Ein so einzigartiger Film und doch fällt es einem schwer die Begeisterung in Worte zu fassen. Liegt es vielleicht daran, dass schon wirklich jeder alles über Pulp Fiction gesagt und geschrieben hat? Oder weil man sich nie wirklich Gedanken über seine Faszination gemacht hat? Bei keinem anderen Film stößt man so selten auf Widerstand, denn jeder ist einfach hin und weg von Quentin Tarantinos bisher größtem Clou und dessen einzigartigen Atmosphäre.
Nach dem Überraschungserfolg seines Erstlingswerkes "Reservoir Dogs" hatte Quentin Tarantino alle Möglichkeiten auf seiner Seite. Stars wie Bruce Willis, John Taravolta, Samuel L. Jackson und Uma Thurman sagten ohne groß drüber nachzudenken zu. Mit dem nun zur Verfügung stehenden Budget musste er sich bei der Besetzung genauso wenig Einschränken, wie bei der Wahl der Geschichte.
In “Pulp Fiction“ steckt ein großer Kindheitstraum Tarantinos oder genauer gesagt, mehrere hunderte davon. "Pulp Fiction" ist nicht nur ein Gangsterepos der ganz großen Machart, sondern auch eine Hommage an unzählige Filme und Schauspieler die Regisseur und Drehbuchautor Tarantino am Herzen lag. Damit ist er nach Sergio Leone der zweite große Filmschaffende, der seine Arbeit dem Postmodernen Film widmet.
Fast jede Rolle ist dabei speziell auf den jeweiligen Schauspieler zugeschnitten. Jede Geste, jeder Wimpernschlag und jeder Dialog hätten nur einen Bruchteil der Wirkung und Glaubwürdigkeit, wenn ein anderer die Rolle übernommen hätte. Diese unglaubliche Präzessionsarbeit spiegelt sich auch in der Ausgestaltung der Delinearen Handlung wieder. Ein Einzigartiges Konzept, dass man von seiner technischen Umsetzung eher von einem Mathematiker erwartet hätte. Die einzelnen - zu Beginn scheinbar nur für sich selbst stehenden - Geschichten werden mit einer hohen Präzision zusammengefügt, schaden der Unterhaltung aber in keiner Sekunde. Im Gegenteil, man merkt das sich einer wirklich Gedanken gemacht hat und dem gesättigten Filmkonsumenten der 90er was Neues bieten wollte.
Was neues bietet “Pulp Fiction“ auch im Bezug auf seine Geschichte und seiner Dialoge. Schon in der Einleitung wird mit einem hohen Grad an Sarkasmus klar gemacht, dass nicht irgend ein Politisches Thema im Mittelpunkt steht oder ein allgemein Gesellschaftliches Problem aufgegriffen wird. Man gibt freimütig zu, nicht mehr als Abschaum zu sein. In den darauf folgenden Wortwechseln zwischen Jules und Vincent stehen Mc Donalds und Fußmassagen im Mittelpunkt. Ein paar Coole Sprüche und passende Bibelsprüche folgen, die Situation Eskaliert, es kommt zu einem Blutigen Schusswechsel, der Auftrag ist erledigt.
Ein Laie kann damit natürlich jetzt gar nichts anfangen. Die Magie von “Pulp Fiction“ basiert vollständig auf Audiovisueller Basis. Man kann nicht einfach ein Element weglassen und glauben, es würde immer noch funktionieren. Hier Harmoniert alles im Einklang mit dem anderen, alles lebt vom Detail und stützt sich auf das andere, dem Unausgesprochenen. Unvergesslich bleibt neben den Kultverdächtigen Dialogen wohl auch der Tanz von Mia und Vincent, der unter anderem an John Travoltas Durchbruch (“Dirty Dancing“) erinnert. Mit soviel Stil und Coolness werden sich nie mehr zwei Menschen auf einer Bühne bewegen.
“Pulp Fiction“ ist DER Film der 90er Jahre und bietet Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau. Eine Geschichte die in keiner Sekunde von seiner Faszination einbüßt. Aber auch Filmhistorisch ist Tarantions zweiter ein Meilenstein. Die Delineare Handlung ist etwas völlig neues und wurde bis heute schon unzählige male Kopiert. Hinzu kommt eine perfekte Besetzung und jede Menge unvergesslicher Momente. Alles zusammen genommen ergibt das ein uneingeschränkt brillantes Meisterwerk, das jedem Spaß machen wird. Auf keinen Fall entgehen lassen.