Mit dem Auftakt zu einer sechsteiligen, spanischen TV-Horrorfilm-Reihe aus dem Jahre 2006 ist es dem für diverse Skurrilitäten berüchtigten Regisseur Álex de la Iglesia („Perdita Durango“) gelungen, einen fast schon klassischen Suspense-Grusler zu inszenieren, ohne dabei gänzlich seine eigene Handschrift zu verleugnen.
Ehrlich gesagt hätte ich es ihm nicht zugetraut, einen so geradlinigen Horrorfilm zu erschaffen, der mühelos klassische Genrezutaten mit ein paar neuen Ideen vermengt und beides auf ein hohes Qualitätsniveau hievt, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Zwar finden sich auch hier einige schräge, komödiantische Momente, die aber im Rahmen bleiben und die liebevoll und effektiv aufgebaute Gruselatmosphäre nicht zerstören. „Haunted House“ trifft auf Quantentheorie, so könnte man diesen Film am ehesten umschreiben. Die Frage, ob tatsächlich etwas nicht stimmt, stellt sich dabei nicht, die Spannung entsteht vor allem durch das intensive Schauspiel Javier Gutiérrez’ als Juan, der immer mehr zum hypernervösen und unverstandenen Opfer der anscheinend sein Baby bedrohenden Vorgänge im Haus und seines Forschungsdrangs wird, der einem düsteren Geheimnis auf der Spur ist und sich selbst in Gefahr begibt, während seine junge Ehe den Bach heruntergeht. Als Zuschauer leidet man mit Juan und fürchtet sich vor seiner nächsten Entdeckung, vor dem nächsten Stein im Mosaik. De la Iglesia arbeitet dabei u.a. mit Zooms auf Juans Gesicht oder gar nur seine Augenpartie, was Erinnerungen an glorreiches europäisches Genrekino wachruft, in denen dieses und ähnliche Mittel stilprägend eingesetzt wurden. Schon durch die knappe Spielzeit ist das Tempo gezwungenermaßen recht flott, an psychisch wie optisch unheimlichen Szenen mangelt es nicht. Ein einzelner brutal inszenierter Mord schockiert trotz seiner Vorhersehbarkeit und verstärkt durch seine Konsequenz die nicht nur als unwohlig, sondern richtiggehend bedrohlich empfundene Aura des Übersinnlichen.
Ich jedenfalls habe mich schon lange nicht mehr so gegruselt und wurde von der Qualität dieses TV-Films schwer überrascht und eiskalt erwischt. De la Iglesias sorgfältige Inszenierung, für die er zugunsten der dichten Atmosphäre auf seine allzu wahnwitzigen Sperenzien verzichtete, erscheint mir mitsamt ihrer Schauspieler, Kameraarbeit etc. weitestgehend makellos, die Handlung findet den richtigen Spagat zwischen logischer Nachvollziehbarkeit und mysteriösem Geheimnis. Ein weiterer, diesmal wirklich äußerst gelungener spanischer Horrorbeitrag – klasse!