„Battleground“ scheint eine ziemlich bekannte und vor allem beliebte Kurzgeschichte von Stephen King zu sein – diesen Eindruck vermochte ich zumindest diversen Aussagen innerhalb meines Bekanntenkreises zu entnehmen, als wir uns im Zuge eines „Nightmares and Dreamscapes“-DVD-Abends zusammenfanden. Ich selbst muss gestehen, zuvor noch nie von dem betreffenden (literarischen) Werk gehört zu haben, weshalb ich mich unvoreingenommen ans Sichten heranbegeben konnte…
Erfahren, durchdacht, schweigsam, konsequent und verdammt gut in seiner Profession – John Renshaw (William Hurt) ist ein wahres Profikiller-Paradeexemplar. Sein derzeitiger Auftrag führt ihn auf das Gelände einer edlen Spielzeugfabrik, wo es ihm recht zügig gelingt, die Wachleute auszuschalten und bis ins Büro des CEOs (Bruce Spence) vorzudringen. Unter den Augen hunderter Puppen, welche überall auf Regalen entlang der Wände aufgereiht stehen, schaltet er den anwesenden Geschäftsführer ohne Umschweife aus, vergewissert sich, ob die Zielperson auch wirklich tot ist, nimmt ein kleines Tänzerinnen-Figürchen an sich, quasi als Souvenir, so wie er es jedes Mal macht, und begibt sich im Anschluss auf den Heimweg nach San Francisco, wo er in einem modernen, äußerst luxuriösen Penthouse residiert.
Irgendwann am Ende des Tages seiner Ankunft, die Müdigkeit hat ihn bereits übermannt, reißt ihn ein Klingeln an der Wohnungstür aus dem Schlaf – ein Paket ist für ihn abgegeben worden. Der Absender ist wohl die Mutter des Getöteten, ihres Zeichens die Haupt-Ideenlieferantin der Firma, was aus einer Widmung auf dem Schreibtischfoto ihres Sohnes sowie einem Kürzel auf dem Adressfeld dieser Lieferung hervorgeht. Mit aller Vorsicht öffnet John die Verpackung: Drinnen verbirgt sich ein kompletter Satz Army-Spielzeugfiguren, der aus 20 Infanteristen, 3 Helikoptern, 2 Jeeps, einer Haubitzenkanone sowie 6 weiteren Soldaten (u.a. Sanitäter) besteht – und „Bonus-Überraschungen“, wie ein Sticker auf der Rückseite verkündet. Ein verwundertes Schmunzeln steigt unweigerlich in ihm auf, während er sich erneut dem geruhsamen Ausklang seines langen Arbeitstages zuwendet, doch ein Geräusch aus Richtung der Box lässt ihn nur Sekunden später wiederum aufschrecken – die Verpackung scheint von der Anrichte gefallen zu sein, vom Inhalt ist keine Spur mehr auszumachen. Noch ehe er sich einen Reim darauf bilden kann, raschelt es hinterm Vorhang, eine Lampe erlischt – dank eines durchtrennten Kabels. Tja, und als nächstes findet er sich inmitten eines stechenden Kugelhagels wieder, abgefeuert aus diversen Waffen der zu Leben erwachten (miniatur-) Einheits-Angehörigen, welche sich inzwischen in seinem Wohnzimmer verschanzt haben. Ein erbitterter Kampf setzt ein – das Appartement wird zum Schlachtfeld…
Nahezu im Alleingang trägt Hauptdarsteller William Hurt (“Dark City“/“a History of Violence“) diese Episode mit seiner hervorragenden Darbietung des wortkargen Auftragsmörders – letztere Eigenschaft erhält zusätzliches Gewicht aufgrund der Tatsache, dass der gesamte Ablauf (fast) ohne Dialoge auskommt: Ausnahmen bilden nur einige andere Passagiere im Flugzeug sowie eine im Hintergrund laufende TV-Nachrichtensendung. Renshaw jedenfalls spricht kein Wort, nicht einmal ein Fluch oder ungläubiger Kommentar rutscht ihm, selbst angesichts der immer stärker eskalierenden Lage, über die Lippen. Hurt gelingt es, Glaubwürdigkeit ins Spiel zu bringen, wodurch er, beinahe ohne zusätzliche Anstrengungen seitens des Skripts, die Gefahr umsteuert, dass die Situation einen umfreiwillig komischen Touch erlangt. Jede Regung seiner Mimik und Gestik sitzt – eine beeindruckende Leistung. John´s Werdegang hat ihn charakteristisch gefestigt und geprägt, weshalb er jeder Herausforderung, die ihm sein Schicksal in den Weg stellt, direkt gegenübertritt – sogar wenn es sich dabei um lebendiges Spielzeug handelt. Es wäre für ihn undenkbar, selbst im Angesicht des Todes so zu wimmern, wie es seine Opfer für gewöhnlich tun. Schwäche widert ihn an, daher gibt es auch keine Phase, in welcher er innehält und sich fragt, wie und warum das eigentlich passiert – er gerät unter Beschuss, seine Instinkte setzen ein, der Kampf beginnt. Verletzungen werden eigenhändig versorgt, u.a. mit Nadel und Faden, steigern allerdings die konstant anwachsende Wut im Inneren, welche sich eher auf die eigene Person bezieht, da ihm die kontrollierende Oberhand abhanden gekommen ist – und das in der eigenen Wohnung. Ein Entfernen vom Ort des Geschehens ist ausgeschlossen – was wäre er dann noch gegenüber sich selbst?
Bei der Umsetzung der nur wenige Zentimeter hohen Kombattanten griff man auf eine Kombination aus CGI-Arbeit und echten Schauspielern zurück, denen man mit Hilfe von Latexmasken und beschichteter Kleidung eine grüne, Plastik-hafte Oberflächentextur verpasste sowie im Anschluss digital (per Blue- bzw Green-Screen-Verfahren) in die einzelnen Szenerien einfügte – ein gelungener Effekt, denn diese nicht nur bei Kids bekannten Figürchen wirken tatsächlich wesenhaft real. Zwar sind die F/X insgesamt keineswegs perfekt, doch gut genug, um nicht zu verärgern oder vom Spaß der ansprechenden Gesamtumsetzung abzulenken, welche immer wieder mit kreativen Ideen (ein Quietsche-Entchen als Ablenkungsmanöver, das Einnebeln der Frontlinie unter Verwendung eines Feuerlöschers etc) und Perspektiven (z.B. ein aus dem Helikopter-Inneren heraus gefilmter Luftangriff) gefallend aufzuwarten vermag. Da der Fokus jederzeit auf John gerichtet bleibt, werden die Auftritte der Angreifer nie überreizt – zugleich sichert ihm diese Herangehensweise unweigerlich ein gewisses Maß an Sympathie, obwohl er ja ein Krimineller ist und es sich hierbei „bloß“ um die Gegenreaktion einer trauernden Mutter auf den kaltblütigen Mord an ihrem geliebten Sohn handelt. Betrachtet man die Ausgangslage, lässt sich rasch erkennen, dass die Kontrahenten Chancen-technisch jeweils über spezielle Vor- und Nachteile verfügen: Die aus den Gewehren der Infanteristen abgefeuerten Projektile können die Haut ihres Gegners nur in dem Ausmaß eines Nadelstichs verletzten, ihre RPGs, Granaten und Raketen hinterlassen dagegen schon äußerst schmerzhafte Fleischwunden – auf der anderen Seite kann Renshaw die Männer problemlos zerquetschen, etwa unter seinem Schuh, andererseits gestaltet es sich schwierig, solch winzige Ziele zu treffen, selbst wenn man dafür eine schnell feuernde Uzi zur Verfügung hat. Taktik und Einfallsreichtum entscheiden demnach über Sieg oder Niederlage.
Wie man mir nach dem Sichten berichtete, hält sich das Drehbuch von Richard Christian Matheson (“Full Eclipse“,“It Waits“,“MoH: Dance of the Dead“,“MoH: the Damned Thing“) weitestgehend an der Vorlage – auffällige, aber anscheinend nicht negativ auszulegende Unterschiede sind im Grunde nur am Anfang (der gesamte Einstieg) und Ende (die „Überraschung“) zu entdecken. Die Gefahr schwacher Dialoge ist ja gar nicht erst gegeben, Längen kommen keine auf (die Story ist dem Format-Rahmen optimal angepasst), ferner lassen sich einige erfreuliche Anspielungen im Verlauf finden: Ein Balanceakt auf einem schmalen Fassaden-Vorsprung wirft ein Augenzwinkern in Richtung King´s „the Ledge“ (aus der „Night Shift“-Sammlung, 1985 als Segment in „Cat´s Eye“ verfilmt), die auffällige Zuni Puppe auf Renshaw´s Trophäen-Vitrine ist genau jene aus dem klassischen Genre-Streifen „Trilogy of Terror“ (1975), an dem übrigens Matheson´s Vater Richard als Autor beteiligt war. Regie führte Brian Henson (TV´s“Farscape“,“Jack and the Beanstalk“), Sohn des legendären „Muppet Masters“ Jim. Seine Inszenierung beschwört keinerlei Anlass zur Klage herauf.
So zweifelsfrei unterhaltsam „Battleground“ auch sein mag, völlig überzeugen konnte mich diese Episode letzten Endes nicht. Sicher, das Tempo ist anständig, langweilig wird es nie und Hurt ist große Klasse – nur hat in meinen Augen ein bestimmter Funke gefehlt, welcher der ganzen Sache einen nachhaltigen Impuls verleiht, um sich (zumindest auf der inhaltlichen Ebene) vor der verbreiteten, nicht gerade neuen Idee, dass sich besessene bzw lebendige Spielzeuge oder Figuren gegen Menschen wenden, abzugrenzen. Hintergründe, beispielsweise wie das überhaupt möglich ist, woher der Absender John´s Adresse kennt oder warum der Firmen-CEO ausgeschaltet werden sollte, klammerte man zugunsten der Konzentration auf die „kriegerischen“ Auseinandersetzungen im Penthouse vollkommen aus. Zudem lässt sich der Ausgang von vornherein mehr als bloß erahnen, was das Aufkommen echter Spannung verhindert. Vielleicht hätte man den Prolog doch streichen sollen, um diese ersten Impressionen seines Charakters im Dunkeln zu belassen, was allerdings wiederum eine geniale kleine Parallele zerstört hätte: Bei seinem „Hit“ trägt Renshaw nämlich eine neutrale Maske, so dass er, in Verbindung mit seinem Schweigen sowie dem gradlinigen Ausführen des Auftrags, beinahe so wie seine späteren Widersacher erscheint. Den „Endgegner“ fand ich nur bedingt gelungen, da er mich immerzu an eine Kreuzung aus dem „unglaublichen Hulk“ (Farbe), einem Zombie (wutverzerrte Gesichtszüge) und „Rambo“ (Ausstattung, Muskeln, rotes Stirnband) erinnerte – der Gedanke dahinter ist hingegen stark.
Was unterm Strich bleibt, ist eine leider relativ eindimensionale, ernstere „Small Soldiers“-Variante für ein etwas reiferes Publikum, welche trotzdem einen netten, erquicklichen Einstieg in diese hochwertig produzierte Mini-Serie markiert und vor allem Fans der ursprünglichen Geschichte glücklich stimmen dürfte … „6 von 10“ (mit einer gewissen Tendenz hin zur „7“)