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Nachdem sich die “Return of the Living Dead”-Reihe mit zwei Spielfilmen als mehr oder weniger primäre Parodien-Plattform für das Zombie-Subgenre etabliert hatte, nahm sich ein Regisseur der Reihe an, der auf dem Gebiet Zombiefilm bereits viele Erfahrungen sammeln konnte: Brian Yuzna. Der Regisseur von Filmen wie “Society” oder “Bride of Re-Animator” machte sich an den dritten “Return”-Teil. Und es ist schon ironisch, dass gerade seine Erfahrung im Genre der hauptverantwortliche Aspekt ist, wegen dem der Film nicht funktioniert.

“Return of the Living Dead Part III” hat nämlich nichts mehr mit der Reihe zu tun. Es ist ohne wenn und aber ein typischer Yuzna-Film geworden, also einer von den Kandidaten, die in der “Return”-Reihe eigentlich parodiert werden sollten. Aber wie soll Parodie funktionieren, wenn sie selbst die identische Form des zu Parodierenden einnimmt? Hier werden Explanans und Explanandum so sehr vermischt, dass am Ende nicht mehr deutlich ist, was das Erklärende (die Parodie) und was das zu Erklärende (der Zombie-Film) ist. Und das ist der unverzeihliche Fehler von “Return of the Living Dead III”.

Dabei könnte ich mir denken, dass Yuzna durch die absurde Romeo und Julia-Story durchaus parodistische Elemente einbringen wollte. Potentiell ist das auch durchaus ein Weg, der beschritten werden kann. Die (wider Willen) sadomasochistisch veranlagte Julie spottet immerhin aller Beschreibungen, die man von Zombies her kennt, wie sie in “Dawn of the Dead” & Co. auftauchten. So ganz ernstzunehmen ist das alles auf keinen Fall. Aber das alleine reicht nicht, denn der Grundtenor des Films wirft dem Zuschauer mit aller Deutlichkeit entgegen, dass es sich hier um einen relativ ironiefreien und ernsten Horrorfilm handelt. Trotz der seltsamen Ideen, die sich mit zunehmender Laufzeit häufen.

Das beginnt bei der Anspielung auf andere Filme. Hundertprozentige Parodien wie “Loaded Weapon” oder “Scary Movie” leben nur davon, die Anspielungen sind also eines der bedeutendsten Stilmittel einer Parodie. Doch kommen sie hier so selten und vor allem so subtil auf, dass sie vielmehr als Hommagen - wenn überhaupt - betrachtet werden können. So erinnert die Konstellation zwischen den beiden Protagonisten zwar an Romeo und Julia, und die Art der Wiederauferstehung von Zombie-Julie ruft einem Stephen Kings “Friedhof der Kuscheltiere” ins Gedächtnis, aber das geschieht alles viel zu subtil, um wirklich als konkrete Anspielung gedeutet zu werden.

Derweil versucht der natürlich voll ambitionierte Yuzna, in seinem Element, dem Horrorfilm, auch Weiterentwicklungen zu bieten und nicht nur Altbekanntes auf witzige Art wiederzukäuen. So bewegt er sich also vom erfolgversprechenden Grundkonzept der ursprünglichen “Return”-Filme weg, erhält die Verbindung zu den beiden Vorgängern nur dadurch aufrecht, dass er sporadisch die Regeln übernimmt. Das heißt, Militärversuche (das Militär nimmt hier tatsächlich im Gegensatz zum zweiten Teil eine zentrale Position ein), die Unzerstörbarkeit der Zombies und der Heißhunger auf Gehirne, neben dem Umstand, dass man tot ist, der einzige Aspekt, der die Zombies von den Menschen unterscheidet.

Nun mag Yuzna das gar nicht mal so ungeschickt machen, weshalb wir es hier auch keinesfalls mit einem schlechten Film zu tun haben. So ist es kaum verwunderlich, dass seine Arbeit eigenständig viel besser funktioniert. Die Metamorphose der zentralen Figur ist interessant zu verfolgen, ja beinahe faszinierend, weil man fast in Echtzeit miterlebt, wie die menschlichen Emotionen vom Heißhunger auf Gehirne verdrängt werden.
Ebenso ist für Kurzweil gesorgt, die sich - dem Zielpublikum entsprechend - vor allem in der Mannigfaltigkeit der Splattereffekte und des Monsterdesigns zeigt. Letzteres war dabei schon ein Trumpf der beiden Vorgänger, nur geht es diesmal in eine vollkommen andere Richtung. Die Zombies sind in ihrem Design nicht mehr der komödiantischen Funktion angepasst. Sie wollen wieder, wie es eben üblich ist, schockieren und Ekel erzeugen. Damit verbunden gerät auch der Blutgehalt in den Vordergrund; beschränkte sich der Verbrauch des roten Lebenssaftes in Teil I und II noch auf ein paar Tröpfchen (hier standen eher Ekel-Flüssigkeiten unbekannter Herkunft im Vordergrund), fließt er unter Yuzna nun wieder in Strömen. Auch das ist ein Hinweis darauf, dass sich die parodistischen Elemente verflüchtigt haben. Im Gesamtbild zeigen sich nun Monster-Absurditäten, über die man alles andere als lachen soll. Yuzna will vielmehr, dass man das Gesicht verzieht. Das gilt für die Selbstverstümmelungen der Hauptdarstellerin (absurde Piercings in Nahaufnahme) ebenso wie für Kopfschüsse, Gehirnfressereien, herausgerissene Köpfe mit Rückgrat, Militärexperimente mit bionischen Verbindungen zwischen Fleisch und Metall etc. Optisch sind die Zombies eindeutig an der “Re-Animator”-Reihe orientiert, was bedeutet, dass zumindest die menschlicheren Exemplare seltsame Knochenstrukturen im Gesichtsbereich aufweisen, Zahnprothesen tragen, körperlich ausgemergelt sind und ebenso wild wie unkontrolliert umherlaufen und auf die Menschen losgehen. Andererseits gibt es ebenso Kreaturen, die nur noch wenig mit Menschen zu tun haben (der Zombie auf der Militärbasis) und mit der offensichtlichen Maske dann tatsächlich mal Lacher provozieren.

Die Handschrift des Regisseurs zeigt sich nun vor allem in der typischen Bildsprache verbunden mit einer verqueren Romantisierung; wenn man so will, die Symbiose aus Zombies und Emotionen. Das beherrscht Yuzna auch hier wieder eindeutig, wenn auch nicht ganz so perfekt wie Stuart Gordon beim ersten “Re-Animator”. Jene charakteristischen Elemente dürften auch die hohen Wertungen vieler Zuschauer erklären, die natürlich einen astreinen Streifen ihres Meisters erleben dürfen. Nur sind die klassischen Yuzna-Schwächen ebenso wieder vertreten, speziell die nicht vorhandene Logik und das fehlende Gespür für Filmstruktur. Und nun quadrieren sich jene Schwächen in Hinblick auf den verfehlten Parodiencharakter. Fällt diese fehlende Strukturierung in einer Parodie nämlich nicht so ins Gewicht, tut sie das beim hier gewählten Weg umso mehr.

So bleibt festzuhalten, dass “Return of the Living Dead III” der Serie unwürdig ist, und zwar in der Hinsicht, dass der Zweck vollkommen verfehlt wird. Brian Yuzna versuchte, der Reihe gemäß seiner Erfahrung etwas Neues abzugewinnen und geriet automatisch ins Fahrwasser des vollwertigen Zombiefilms. Unter dem Trieb nach Innovationen brach der parodistische Anspruch vollkommen weg, so dass die Ur-Serie nur noch in Form eines McGuffins auftaucht, als notwendiges, aber inhaltsloses Fragment, um die Story voranzutreiben.
Dass der Film von vielen dennoch als der beste gefeiert wird, liegt an der unverkennbaren Handschrift des Regisseurs, den natürlich nach wie vor ein Fankult umgibt. Teilweise auch zu Recht, denn die Sache mit der wiederbelebten Julie hat was, und die Umsetzung ist irgendwo auch gelungen. Nur, Schwächen hat der Film auch haufenweise. Leben kann man damit, aber bitte außerhalb der “Return”-Reihe. Die sollte nämlich auf Parodien abonniert sein.

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