ihm mit seiner Frau kommen oder ihn sich mit dem verräterischen, amerikanischen Gefangenen Nester (Steven Williams, „L.A. Heat“, „Jason Goes to Hell: The Final Friday“) prügeln lassen. Auch Lagerknüppelmeister Lao (Ungetüm Professor Toru Tanaka, „The Running Man“, „An Eye for an Eye“) vermag da keinen Erfolg zu erfoltern.

Irgendwann ist aber genug und Braddock bricht, nachdem Yin einen Schritt zu weit ging, aus, um mörderisch zurück zu schlagen. Mit diesem Plot gewinnt man sicher keinen Oscar. Aber dafür waren die Cannon-Produktionen ja auch nicht bekannt. „Missing in Action II – The Beginning“ ist straight inszenierte Dschungelfolteraction, die über die volle Distanz zu unterhalten weiß. Viel, außer alten Klischees, ist niemandem eingefallen. Aber wer erwartet auch Anspruch bei einem B-Actioner?

Als etwas störend erweist sich eigentlich nur die Actionarmut in der ersten Hälfte, wo dann wirklich auf den Vorurteilen herumgeritten wird. Irgendwann hat auch der letzte Zuschauer begriffen, dass die Amerikaner arme Soldaten sind, die keiner Fliege was zu Leide tun können und die Koreaner alles miese, lügende Arschlöcher sind. Dafür gibt es aber in der zweiten Hälfte ordentlich Krawall, da Braddock zurückschlägt. Der Härtegrad ist dabei recht prächtig. Wird zu Beginn nur etwas mit dem Flammenwerfer gebrutzelt, so wird final das ganze Lager in Schutt und Asche (geile Explosionen) gelegt und das Personal mal laut, mal leise, Richtung Jenseits befördert. Endlich darf Norris auch mal zulangen und in einem schick choreographierten Endkampf seine Martial-Arts-Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Ich kann hier nur noch mal wiederholen, dass Chuck Norris hier wirklich seine Paraderolle gefunden hat. Mit seinem zerzauselten Bart und dem Dackelblick ist er als vom Krieg gezeichneter Soldat ideal – auch wenn seine stählernen Augen Milch sauer machen. Der Rest ist brauchbar, wobei Tanaka nun mal ein beeindruckendes Ungetüm und Soon-Tek Oh einfach ein herrlicher Bösewicht ist.

Fazit:
Harter, B-Reißer, der, ganz der Tradition des Vorgängers folgend, Schwarzweißmalerei betreibt und Klischee um Klischee auftürmt. Da man sich als Freund der gepflegten B-Action nicht über sowas mokiert, Hool „Missing in Action II – The Beginning“ ein flottes Tempo vorlegen lässt, attraktiv inszeniert und linear erzählt, ist die Kurzweiligkeit gegeben. Die Action ist klasse inszeniert, die Stunts mitunter recht spektakulär und die finale Zerstörungsorgie etwas für`s Auge. Wem so was nicht zusagt, hat selber Schuld. Hier weiß doch auch der Letzte, was ihn erwartet.

Details
Ähnliche Filme