Ein Gaunerpärchen, das sich spontan entschließt, ein Restaurant auszurauben; ein Gangsterboss, der von einem "Polizisten" eine rektale Demütigung erfährt
und von seinem eigentlichen Feind, der ihn zuvor hintergangen hat, gerettet wird. Zwei Auftragskiller, einer smart, der andere plump, die für eben jenen Gangsterboss arbeiten und erfahren müssen, dass es professioneller Hilfe bedarf, ein Auto von Spuren einer versehentlichen Hinrichtung zu bereinigen.
Der Letztgenannte, Vincent Vega, hat auch noch mit den fatalen Folgen der Verwechslung von Kokain mit Heroin und den daraus resultierenden Wirrungen zu kämpfen, während der Erstgenannte, Jules Winnfield, eine Sinnkrise durchläuft.
Diese ganzen Episoden und Handlungsstränge überschneiden sich, laufen wieder auseinander und fügen sich im Finale des Filmes zu etwas mehr oder weniger Sinnvollem zusammen.
Auch wenn in PULP FICTION eigentlich nichts großartiges passiert, so bleibt er doch lange Zeit im Gedächtnis. Denn das "Pulpige" an dieser Fiktion ist die bisher in dieser Form und Konsequenz unerhörte Betonung und sorgfältige Akzentuierung von Nebensächlichem, von Lappalien und Bagatellen und die Chuzpe des Filmes, sich ausdehnend Zeit für Ereignisse zu nehmen, die in ernsthafteren Gangsterfilmen nicht mal am Rande erwähnt würden. PULP FICTION macht den gepflegten belanglosen Dialog salonfähig, er karikiert Verbrecher, die zwar kaltblütig morden, aber panische Angst davor haben, von der Frau eines Kumpels erwischt zu werden und nimmt dem Mythos des Gangsterbosses seine gottesgleiche Unnahbarkeit.
PULP FICTION müsste man eigentlich ins komödiantische Fach stecken, denn der Zweck dieses Stiles ist seine absurde Wirkung, die eigentlich stilgebend für Parodien, Satiren und Possen ist.
Wenngleich das Nebensächliche die Hauptsache dieses Werkes ist, steht im eigentlichen Zentrum des Filmes, das eine erkennbare Moral bereithält, die Zweckgemeinschaft zwischen Vega, einem simpel strukturierten Gangster von einfacher geistiger Konstitution, der sich keine Gedanken um die Konsequenzen seiner Taten macht, und Winnfield, dessen intellektueller Ansatz, sprachlicher Esprit und distinguierter Habitus einen Kontrapunkt zu seinem Partner darstellen.
Beide haben eigentlich nur ihren Job sowie ihren Faible für den belanglosen Dialog gemeinsam. Während Vegas Gedanken um die nächste Line, den nächsten Auftrag oder das nächste Geschäft kreisen, macht sich Winnfield tiefere Gedanken um sein Leben. Bei jedem Tötungsritual trägt er eine fiktive Bibelstelle vor, die an den Ezechiel 25,17 angelehnt ist, der hier als abschließender Satz auftaucht:
"Der Pfad der Gerechten ist zu beiden Seiten gesäumt mit Freveleien der Selbstsüchtigen und der Tyrannei böser Männer. Gesegnet sei der, der im Namen der Barmherzigkeit und des guten Willens die Schwachen durch das Tal der Dunkelheit geleitet, denn er ist der wahre Hüter seines Bruders und der Retter der verlorenen Kinder. Ich will große Rachetaten an denen vollführen, die da versuchen, meine Brüder zu vergiften und zu vernichten und mit Grimm werde ich sie strafen, auf dass sie erfahren sollen, ich sei der Herr, wenn ich meine Rache an ihnen vollbracht habe!".
Sie dient Winnfield als Begründung für seine Opfer und als Rechtfertigung vor sich selbst. Mit Fortschreiten der Handlung erkennt er aber seine eigene Selbstgefälligkeit und dass nicht unbedingt er der "Gerechte" und seine Opfer die "Selbstsüchtigen" und "bösen Männer" sind.
Diese Läuterung wird am Ende des Filmes auf eine harte Probe gestellt, die Winnfield mit Bravour besteht.
Eine Gangster-Parodie über die Fügungen und Wirrungen des Schicksals, die schon fast surreal anmutet, denn der Film, besetzt mit einem Staraufgebot von Bruce Willis, Uma Thurman, Quentin Tarantino, Samuel L. Jackson und John Travolta, bricht mit den Vorstellungen, mit der man sich einen Gangsterfilm ansieht, und macht sich, ganz lapidar gesagt, einfach darüber lustig.
PULP FICTION kann man schon fast als berühmtesten Episodenfilm bezeichnen, denn es scheint, als hätte Tarantino hier versucht, ein Konglomerat an unterschiedlichsten Ideen in einem Film unterzubringen. Eine mutige und ambitionierte Prämisse, der dieses Meisterwerk aber fast vollends gerecht wird.