In der Zukunft hat Crystal Lake ein Forschungszentrum, Forschungsobjekt ist Jason Vorhees, besser verschnürt als Hannibal Lector. Trotzdem richtet er bei einer Unachtsamkeit des Personals ein Blutbad an, nur eine Wissenschaftlerin kann gerade noch sich selbst und den Killer einfrieren, um in den Kryoschlaf zu gelangen. 455 Jahre später entdeckt eine Gruppe von einem Raumschiff die beiden und nimmt sie mit, nicht ahnend, wer der Typ mit der Eishockeymaske im Gesicht ist. Der Plot ist klar und von "Alien" bekannt, das eingeschleppte Monster sorgt natürlich binnen kürzester Zeit für einen Bodycount, der alle Vorgänger erblassen lässt. Auf dem Transportschiff sind zunächst die Marines dran, die doch nicht so fit sind, wie sie immer tun und schon steht der Haufen Studenten ahnungs- aber nicht tatenlos herum. Die durchgestylte Teenie-Horror-Komödie ist dieses mal überraschend als Weltraumabenteuer aufgezogen, dass mit dem konventionellen Slasherstoff samt Campern nichts mehr gemein hat. Dafür gibt es mehr Action als je zuvor, denn wie bei Ridley Scotts Klassiker kommen auch hier Riesenwaffen in den Gängen des Raumschiffes zum Einsatz und zersieben immer wieder den reanimierten Jason, der nach Komplettzerstörung (sehr schöne Effekte !) mittels Nanotechnologie wie einst "Robocop" ergänzt wird. Der somit neue Über-Jason bekommt als Gegenspielerin die ebenfalls aufgerüstete Androidin Kay-Em 14 vorgesetzt, die in bester Lara Croft Manier Paroli bietet. Alles neu und alles grell also, in dieser comichaften Fortsetzung, die von jeder Menge Humor durchzogen ist und sich selbst nie ernst nimmt. Für die ewig Gestrigen mag das ein Dorn im Auge sein, ähnlich wie schon der Vorgänger, doch als Persiflage und Hommage an viele Genrehighlights funktioniert "Jason X" einfach prima. Lobenswert sind auch die für diese Reihe immens vielen sichtbaren (nicht durch die MPAA geschnittenen) kreativen und blutigen Goreszenen, die sowohl handgemacht als auch aus dem Rechner sind. CGI-Effekte gibt es zuhauf und lassen auch witzige Ideen wie Verwirrspiele mit Holodeck zu, welches im Finale zu einem köstlich selbstironischen Einschub zum alten Crystal Lake führt. Immer wieder baut das Drehbuch von Todd Farmer und Victor Miller Anspielungen auf die eigene Serie sowie auf andere Filme ein, ohne Längen aufkommen zu lassen. Das Tempo ist hoch in diesem schlüssigen und amüsanten Streifen, der natürlich traditionsgemäss ohne Anspruch auskommt. Großspuriger und effektbeladener als die ehemaligen B-Movies kommt man daher, nur die eher belanglosen Darsteller und die teils etwas improvisiert wirkenden Kulissen erinnern noch an damals. Jason wird zur Über-Jason-Ikone und auch ansonsten schert sich das junge Team wenig um die Konventionen seiner Vorgänger, was buchstäblich frischen Wind in die angestaubte Serie bringt, und zwar noch mehr, als es mit "Jason Goes To Hell" schon der Fall war. Statt auf Horroratmosphäre konzentriert sich das Geschehen auf die Action- und Sci-Fi-Elemente sowie den Ideenreichtum, der den Zuschauer immer wieder überrascht. In einer kleinen Opferrolle ist eingangs sogar David Cronenberg zu sehen, bei dem Regisseur James Isaac einst lernte. Nach "Jason Goes To Hell" zogen die Jahre ins Land und statt dem erwarteten "Freddy Vs. Jason" wurde "Jason X" nachgeschoben, ohne bloß einen Lückenfüller wie einige Vorgänger abzuliefern.
Fazit: Jason im Weltraum entpuppt sich als spaßiges Highlight der Serie. Auch wenn trotz hohem Kunstblutanteil kaum noch etwas an das Horrorgenre erinnert. 7/10 Punkten