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>>Die beiden Killer Vincent Vega und Jules Winnfield bekommen die Aufgabe von ihrem Auftraggeber Marsellus Wallace einen bestimmten Koffer zu beschaffen. Der Boxer Butch Coolidge flüchtet mit seiner Freundin vor Marsellus Wallace. Vincent Vega versucht sich als Babysitter bei Mia Wallace, der Frau von Marsellus. <<Film<p>"Pulp Fiction" ist Kult. Man könnte allein über seine Aussagen, seine Szenen und seine Figuren einen dicken Roman schreiben. DER Episodenfilm unter den Episodenfilmen und der endgültige Durchbruch von Quentin Tarantino zur Kultfigur.Story

Hier sind viele Episoden durcheinander geworfen. Manche Szenen werden am Ende des Films gezeigt, obwohl sie chronologisch an den Anfang gehören. Schon diese Technik, einen Film erst am Ende zu einer sinnvollen Geschichte zu fügen, ist klasse.
Der Film ist über 120 Minuten lang, schafft es aber durch seine klasse durchstrukturierte und durchdachte Story, den Zuschauer bei Laune zu halten. Quentin Tarantinos Talent zum Drehbuch-Schreiben ist unverkennbar. "Pulp Fiction" kommt aus Hollywood, sein Inhalt auf jeden Fall nicht. Denn was uns Tarantino an Kuriositäten und Dialogen auftischt, ist alles andere als gewöhnlich.

Frage: Worüber unterhalten sich eigentlich zwei Auftragskiller auf dem Weg zu ihrem Ziel?

Antwort: Über die Bezeichnung von Fastfood Produkten in Mitteleuropa und über Fußmassagen.

Wenn man nun die einzelnen Handlungsstränge aufbricht und jede Linie für sich selber betrachtet, erkennt man, dass in den Geschichten sehr viel versteckter Anspruch aufkommt und dass jede einzelne von ihnen eine Grundlage für einen richtig guten Thriller wäre. Aber Mr. Tarantino schafft es, seine Geschichten, die sich nur an einigen Stellen überschneiden und sonst nicht viel gemeinsam haben, übergreifend in eine richtig gute und unterhaltsame Groteske zu verwandeln. 1994 war das in dieser Weise revolutionär und wurde hinsichtlich des kongenialen Drehbuchs völlig zu Recht mit dem Oscar belohnt.

Frage: Wo versteckt ein US-Soldat mitten im Krieg eine alte Uhr, die ein Andenken seines Großvaters ist, um sie wiederum danach seinem Sohn zu überreichen zu können?

Antwort: Jahrelang im Allerwertesten.

Obwohl alle Episoden völlig gleichwertig sind, hat mich die Geschichte um Mia Wallace und Vincent Vega am besten unterhalten. Welcher Filmgucker kennt nicht die Tanzszene, in dem John Travolta (Hommage an seine Zeit als Tänzer) und Uma Thurman richtig swingen? Diese Szene prägte und prägt immer noch den ganzen Film.
Mehr will ich an dieser Stelle nicht zu den Episoden sagen, da ich davon ausgehe, dass sie die meisten kennen und den Nicht-Kennern die Wirkung der Geschichten nicht nehmen möchte.

Darsteller

Allen voran nenne ich als erstes hier Samuel L. Jackson. Er spielt den sehr religiösen Auftragskiller, der nach einem vermeintlichen Wunder sein bisheriges Leben umkrempeln will und dadurch hin und her gerissen ist. Samuel L. Jackson ist diese Rolle perfekt zugeschnitten. Kaum ein anderer hätte das so überzeugend spielen können; sein Sprungbrett zu den Größen von Hollywood.
John Travolta kommt da viel cooler rüber. Seine Sprüche (Meisterleistungen unseres Regisseurs) bringt er noch mit der nötigen, Travolta typischen Coolness und Gelassenheit rüber, so dass er sich für die Rolle des Vincent Vega nicht sehr viel von seinen alten Rollen verstellen muss. Trotzdem seine beste filmische Leistung überhaupt.
Diese beiden Darsteller harmonieren bestens miteinander, was den Humor und die Klasse des Films sehr stark unterstützt.
Uma Thurman, 1994 noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt, spielt die Gangsterbraut Mia Wallace. Auch wenn sie im Film nur an einer Stelle eine wichtige Rolle spielt, nutzt sie diese doch vollständig aus. Sie passt optimal zur Rolle des John Travolta. In ihrer gemeinsamen Episode schmeißen sie sich die Bälle (fetzige Sprüche, tolle Retourkutschen) gekonnt zu und verhelfen sich gegenseitig zur Perfektion.
Als Helfer in der Not wurde Harvey Keitel noch eine kleine Rolle gegeben. Er spielt die Figur des "Wolf" total cool und gelassen, entwickelt aber gleichzeitig eine unglaubliche Dynamik und Entschlossenheit. An dieser Mischung scheitern sogar die beiden Auftragskiller und müssen über ihre Schatten springen.
Der Boxer Butch hat mit Bruce Willis eine perfekte Besetzung. Wer sonst hätte den kernigen, schon in die Jahre gekommenen Boxer besser spielen können, als Mr. "Stirb langsam" selbst? Toll, wie er gegen Ende dieses Meisterwerks zusammen mit Ving Rhames (Marsellus Wallace) zur Topform aufläuft und sich die Ereignisse überschlagen. Beiden ein großes Lob.

Es spielen noch eine Handvoll weiterer Stars in diesem Streifen mit. Hinzugefügt sei nur, dass Quentin Tarantino sein Werk mit 1A-Darstellern geschmückt hat, und jene in diesem Film, angespornt durch die Perfektion eines Regisseurs, mitunter ihre filmischen Bestleistungen abliefern.

Dialoge

Bessere Dialoge und Gespräche als in "Pulp Fiction" findet man sehr selten oder gar nicht. Ich habe lange gesucht und nichts gefunden, dass diese in irgendeiner Weise hätte übertreffen können. Jeder Spruch, jeder Wortwitz und jede Metapher ist eines Zitates würdig. Kopiert wurden diese Aspekte oft, erreicht nie. Alle Wortwechsel haben einen Sinn, nichts wird verschwendet. Und beim näheren Hinsehen stecken überall winzige Wahrheiten drin. Das ist und bleibt eine Vorliebe und eine Meisterleistung von Tarantino. Ich finde, der Ausdruck "Göttliche Dialoge" passt nirgendwo besser als hier.

Musik

Natürlich würzt Quentin Tarantino seinen Thriller mit den passenden Musikstücken. Zu kultigen Tanzeinlagen und verrückten Situationen trällern im Hintergrund mal echte Oldies, mal rockige Gegenwartsmusik. Und alles ist genial aufeinander abgestimmt worden.

Humor/Anspruch

In "Pulp Fiction" wird der Zuschauer sehr viel schwarzen Humor finden. Die Stellen, in dem dann dieses aufkommt, sind meistens versteckt. Nebenbei entstehen noch komische Gegebenheiten aus dem Aufbau der Szenen, d. h. dass die Szenen den Humor erscheinen lassen und nicht umgekehrt. Die Art des Humors und wie sie rüberkommt ist einmalig. Es ist nicht die übliche Komik, die man zuhauf in den Filmen aus Hollywood kennt, sondern eine eigene Art Humor. Quentin Tarantino bringt dadurch in seine Filme sehr viel Anspruch rein, was zunächst sehr paradox klingt. Aber der Anspruch und die Tiefe, die "Pulp Fiction" bietet, leben von den humorigen Elementen, die jede Episode beinhaltet. Es sind Episoden, die objektiv betrachtet zwar nichts Neues in der Filmwelt darstellen, aber die Perspektiven, aus denen die Geschichten erzählt werden, verleihen ihnen diese neuen (teilweise ja komischen) Betrachtungsweisen. Somit entstehen Szenen, die (schwarz)humorvoll sind, obwohl sie dadurch eben an ihrer Bedeutung und an ihrer Tiefe gewinnen. Denn real und möglich sind sie allemal.

Fazit
Quentin Tarantino hat 1994 ein filmisches Kunstwerk erschaffen. "Pulp Fiction" ist der beste in seinem Genre - nämlich in der Kombination von vielen Genres. Noch heute kann der Film begeistern (vor allem mich) und erfreut sich an einer riesigen Fangemeinschaft. Man MUSS ihn gesehen haben, um zu wissen, wovon ich rede (schreibe).

5/5 oder 10/10 Punkten

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