Captain Future vom Crystal Lake...
Manchmal ist es aber auch schwer, eine Filmreihe logisch weiter zu erzählen. Bei der "Friday"-Reihe hat sich Paramount nicht schwer getan und das selbe im Prinzip achtmal erzählt, dafür aber mit achtbarem Erfolg. Dann bekam New Line Cinema das Ruder in die Hand. Mit "Jason Goes To Hell" schickten sie Mr. Voorhees eben in die Hölle, eigentlich das beste, was einer ausgeschlachteten Horrorikone passieren kann. Doch irgendeinem klugen Kopf schien das nicht gepasst zu haben, da neun Teile ja reichlich unrund klingt. Also musste wohl ein finaler Nummer Zehn her, und siehe da... der Tiefpunkt der Serie wäre erreicht.
Dabei ist die Grundidee an sich gar nicht mal so übel. Jason wird gefangengehalten, da niemand weiß, wie man ihn töten soll (an der Stelle möchte ich bezweifeln, dass man wirklich alles probiert haben will, wie wäre es denn mit verbrennen?), wird kurzerhand beschlossen, ihn einzufrieren, doch Dr. Wimmer (David Cronenberg himself) will den Muskelprotz lieber zu wissenschaftlichen Zwecken untersuchen, da sich sein Gewebe von selbst regeneriert (Achso?). Es kommt, wie es kommen muss. Da alle Beteiligten die Sache mal wieder auf die leichte Schulter genommen haben, kann Jason entkommen, fast alle töten und wird von einer gewissen Rowan über Umwege doch noch eingefroren, dem Unglück sei dank friert auch sie daraufhin ein.
Dann befinden wir uns mal eben 445 Jahre in der Zukunft (der Anfang spielte 2010... mensch, topaktuell!). Ein Team von Archäologiestudenten macht sich auf, ein Labor auf Erde I (Jaja, die leben jetzt auf Erde II, weil unsere normale Erde vor die Hunde gegangen ist) zu untersuchen, wie es der Zufall will jene Einrichtung, in der Jason eingefroren wurde. So findet das Team Jason und die junge Frau etwas unterkühlt vor. Die Frau kann wiederbelebt werden, um Jason steht es schlecht. Trotzdem schleppt man ihn mit. Als Unikat fürs Museum.
Rowan wird wiedererweckt (und reagiert äußerst gelassen darauf, dass mal eben über 400 Jahre rum sind), während man Jason untersucht. Da der Bursche aber wohl doch nicht tot ist, geht alsbald das töten und meucheln wieder los. Das gesamte Raumschiff, auf dem sich der Film abspielt, wird zur Spielwiese für Jason. Nach unzähligen Opfern wird der hauseigene Android Kay-Em 14 (dazu später mehr) auf Aggro-Mode geschalten und ballert Jason Arme, Beine und Fresse weg. Alle sind glücklich, die Rettung in Form eines anderen Raumschiffs steht bevor, doch alle haben vergessen, Jason von der Nanomaschine runterzunehmen, die den zerhackten Mörder analysiert und neu erschafft. Über-Jason tritt wenig später ins Bild... ne oder?
WIe gesagt, die Idee ist ganz nett. Es hat wirklich was, Jason in der Zukunft zu erleben... jedenfalls die ersten Minuten. Dann beginnt der Film langsam aber sicher unglaublich träge zu werden. Das respektable Budget von 14 Millionen Dollar merkt man dem Film an, doch leider nur, was Sets und Ausstattung betrifft. GCI wird auch verwendet, und da wird wohl ein großer Anteil der Knete reingeflossen sein. Und ehrlich gesagt merkt man da nicht viel Liebe. Die Effekte sind grob und sofort erkennbar, selbst einige Morde wurden bearbeitet. Und obgleich die Sets nett ausschauen, für Stimmung sorgen sie nicht, dazu sind sie viel zu künstlich und blankgeputzt.
Wäre da nicht das Raumschiff und die Tatsache, dass wir in der Zukunft sind, könnte "Jason X" auch jeder x-beliebige Horrorfilm sein. Die Teenager scheinen selbst nach fast einem halben Jahrhundert die selben dauergeilen Idioten zu sein, bereits nach zwanzig Minuten bekommen wir wieder einiges an Schlüpfrigkeit präsentiert. Generell sind die Darsteller auch dürftig gewählt und niemand überzeugt hier auf ganzer Linie. Besonders die Damen der Schöpfung agieren mit einer solchen Nervigkeit (die mittels schreien und heulen, manchmal aber auch falschem Stolz ausgelöst wird), dass man sich Jason glatt herbeisehnt. der letzte Sargnagel ist aber ohne jeden Zweifel Kay-Em 14.
Dieser Android ist lächerlich und zieht den Film glatt eine Note tiefer. Von einem Typen namens Tsunaron programmiert, fachsimpelt Kay in der ein oder anderen Szene ein bisschen rum und ist nebenbei wohl die Barbie für ihren Herrn und Meister (schlecht aussehen tut sie ja nun nicht). Verdammt, Tsuni (nennen wir ihn so, der eigentliche Name ist mir auf Dauer zu lang) und seine Cyborg-Uschi sind sogar ein Paar, küssen und treiben es miteinander! Wie soll das denn gehen? Das ist doch die selbe Niveaustufe wie Gina, die drollige Sexpuppe. Doch im Laufe des Films verwandelt sich Kay noch wie gesagt in den Lara-Croft-Verschnitt der Woche, schlägt Saltos und ballert auf Jason ein. Dazu prügelt sie auch noch in unsagbar schlecht gestalteter Martial-Arts Manier auf ihn ein. Hilfe!
Anders als die letzten "Friday"-Filme, die immer auf einen mehr oder weniger subtilen Humor aus waren, dräscht "Jason X" da mit dem Holzhammer auf den Zuschauer ein. Das macht sich vor allem in bemühten Future-Jokes bemerkbar. Jasons Eishockey-Maske erkännt kein Schwein, weil die Sportart dazu 2024 verboten wurde. Auf die Frage, ob Rowan mit einem Gewehr umgehen könnte, antwortet sie, dass man wie fahrradfahren nie verlernt, und sofort fragt jemand "Was ist ein Fahrrad?". Man kann es auch übertreiben. Aber auch sonst wird hier mit Kalauern und seichten Sprüchen rumgefeuert wie in einem schlechten italienischen Gassenhauer.
Das größte Problem an "Jason X" ist und bleibt aber die Tatsache, dass es wieder nur das selbe, stinkige Grundprinzip ist, und selbst Crystal Lake wird mit der Zeit ansehnlicher als die seelenlosen Sets und die tausend futuristischen Schiebetüren, die Jason im Sekundentakt zu durchbrechen scheint. Und Über-Jason, wie er wohl scherzhaft in den Credits genannt wird, ist auch eine herbe Enttäuschung. Ein bisschen Metall am Körper und rote Kontaktlinsen machen Jason nicht gerade beängstigender, und dass er selbst die Atmosphäre im All schadenfrei verträgt halte ich dann doch für arg übertrieben. Das Ende hält ja schon wieder was offen für eine Fortsetzung.. wie soll die dann aussehen? Der Aufstieg von Darth Jason?
Fazit
Richtig bekloppter Sci-Fi-Slasher der üblen Sorte, der zwar mit der Idee punktet, nicht aber mit Ausstattung, Schauspielern und dem grottigen Finale. Ich glaube ich kann mir den Film nicht mal schön saufen.
2/10