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Eine Ballade über diejenigen Menschen, die auf ihrem Weg nach unten ins Straucheln kommen. Die trotz der Zielsicherheit, mit der sie in den Abgrund taumeln, doch hier und da noch einen Strohhalm finden, nur um festzustellen, dass der bereits halb vergammelt ist. Eine Ode über Hinterhöfe und verdreckte Gassen. Ein Film über Einsamkeit, Verzweiflung und Leere, mehr in schwarz als in weiß gedreht. Ein Noir, im wahrsten Sinne.

Der Boxer Davey Gordon ist am Ende seiner Karriere angekommen, und er weiß das auch. Sein Kampf heute Abend hat mehr damit zu tun, dass er zusammengeschlagen wird, als dass er sich im sportlichen Wettkampf misst. Seine Nachbarin Gloria sieht den Kampf im Fernsehen ihres Bosses Rapallo, der ein Etablissement für Tanzbegleitung führt, und auch sonst in dunkle Geschäfte verwickelt ist, und muss während der Fernsehübertragung dessen Zudringlichkeiten ertragen. Rapallo will Gloria ins Bett bekommen, und als er bei ihr zuhause auftaucht um sie zu zwingen, ist Davey gerade rechtzeitig zur Stelle. Davey der gescheiterte Boxer, und Gloria das leichte Mädchen. Man findet sich sympathisch, man verliebt sich vorsichtig ineinander, man zweifelt an der Liebe. An der eigenen, vor allem aber an der des anderen. Zu viele schlechte Erfahrungen, zu viel Unglück musste im Leben erduldet werden, um sich jetzt der Liebe stellen zu können.
Gemeinsam will man auf die Farm von Daveys Onkel, aber dafür braucht es Geld. Davey will die Kohle aus dem letzten Kampf, und Gloria fordert den ausstehenden Wochenlohn ein. Zurück bleiben ein toter Manager, eine spurlos verschwundene Frau, und ein Mordverdächtiger: Davey.

Sicher ist Kubrick, der große Stanley Kubrick, bei seinem zweiten Langfilm noch lange nicht an der Klasse seiner späteren Werke angekommen, aber allein seine Kameraarbeit schlägt vieles von dem, was vor allem in den 50er-Jahren im späten Noir verbrochen wurde. Wie Kubrick bei der Verfolgungsjagd gegen Ende die Gassen und Höfe abbildet, all das Elend und den Schmutz, wie er die Einsamkeit in Bilder übersetzt, nur um dann das Showdown in einer Schaufensterpuppenfabrik inmitten hunderter lebloser Puppen durchzuführen – Von der vollkommenen Einsamkeit zur großen Menge, die doch gleichzeitig tot ist. Eine sagenhafte Sequenz, die auch deswegen so beeindruckend ist, weil der Kampf zwischen Rapallo und Davey nicht der Kampf zweier gewiefter Kampfsportler ist, sondern weil hier, inmitten all der Puppen, zwei verzweifelte und verängstigte Männer aufeinander einschlagen, die eigentlich nur versuchen am Leben zu bleiben, während das jeweilige Gegenüber diesem Versuch im Weg steht. Während immer mehr Puppen „sterben“ müssen, ist die nackte und pure Angst der Männer nahezu greifbar, werden die Bewegungen der Kämpfenden immer fahriger und raumfüllender, und während die Angst um das eigene Leben immer größer wird, überträgt sich diese Angst auf den Zuschauer und lässt ihn zunehmend unruhiger werden.

Da kann man auch über die ein oder andere überflüssige Volte in der Geschichte hinwegsehen (die Sache mit Glorias Schwester, die Balletttänzerin werden wollte aber nicht konnte, die ergibt außer einer Füllung der Laufzeit nicht wirklich Sinn), wenn der Film mit solchen Bildern punktet: Die 42nd Street mit ihren Kinos und Vergnügungspalästen bei Nacht. Die (vermutliche) Bronx mit ihren menschenleeren Straßen und der trotzdem deutlich spürbaren Gewalt in der Luft als Hintergrund der Jagd. Oder einfach nur Davey, der im Dunklen stehend durch sein Fenster Gloria im Licht betrachtet, und die Stäbe seines Fensters werfen ein Gitter über sein Gesicht, das mehr als tausend Worte seine Lage beschreibt: Es ist zwecklos wenn Du hier ausbrechen willst, und es ist zwecklos sich dieser Frau jemals nähern zu wollen. Du wirst immer in der Zelle Deiner armseligen Existenz gefangen bleiben.

In knackigen 65 Minuten und um nur wenige Minuten zu lang erzählt uns Kubrick knackig und zielsicher eine Geschichte über einsame Menschen, über Angst und über die Leere. Großartig!

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