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04: The End of the Whole Mess

THE END OF THE WHOLE MESS

“The End of the Whole Mess” ist ein weiterer Beweis dafür, dass es äußerst problematisch ist, ein Endzeitszenario in all seinen weitreichenden Ausmaßen in filmischer Form glaubwürdig zu vermitteln.

Gewiss lässt sich aus der Geschichte ein riesiges Spektrum an existenziellen Fragen filtern, die jedoch zweifelsohne nicht zum ersten Mal gestellt werden. Nicht unähnlich dem Szenario aus “Equilibrium” steht mit dem Ende der Geschichte die Aussage im Raum, dass die Gewalt des Menschen ein notwendiges Übel seiner Existenz ist und dass eine Welt ohne Gewalt nicht denkbar ist. Schon der Titel verrät die Naivität des Wunsches, einfach alles Böse von der Karte löschen zu wollen; “the Whole Mess”, der ganze Mist, der nun endlich ein Ende haben soll, wird nicht differenziert, nicht hinterfragt, sondern einfach nur weggewünscht. Hauptsache, die Menschheit ist von ihm befreit und kann in Frieden leben.

Im Mittelpunkt stehen zwei Brüder (gespielt von Ron Livingston und Henry Thomas) - einer erzählt als einer der letzten Überlebenden einer scheinbaren Katastrophe die Geschichte in Videodokumentarform. Der andere der Brüder ist Gegenstand seiner Erzählung. Von Kindesbeinen an wird die ungewöhnliche Entwicklung des hochintelligenten Bruders aufgerollt, bis es zu dem Punkt kommt, an dem das phantastische Element eingeführt wird. Der inzwischen Wissenschaft betreibende Bruder hat endlich ein Heilmittel gegen die größte aller Krankheiten gefunden: die Aggression der Spezies Mensch.

Die Erklärung ist ebenso dilettantisch wie irrelevant - Stephen King hatte bereits in seinem Bestseller “ES” einen Hinweis auf den Ort gegeben, dessen Wasserversorgung offenbar mit einem Protein versetzt ist, das seine Bewohner zu friedlichen Lämmchen machte. Hier ist es nur der Stein des Anstoßes, um viel interessantere Fragen zu stellen: Was, WENN es möglich wäre, jeglichen Ansatz von Kriminalität aus der Welt zu verbannen? Die schreckliche Nebenwirkung, die in der Geschichte das Ende der Welt bedeutet, ist wissenschaftlich nicht von Belang; was zählt, ist ihre Aussage.

Die Filmumsetzung kann leider zu keinem Zeitpunkt herüberbringen, welche Konsequenzen die Experimente des Wissenschaftlers hatten. “The End of the Whole Mess” ist ein typischer “Zoom Out”, beginnend in einem stillen Kämmerlein, das noch keine Hinweise darauf gibt, was gerade da draußen passiert. Der Mann auf dem Videoband gibt versteckte Hinweise darauf, was passiert sein könnte und setzt einen Countdown fest: innerhalb von 60 Minuten will er die ganze Geschichte erzählt haben.
Am Ende soll das Ausmaß des Schreckens natürlich feststehen; die Wirkung versandet jedoch größtenteils im Nichts. Das liegt auch daran, dass es im ersten Moment etwas kurios erscheint, dass gleich die komplette Biografie des Wissenschaftlers ausgerollt wird. Im Gegenzug kommen später einige Dinge um den “Outbreak” zu kurz, worunter die Effektivität der Auflösung stark zu leiden hat.

Über den Strich rettet sich Mikael Salomons Arbeit, die wie schon “Umneys Last Case” weniger tatsächliche Horror-Aspekte bedient, sondern vielmehr eine Art von dystopisch abstrahiertem Horror wie “The Twilight Zone”, mit der schieren Attraktivität der Grundidee sowie einigen gelungenen Metaphern (die Szene mit den Bienen und Wespen etwa gestaltet sich recht interessant). Davon abgesehen ist auch “The End of the Whole Mess” eher literarischer Stoff. Die vorliegende Adaption ist zu wenig weitreichend, um über die Laufzeit hinaus Eindruck zu hinterlassen.
5/10

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