Review

Der Titel „The Ghoul“ ist irreführend. Zumindest hätte ich einen Horrorfilm mit Lovecraft-Adaptionen oder etwas Ähnliches erwartet. Was hier Boris Karloff and friends abliefern ist etwas anderes: ein Film, der alle Metiers bedient und trotzdem zu keinem passt. Für mich eine sehr erfreuliche Entdeckung. Umso erstaunlicher, da der Film nun wirklich steinalt ist.

Der Film beginnt wie ein klassischer Mumienstreifen. Wir lernen, dass ein im sterben liegender Ägyptologe namens Prof. Morlant im Besitz eines Steines ist, der ihm ewiges Leben an der Seite der alten Götter verschaffen soll. Eine Gruppe von Ägyptern will diesen Stein, der früher aus einem Grab geraubt worden ist, wieder haben. Ist nicht, da Morlant diesen Stein in der Hand halten muss, wenn er vor die alten Götter tritt. Deshalb lässt er sich seine Hand mitsamt Stein bandagieren und scheidet dahin. Zuvor schärft er seinem Diener ein, sich an die ihm erteilten Anweisungen zu halten – andernfalls würde Morlant wieder auferstehen und sich furchtbar rächen.
Es kommt zu einer pompösen Beerdingung im altägyptischen Stil (und schön, aber unpassend untermalt von Siegfrieds Trauermarsch), die nur dadurch getrübt wird, dass schon hier ein aufmerksamer, aber gieriger Testamentsvollstrecker merkt, dass der Stein nicht mehr in der Hand von Morlant ist. Jetzt wechselt der Film in Richtung eines Kriminalfilms a la Malteser Falke in England.
Es werden neue Charaktere eingeführt: die Erben von Morlant. Beide sind Cousin und Cousine und völlig zerstritten. Im Laufe des Films bilden Sie ein Team und später ein Paar. Zusammen mit einer Freundin bilden sie die Screwball-Komponente der sehr unterhaltenden Story aus. Aber wir haben ja einen Horrorfilm und warten also auf die Auferstehung von Morlant. Sie kommt und damit ein Exkurs in den frühen Zombiefilm. Morlant ist nicht richtig böse, er will nur seinen Stein wieder und sterben. Dazu bringt er gerade mal einen Ägypter um, verschont aber den diebischen Diener und alle Leute, die mit seinem Stein nichts zu tun haben (also eine Ghul hätte ich mir anders vorgestellt). Er kriegt am Ende seinen Stein und findet scheinbar seinen ewigen Frieden mit den alten Göttern. Dann wechselt der Film zurück zum Kriminalfilm. Jeder betrügt jeden, der Stein wechselt oft seine Besitzer, bis die Polizei dem Spuk ein Ende macht.

Dieser Plot klingt zugegebener Maßen so, als würde der Film nicht funktionieren. Tut er aber. Und zwar auf beeindruckende Weise. Nehmen wir zuerst die Schauspieler. Karloff ist als Prof. Morlant genial. Zuerst ein sterbender, leicht widerlicher alter Mann, dann ein theatralischer Untoter, der nur seine Ruhe will. Sein Spiel ist hoffnungslos überzeichnet (phasenweise möchte man ihm sagen, dass er nicht in einem Stummfilm agiert), funktioniert aber trotzdem. Der Rest der Rollen ist hochklassig, aber klischeehaft besetzt. Der Zuschauer soll sich über die Rollenverteilung keinen Kopf machen, man weiß wer gut und wer böse ist.
Unterstrichen wird die gute Wirkung des Films durch wundervolle Bauten und Sets. Nebel wabert, Kerzen flackern, ägyptische Relikte über all und eine verwinkelte Villa. Gothik-Herz, was willst du mehr.

„Tthe Ghoul“ ist wirklich eine angenehme Überaschung. Er ist sicher kein Film für Leute, die grelle Effekt und bunte Farben brauchen. Wer aber schwarz-weisse Unterhaltung dieser Art mag, sollte unbedingt mal einen Blick riskieren. Für mich 8 von 10 Punkten.

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