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1994 kam ein Film in die Kinos, der heute absolut zu Recht mit dem Wort Kult in Verbindung gebracht wird: Pulp Fiction, Tarantinos Meisterwerk in drei Akten. Einen Film zu finden, von dem Kritiker und Zuschauer gleichermaßen begeisterter waren als von Pulp Fiction, ist schwierig bis unmöglich. Die Handlung findet in Los Angeles statt, jener Stadt, in der Mord und Totschlag nicht nur profit- sondern auch tolerables Tagesgeschäft ist. Die Geschichte ist beim ersten Schauen nicht sofort nachzuvollziehen, da Quentin Tarantino auf einer non-linearen Erzählweise baut. Aber das ist keineswegs ein Nachteil, da man sich diesen Film sowieso mehrmals angucken muss. Warum? Dieses Werk ist einfach zum Genießen, hier passt einfach alles. Die Charaktere sind bis in die letzten Reihen glänzend besetzt. Man beachte nur einmal, dass Christopher Walken ganze 5 Minuten in dem Film zu sehen ist. Die drei Episoden sind zwar formal voneinander getrennt, aber Hauptcharaktere der einen Episode spielen auch in den anderen mit, z.T. mit nicht unbedeutender Rolle. Die Handlung spielt innerhalb von 24 Stunden und beginnt - so viel sei zum Verständnis gesagt - am ersten Tag. Es gibt zu den Episoden in Form von den Restaurant-"Terroristen" einen Pro- und Epilog. Die Handlung sieht wie folgt aus: Jules und Vincent, zwei lässige Killer, sorgen nach einem erfolgreich ausgeführten Auftrag aus Versehen dafür, dass das Auto ihres Chefs mit Blut und Gehirn besudelt ist. Jemand muss helfen, denn sonst sind sie dran. Als Hilfevermittler spielt hier QT in Hitchcock-Manier eine kleine Rolle. Die zweite Episode handelt von Vincent, dem Killer, und der Braut seines Chefs, die nach einem "Date" mit ihm leider eine Überdosis Drogen nimmt. in der dritten Episode geht es dann um den Boxer Butch, gespielt von Bruce Willis, der Marcellus Wallace, seines Zeichens Chef von Vincent und Jules, bei einem gefälschsten Boxkamp übers Ohr hauen will. Wie gesagt, in jeder Episode liegt das Hauptaugenmerk auf einem anderen Charakter, doch andere beeinflussen das Geschehen.
Zur Kritik:
Wie die einzelnen Episoden miteinander verknüpft sind, wie sie sich beeinflussen, ist schlichtweg genial. Man nehme hierzu nur mal die Szene in der Bar, in der Butch Vincent fragt, was er zu gucken habe und ihn dann als Freundchen bezeichnet und Vincent dann zu Butch sagt, Butch sei nicht sein Kumpel und ihn dann als Penner nennt. Szenen später treffen sich die beiden wieder, und Butch erschießt Vincent. Die Schauspieler sind allesamt Extraklasse, neben John Travolta, der sich nicht zu schade für eine Tanzeinlage ist, Samuel L. Jackson, der bis dato fast gänzlich unbekannt war und nun der wohl lässigste Schwarze im Filmgeschäft ist. Die für Tarantino mittlerweile obligatorische Kofferraum-Szene ist auch wieder anzutreffen. Eine Sache sei noch explizit zu erwähnen: Eine Detailfülle, die man gar nicht bemerkt, wenn man nicht darauf gestoßen wird. Z.B. stehen in der Szene, als Butch mit dem Taxi fährt, in der Reklame für den Boxkampf unter dem Hauptkampf von Butch zwei andere Namen, offensichtlich ein weiterer Boxkampf. Die Namen der Kontrahenten sind die zweier ehemaliger Arbeitskollegen Tarantinos in einer Videothek, die sich gegenseitig mit ihrem Filmwissen zu übertreffen versuchten...Genial!
Der Film bekommt von mir wegen aller Kriterien, die ich aufgelistet habe (manche habe ich auch vergessen, es sind einfach zu viele), von mir die volle Punktzahl...eigentlich müsste man ihm 15/10 geben. Doch eines habe ich bis heute nicht verstanden: Was meint Marcellus Wallaces Frau vor dem Fast-Food-Restaurant mit "Seien Sie kein...", als sie dann mit ihren Fingern dieses Rechteck "zeichnet"?

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