Review

Angekündigt als Bond-Verschnitt für die jüngere Generation, kann „Stormbreaker“ zwar lässig kindischen Unfug wie „Spy Kids“ oder „Agent Cody Banks“ übertrumpfen, aber nicht das halten, was der erste, actionreiche Trailer im Vorfeld noch versprach.
Das erste Abenteuer des 14jährigen Alex Rider könnte auch weil sich der internationale Erfolg bis dato nicht einstellen wollte, auch schon sein letztes gewesen sein, obwohl noch einige Romane von Anthony Horowitz auf ihre Adaption warten. Wenn die bessere Handlungen hätten, wäre das allerdings schade.
Regisseur Geoffrey Sax („White Noise“) trifft dabei keine Schuld, zieht er „Stormbreaker“ doch flott und stylisch auf, mixt den Szenen eingängige Tracks bei (u.a. mal wieder „Ready Steady Go“ von Paul Oakenfield und „Feel Good Inc.“ von den Gorillaz) und lässt das Geschehen nie zu einem kindischen Theater für die Kleinsten verkommen. Vor allem der letzte Punkt hebt ihn positiv von den artverwandten Produktionen ab.

Alex Pettyfer gefällt in der Hauptrolle, auch weil er einen ziemlich souveränen und erwachsenen Eindruck macht. Damit ist dieser Aspekt auch gleichzeitig der einzige, der dem actionreichen Trailer entspricht, denn Action gibt es leider nicht allzu viel. Donnie Yen wurde offensichtlich nur für die Martial-Arts – Szenen eingeflogen, in deren Verlauf Alex zum Beispiel auf einem Schrottplatz ein halbes Dutzend zwielichtiger Figuren mit einem Seil verdrischt. Sieht zwar gut aus, Yen kann so etwas aber auch besser, wenn man ihm Zeit für das Fein-Tuning gibt. Das war hier wohl nicht der Fall. Auch die erste Verfolgungsjagd dürfte noch auf seine Kappe gehen. Schade, dass er nur wenig HK-Style einfließen lassen konnte. Ansonsten hält sich „Stormbreaker“ aber vornehm zurück. Da hatte ich mir mit ihm als Action-Director deutlich mehr versprochen.

Nicht täuschen lassen sollte man sich als Zuschauer nicht von der geballten Power bekannter Gesichter, die zu einem Großteil nur bessere Cameos absolvieren. Ewan McGregor („Trainspotting“, „The Island), der witzigerweise bekanntlich als neuer James Bond im Gespräch war, scheidet als Geheimagent des MI6 und Alex Onkel gleich zu Beginn aus dem Leben. Aus seinem Abgang resultiert dann auch die Rekrutierung von Alex, der die Mission beenden soll und flugs durch eine Ausbildung geschickt wird. Sein Onkel hat ihn praktischerweise schon sein Leben lang auf diesen Tag vorbereitet, so dass es ihm nicht schwer fällt, mit einer Truppe Special Forces mitzuhalten...

Während Robbie Coltrane („From Hell“, „The World is not enough“) zum Schluss kurz als Premierminister auftritt, darf Stephen Fry („The Hitchhiker's Guide to the Galaxy”, “V for Vendetta”) in einem kurzen, aber humorigen Auftritt als Q – Verschnitt den Nachwuchs-Agenten mit Gadgets ausstatten. Bill Nighy („Underworld“, „Pirates of the Caribbean: Dead Man's Chest”) spielt den merkwürdigen MI6-Chef, Andy Serkis („Deathwatch”, „King Kong”) den stummen, messerwerfenden Diener von Oberbösewicht Mickey Rourke („Year of the Dragon”, “Angel Heart”) und Damian Lewis („Band of Brothers“, „Dreamcatcher“) einen russischen Auftragskiller. Außerdem wurde Alicia Silverstone („Clueless“, „Batman & Robin“) unter Bergen von Schminke ausgegraben, damit sie als Haushälterin die Bude für Alex in Schuss hält. Viel Prominenz also an Bord.

Mit knapp über 80 Minuten auch relativ kurz gehalten, beginnt Geoffrey Sax mit einer schick inszenierten Verfolgungsjagd, die parallel zu Alex’ Schulvortrag über den ereignislosen Job seines Onkels verläuft, denn natürlich ist seine wahre Identität streng geheim.
Alex selbst, der von der wirklichen Berufung seines Ziehvaters auch erst nach dessen Beerdigung erfährt, outet sich als bodenständiger Teen mit der ersten großen Liebe, aber vielen Extremsportarten als Hobby, die ihm nicht von ungefähr nahe gelegt wurden. Deswegen ist für den MI6 die Sachlage schnell klar. Alex wird nach anfänglichem Zögern zum Agenten ausgebildet und zu Medien-Mogul Darrius Sayle (Rourke) in die Höhle des Löwen geschickt. Dort soll er herausfinden, was der Mann im Schilde führt.

Zum Vorteil gereicht dem Film neben ein paar Bond-Anspielungen auch die Tatsache, dass er sich nicht so schrecklich ernst nimmt. Insbesondere Alicia Silverstone hat mit ihrer Vorliebe für asiatische Esskulturen ein paar Gags auf ihrer Seite und kann sich in einer Szene, die mich stark an „Kill Bill“ erinnert, mithilfe eines Kugelfischs sogar einer Killerin erwehren.
Und auch Alex Pettyfer, der für einen 16 Jahre alten Darsteller schon ziemlich reif ist, zeigt sich mit körperlichen Einsatz, ein paar trockenen Kommentaren und gesunder Respektlosigkeit von seiner besten Seite. Insbesondere sein Auftritt im Boot-Camp, wo er sich einer Gruppe knallharter Kämpfer anschließen muss und mit Geschick und Intelligenz schließlich deren Anerkennung verdient, ist nicht nur gut inszeniert worden, sondern zeigt auch, dass Alex absolut das Zeug für einen Nachwuchs-Action-Star hätte.

Im Weg steht der Film sich indes selbst mit seiner ideenlosen Geschichte, die wohl immer gleich abzulaufen hat, wenn der Nachwuchs gegen diverse erwachsene Bösewichter dieser Welt anzutreten hat. Mittels einer falschen Identität eines Computer-Nerds erhält Alex eine Einladung, um Sayles neuen Computer zu testen, der kurz davor steht überall in Großbritannien eingesetzt zu werden. Natürlich schnüffelt er dort in der schwer bewachten Basis herum, setzte seine Gadgets ein, verhält sich zu verdächtig und wird schließlich auch noch enttarnt, bevor ihm die Flucht gelingt und er in letzter Sekunde eine Katastrophe zu verhindern versucht.

Viele Szenen identifiziert der erfahrene Zuschauer während dessen leicht als Standards aus früheren Bonds. Die vielen Zitate sind aber sicherlich Absicht und im Kontext auch meist ziemlich komisch. So will zum Beispiel Darrius Sayle wie jeder larger than life – Bösewicht seinen ärgsten Widersacher Alex nicht einfach erschießen, sondern ihn auf eine möglichst exotische Weise töten, was natürlich prompt nach hinten losgeht. Auch ein letztes Duell auf Leben und Tod darf nicht fehlen und die Möglichkeit einer Fortsetzung wird sowieso gegeben.

Nur schade, dass der Actionteil relativ gering ausfällt und mit zunehmender Spielzeit immer schwächer wird. An den tollen Auftakt knüpft „Stormbreaker“ leider nie wieder an. Zwar wird zum Schluss in luftiger Höhe gekämpft und aus einem Helikopter abgesprungen, wahrlich spektakulär schaut aber keine dieser Szenen mehr aus. Ausbaubar wäre zudem der Part des Killers Yassen Gregorovich gewesen, der zum Schluss noch eine wichtige Rolle spielen soll.

Abschließend bleibt nur zu sagen, dass „Stormbreaker“ nicht das hält, was der gute Trailer noch verspricht. Besser als diverse verwandte Produktionen ist der Film jedoch allemal. Die bekannten Gesichter spielen gut, obwohl mir ein paar Rollen etwas zu überzogen und comichaft angelegt waren und Geoffrey Sax inszeniert das erste Abenteuer von Alex Rider auch sehr ansprechend. Nur schade, dass der Plot den ewig gleichen Ablauf recycelt. Da hätte ich mir etwas mehr Abwechslung gewünscht. Trotz einiger Zugeständnisse für die jüngeren Zuschauer versinkt der Film aber nie in infantilen Gefilden, sondern bleibt ein meistens kurzweiliges Einstiegsabenteuer.


Fazit:
„Stormbreaker“ gibt sich leider nicht als das erhoffte, actionreiche Agentenabenteuer zu erkennen, verfügt allerdings über eine gute Inszenierung und vor allem anfangs noch ordentliche Actioneinlagen, die später leider etwas vernachlässigt werden. Alex Pettyfer stiehlt der geballten Ladung bekannter Gesichter zwar nicht die Show, agiert aber überzeugend. Der Humor und der doch relativ erwachsene Grundtenor besorgen den Rest. Grundsolide, wenn auch nicht so gut wie erhofft, weil Donnie Yen kaum zum Zuge kommt und sich sehr zurückhält.

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