Das Beispiel der „Masters of Horror“-Anthologie macht Schule, jetzt ziehen andere nach.
Die Spanier beispielsweise, die in den letzten Jahren eine ganze Reihe brauchbare Horrorfilme zustande brachten, versuchen es jetzt mit einer Serie von sechs abendfüllenden (wenn auch kurzen) Spielfilmen, die als „Geschichten, die einen nicht schlafen lassen“ vermarktet werden.
Der erste Film der Serie wurde dann auch vom Aushängeschild Alex de la Iglesia umgesetzt, getreu dem Serienmotto, dass es weniger um Blut und mehr um Atmosphäre geht.
Und „The Baby’s Room“ ist durchaus gelungen, wenn man den Arbeitsauftrag betrachtet.
Die Geschichte handelt von einer jungen Familie, die in ein renovierungsbedürftiges Haus zieht, in dem seltsame Dinge vorgehen. Eines Nachts sieht der Vater über den Babyfonmonitor eine Männergestalt im Kinderzimmer und denkt an Einbrecher. Doch tatsächlich liegt der Fall anders.
Iglesia, Fachmann für skurile Themen mit leicht überzeichneten Figuren und schrägem Humor kann hier anfangs auch wieder nicht aus seiner Haut. Obwohl eine Startsequenz das Übernatürliche schon bestätigt, dürfen sich die Figuren erstmal auf der realistischen Ebene austoben, ein Einbrecher wird vermutet, Verfolgungswahn ist bald die Diagnose, die Familie steht auf der Kippe, je mehr der Vater von dem Besucher besessen ist.
Ein paar alberne Szenen, wieder mal werden Harmonie und Unruhe überzeichnet und irgendwie scheinen die ersten 40 Minuten bezaubernd unoriginell. Dann jedoch nimmt der Film Fahrt auf, variiert das wissenschaftliche Motiv von „Schrödingers Katze“ effektiv und entwickelt eine beklemmende Spannung, wenn der Vater mittels der Monitore am Geschehen der beobachteten Mordtat teilnimmt und die Geister durch das Haus verfolgt.
Die Bedrohung wird immer stärker und gipfelt in einigen deftigen Höhepunkten und Wendungen, die einen schon mal vom Sofa hüpfen lassen.
Auch die Auflösung, die irgendwie zu erwarten war, aber dennoch mit schreckerregender Gewalt über den Zuschauer kommt, hat so ihre Qualitäten, wenn der Film die anfänglichen Rätsel um das verschwundene/besessene/beeinflusste Kind und die wirre Rentnerin nicht aufzulösen vermag.
Dennoch kann man sich mit „The Baby’s Room spannende 80 Minuten machen, die nur ein bisschen Geduld verlangen, bis die Story Fahrt aufnimmt – vorausgesetzt, man mag Iglesias Humor.
Insgesamt jedoch ein gruseliger Start in die neue Reihe und ein intensives Seherlebnis. (7/10)