Immobilienmakler sind schon eine fragwürdige Berufsgruppe. Sie spekulieren mit einem der Grundbedürfnisse des zivilisierten Menschen und bereichern sich an der Wohnungsnot anderer. Einen Horrorfilm zu drehen und sie dabei in den Mittelpunkt zu stellen, ist ebenso naheliegend wie originell.
Zwischen seinen Erfolgsfilmen „Fragile“ und „[•REC]“ entstand Regisseur Jaume Balaguerós Beitrag zur sechsteiligen, spanischen TV-Horrorfilm-Reihe aus dem Jahre 2006, der evtl. ähnliche Überlegungen angestellt hatte, als er zusammen mit Alberto Marini das Drehbuch verfasste und mit „Hell’s Resident“ einen sehr unterhaltsamen, kurzweiligen Terrorfilm zunächst aufs spanische Fernsehpublikum und später dank internationaler Veröffentlichungen auch auf den Rest der Welt losließ..
Die Geschichte um eine wahnsinnige Maklerin, die Wohnungssuchende ausspioniert, zu einer Wohnungsbesichtigung lockt und sie mit allen Mitteln dazu zwingen will, die heruntergekommene Wohnung eines geräumten Hauses irgendwo am unwirtlichen Stadtrand zu beziehen, wurde mit einer der Situation angemessenen Portion Hysterie verfilmt. Das heißt, es wird viel geschrieen und gekreischt, es werden Grimassen gezogen und es bis die Grenze zur Karikatur übertrieben. Für die richtige Stimmung sorgen neben dem unvermeidlichen miesen Wetter (Regen + Gewitter) der Drehort in Form der wirklich alles andere als einladenden Bruchbude sowie der Anfang des Films, der das junge Pärchen, das in die Fänge der rüstigen Dame gerät, hinreichend und sympathisch charakterisiert. In der Folge wird bei den Fluchtversuchen insbesondere Claras der Adrenalinspiegel des mitfiebernden Zuschauers in die Höhe getrieben, der nicht nur einmal ob der in Panik und Affekt getroffenen falschen Entscheidungen verzweifeln dürfte. Ein paar nette Ideen sowie blutige Einlagen sorgen dabei für Abwechslung. Darstellerisch haben ganz klar die beiden weiblichen Hauptdarstellerinnen die Nase vorn: Macarena Gómez als Clara und Nuria González als fiese Maklerin kämpfen wie Tigerinnen, gehen in ihren Rollen voll auf und schüren die Emotionen.
Leider krankt auch „Hell’s Resident“ ein wenig am fast schon typischen Balagueró-Phänomen: Ihm fiel, nach übrigens nur 66 Minuten, auch hier kein wirklich gutes, aufhorchen lassendes Ende ein, was erneut den positiven Gesamteindruck schmälert und etwas unbefriedigte Zuschauer zurücklässt. Ansonsten ist die Höllenresidenz aber ein geradliniger, schnell auf den Punkt kommender Trip in den Wahnsinn des Immobilienmarkts und sei iberophilen Genrefreunden ohnehin ans Herz gelegt.