Review

Gesamtbesprechung

Nightmares and Dreamscapes

Kings Kurzgeschichten sind einfach schon immer ein Garant für hervorragende Unterhaltung gewesen, ob in Buchform oder eben wie hier als Fernsehserie.

BATTLEGROUND (Schlachtfeld, Battlefield aus der Sammlung NACHTSCHICHT)

Ein Auftragskiller ermordet einen bekannten Spielzeughersteller und entwendet eine kleine Figur, die er sich daheim in seinem Superpenthouse in die Vitrine stellt. Kurz darauf wird eine Kiste mit Spielzeugsoldaten aus Plastik bei ihm abgegeben. Neben den Soldaten befinden sich noch ein paar Hubschrauber und Militärfahrzeuge in der Kiste. Kurz nach dem Öffnen der Kiste entwickeln die Soldaten ein für den Killer sehr gefährliches Eigenleben.

Diese Geschichte war schon in der Sammlung sehr lesenswert und die visuelle Umsetzung ist ebenfalls sehr gelungen, vor allem wenn man sich vor Augen hält, dass es sich um eine Fernsehproduktion handelt. Klar können die Effekte nicht mit einer Hollywood-Grossproduktion mithalten, aber als gelungen kann man sie allemal bezeichnen. Die Geschichte ist nicht unbedingt superspannend, der Unterhaltungswert ist aufgrund der tollen Idee aber riesig. Gesprochen wird in der Geschichte übrigens kein einziges Wort.

CROUCH END (aus der Sammlung „Albträume“)

Ein frisch vermähltes Ehepaar – ein junger aufstrebender Rechtsanwalt und seine junge hübsche Frau – verbringen ihre Flitterwochen in London. Dort angekommen und nach einem kurzen Abstecher im Hotel, gehen sie in ein Café. Da fällt der Frau ein, dass sie bei dem Kollegen der Kanzlei in London zum Essen eingeladen sind. Und zwar in Crouch End. Der erste Taxifahrer warnt sie vor Crouch End. Der zweite fährt sie widerwillig hin, warnt sie aber auch speziell vor dünnen Stellen.

Auch diese Geschichte kann überzeugen. Hier liegt der Gruselfaktor etwas höher. Die Atmosphäre erinnert ein wenig an „Die Kinder des Zorns“. Schauspielerisch wird hier zwar nur guter Durchschnitt geboten und die Effekte sind nicht kinoreif, aber trotzdem eine interessante Geschichte im klassischen Stil.

IN DER FALSCHEN WELT („Umneys letzter Fall“ aus der Sammlung „Albträume“)

Ein cooler Privatdetektiv aus den 30er Jahren hat Erfolg auf der ganzen Linie. Beruflich und Privat. Ein eiskalter Held und Herzensbrecher. Doch eines Tages taucht ein ihm sehr ähnlich sehender Mann auf in Reebok-Schuhen und mit einem Sony-Laptop. Der Schriftsteller, der ihn geschaffen hat und für seine Welt verantwortlich ist.

Bis zu dem Zeitpunkt als der Schriftsteller in das Leben des Privatdetektivs tritt, wirkt die Humphrey-Bogart-ähnliche Geschichte sehr stark überzeichnet und merkwürdig. Dann jedoch wird daraus eine Art Mystery-Geschichte, die aufgrund der schauspielerischen Leistung und coolen Kameraführung und Lichteffekte ebenfalls sehr gelungen ist. Trotzdem eine vielleicht für manchen zu ruhige Geschichte, aber mit Biss.

DAS ENDE VOM ENDE („Das Ende des ganzen Schlamassels“ aus der Sammlung Albträume)

Wer Kings Bücher (gerade die älteren Werke) kennt, der weiss wie fantastisch King Kindheitserlebnisse und –erinnerungen schildern kann. Daher ist es ein wahrer Genuss diese Geschichte, die nur aus Rückblenden besteht, zu erleben.

Ein ungleiches Brüderpaar wächst gemeinsam auf. Der ältere ist dem jüngeren geistig nicht gewachsen, sie verstehen sich trotzdem blendend. Der ältere wird Dokumentarfilmer, der andere ein „verrückter“ Wissenschaftler, der fast wöchentlich das Themengebiet seiner Projekte wechselt. Doch eines Tages hat der aufstrebende Wissenschaftler eine Art Eingebung und kann es nicht mehr ertragen wie die Menschheit sich selbst zugrunde richtet. Er entdeckt einen Ort mit einem speziellen Wasser, dass dazu führt, dass die Menschen miteinander freundlich umgehen. Er will die Menschheit heilen… mit ungeahnten Folgen.

IM KABINETT DES TODES („Der Strassenvirus zieht nach Norden“ aus der Sammlung „Im Kabinett des Todes“)

Eine Geschichte über einen Schriftsteller (wie oft eigentlich noch?), der nach einem Arztbesuch inklusive Spiegelung, eine Heidenangst davor hat, dass etwas mit ihm passiert. Er ist ein Mensch, der gerne in Trödelläden stöbert, bevorzugt Bilder. Er findet ein Bild, dass ihn magisch anzieht: Es zeigt einen jungen Mann, der mit spitzen Zähnen und langen Haaren hinter dem Steuer eines Wagen sitzt. Das Bild verändert sich und es macht dem Schriftsteller mittlerweile ernste Sorgen, dass er seinen Verstand verliert. Er versucht, sich mehrmals von ihm zu trennen, schafft es aber nicht….

Typischer atmosphärischer King-Grusel, der zwar intensiv ist und auch unterhält, durch sein extrem offenes Ende und auch der sehr verwirrenden Handlungsstränge abseits des Bildes, eher schwach, wenn auch gut inszeniert.

DAS FÜNFTE VIERTEL (aus der Sammlung Albträume)

Ein Häftling kehrt nach sieben Jahren zu seiner Frau und dem gemeinsamen Kind in den Wohntrailer zurück mit der Absicht, sauber zu bleiben. Doch schon am ersten Abend kommt sein ehemaliger Zellengenosse angeschossen zu ihm, um ihm an einem Coup teilhaben zu lassen. Alles kommt jedoch anders….

Abermals hervorragend inszenierte Geschichte, die fast schon aufgrund der Schusswechsel ein bisschen an Tarantinos „Reservoir dogs“ erinnert. Gruselfaktor gleich null, aber spannend und originell.

AUTOPSIERAUM 4 (aus "Kabinett des Todes")

Eine wahre Albtraumgeschichte. Ein Mann wird in einen Autopsieraum eingeliefert und bekommt alles mit, was sich um ihn herum abspielt. Ist er wirklich tot?

Ganz große Kunst. Zu dieser Geschichte gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, da sie einfach fesselt und durchaus das Niveau einer guten “Tales from the Crypt“-Story hat.

ROCK ’N’ ROLL WIRD NIEMALS STERBEN (aus der Sammlung “Albträume“)

Ein junges Paar kommt auf der Durchfahrt aus Versehen in den Ort Rock ‚n’ Roll Heaven. Hier leben ehemalige Rockgrößen als Geister.

Mittelmäßige Geschichte und auch mittelmäßiges Filmchen.

FAZIT:

Endlich möchte man sagen, gibt es mal wieder eine vernünftige Reihe mit Horrorkurzgeschichten aus der Feder des Meisters zu sehen. Leider ist das nur die halbe Wahrheit. Denn im Vergleich zu „Creepshow“ ist der Anteil Horror geradezu minimal. Eher sind es Mystery-Geschichten, die auch nicht alle erstklassig sind. Waren sie in der geschriebenen Form schon mittelmäßig, wurden sie als Film auch nicht besser. Durchschnitt bleibt eben Durchschnitt. Die Schauspieler und die Regie oder auch die Kameraführung sind fast durchweg auf hohem Niveau, auch wenn die ganz bekannten Gesichter ausbleiben. Aber viele Gesichter hat man schon gesehen oder es wird das Interesse geweckt, in welchem Film sie noch mitgewirkt haben.

Klammert man den Aspekt Horror aus und begibt sich eher auf eine Art gruselige Mystery-Reise, dann ist das hier bis auf einige Ausnahmen schon sehr gut. Fortsetzung erwünscht.

9/10

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