Bevor Regisseur James Wan und Drehbuchautor Leigh Wannell ihr berühmtes Independent-Werk „Saw“ realisieren konnten musste erstmal ein Geldgeber gefunden werden. Zu diesem Zweck entstand der gleichnamige Kurzfilm bereits im Jahre 2003 und da das gezeigte Szenario bereits so ausgeklügelt und abgerundet wurde fand es später in nur leicht abgeänderter Form elegant Einzug in den Langfilm und wurde zu einer der eindrucksvollsten Sequenzen.
Auch der Stil ist schon voll und ganz vorhanden, die Musik-Video-Optik mit schnellen Schnitten, düsterer Farbgebung und stylischen Kamera-Einstellungen entspricht komplett den späteren Filmen und wirkt schon genauso professionell. Wan zeigt vor allem als Cutter was er drauf hat und verleiht dem Film ein wahnsinnig schnelles Tempo. Weiterhin ist schon die hämmernde Sound-Untermalung zu hören und das Grundkonzept ist somit geschaffen.
Drehbuchautor Wannell (der sich künstlerisch keinen Gefallen getan hat mit den hanebüchenen Fortsetzungen) ist in der Hauptrolle zu sehen und wirkt sehr überzeugend und engagiert. Die belehrende Intention des Killers, sein gnadenloser Sadismus und vor allem die markante Puppe sind bereits vorhanden und zum Schluss gibt es eine nette Überleitung zum Hauptfilm.
Das es hier keine an den Haaren herbei gezogenen Twists gibt und der Stoff vor frischer Intensität sowie cleverer Inszenierung zeugt kann man von einem durchweg gelungenem Kurzfilm reden. Wannels Skript weist noch nicht die Schwächen der späteren Drehbücher auf und beinhaltet keinerlei logische Löcher, was aber auch auf die sehr einfach gestrickte Handlung zurückzuführen ist, diese ist nur auf den bloßen Effekt ausgerichtet. Bei den Kinofilmen mag das eine gravierende Schwäche sein, für einen solchen Kurzfilm aber absolut angemessen.
Eine ca. zwanzig bis dreißig Minuten längere Version mit einigen Elementen aus dem Langfilm hätten „Saw“ zu einem unvergesslichen Meisterwerk des Kurzfilms gemacht. Damit wäre die Story aber auch schon ausgereizt gewesen und selbstverständlich hätte ein solches Format zu wenig kommerzielle Zugkraft gehabt.
Durch die Kurzweiligkeit und vor allem durch den Vergleich mit dem Kinofilm bleibt aber auch diese Variante sehr interessant, vor allem natürlich für Fans. Umso unverständlicher erscheint es, das er in der Collector’s Edition der Kinofilme bisher nicht enthalten war. Vielleicht wird das auf DVD bei „Saw III“ nachgeholt, immerhin hätte man dann einen Grund sich die grottenschlechte zweite Fortsetzung auch noch zu kaufen.
Fazit: Insgesamt ein sehr starker Kurzfilm, der großes Potenzial zeigt, auch wenn nun kein Meisterwerk aus dem Langfilm geworden ist. Hier sieht man jedenfalls deutlich was die Produzenten bewogen hat die Leinwand-Adaption zu finanzieren, denn dass hier ein kleiner (oder großer)Kassenknüller drinsteckt, das erkennt wohl jeder.
7,5 / 10