Könnte sich in der Steinzeit ähnlich abgespielt haben: Naturbursche entführt Frau, um sie an einem Baum angekettet für sich arbeiten zu lassen. Mehr geschieht prinzipiell auch nicht, nur der Vergleich zu „Saw“ in Sachen exzessiver Gewaltdarstellung scheint durchaus angemessen. Kommt nicht so hinterrücks, hält aber mindestens genauso gnadenlos drauf.
Also nichts für zarte Gemüter, denn der Streifen steigt direkt und ohne Vorwarnung knallhart ein. Bereits in den ersten drei Minuten finden sich mehr Gewaltszenen, als der durchschnittliche Zuschauer verkraften kann.
Es ist gewissermaßen die Bewährungsprobe für den namenlosen Jäger: Frau wird entführt und in eine Kiste gesperrt, danach wird ihr eine Rasierklinge unter die Bauchdecke genäht, die sie benötigt, um das Strick um ihren Hals durchzuschneiden.
Auch Hope(Nadja Brand), Mutter einer sechsjährigen Tochter, wird dieser Tortur unterzogen und überlebt. Fortan fristet sie ein angekettetes Dasein zwischen Gartenpflege, Töpfe putzen und Fluchtversuchen.
Es muss nicht immer langweilig sein, nur weil lediglich zwei Figuren im Mittelpunkt stehen. Problematischer wird es jedoch, wenn es sich dabei um recht wortkarge Figuren handelt.
Der Jäger gibt nur das Nötigste von sich, erklärt nichts seinem Opfer, offenbart zu keiner Zeit seine Motivation. Für ihn ist das eben normal, auf diese Weise eine Partnerschaft zu führen. Die Entführte erkundigt sich zu Beginn verständlicherweise einige Male nach ihrer Tochter, bekommt aber nur ausweichende oder gar keine Antworten und hält die meiste Zeit den Schnabel.
So ist gegen Hälfte der Laufzeit zunächst einmal die Luft raus. Da wird brav die Arbeit verrichtet, es gibt zwei, drei Fluchtversuche, im Moment der möglichen Gegenwehr fehlt natürlich die mutige Konsequenz und auch das Vorspielen des Stockholm Syndroms endet für Hope mit einmaligem Sex, - gebracht hat ihr die ganze Vorstellung aber nichts.
Erst als der Namenlose nach einiger Zeit mit einer weiteren jungen Frau im Waldlager auftaucht, bekommt die Geschichte frischen Wind, wenn sich auch inhaltlich zwischen Herumschreien, diversen harten Bestrafungen und weiteren Fluchtversuchen nichts ändert. Immerhin hat man es sich nicht nehmen lassen, ganz zum Schluss noch eine bitterböse Pointe nachzulegen, die sich voll und ganz dem pessimistischen Grundton anpasst.
Ähnlich wie beim Vorbild „Saw“ entstehen auch hier einige Logiklücken. Das beginnt mit den Entführungen, die scheinbar niemand bemerkt und auch keine Suchaktion startet. Da betritt auch keiner zufällig den Wohnplatz im Wald (über 65 Tage) und es liegt offenbar auch so tief drin, dass niemand durch die Schreie aufmerksam wird. Zudem darf auch angezweifelt werden, dass ein Jäger, der zwar etwas von Naturheilkunde zu verstehen scheint, in der Lage ist, ein Rasiermesser so zu platzieren, ohne dass die Opfer an inneren Verblutungen sterben, - spätestens nach einer Blutvergiftung, denn desinfiziert wird da im Wald rein gar nichts.
Dabei sind wir auch schon beim Hauptinteresse der Gorehounds. Und, ja, für euch lohnt sich das. Neben Beinbruch, Zunge herausschneiden und Stange auf Kopf, stehen vor allem die Rasierklinge-Szenen im Vordergrund. Für meinen Geschmack ein wenig zu sehr, da geht die Kamera auf Close Up, während ein Opfer versucht, die Naht am Bauch aufzutrennen, in den eigenen Innereien herumgrabbelt, um schließlich die Klinge herauszunehmen. Dient zumindest an diesen Stellen eher dem Selbstzweck, auch wenn man bescheinigen muss, dass die Effekte für eine Low Budget Produktion ausgezeichnet ausgefallen sind.
Low Budget klingen zwar auch die Namen der wenigen Darsteller, doch die meistern ihre Aufgabe überzeugend. Eric Colvin gibt als brutaler Sonderling eine brauchbare Performance, er agiert sehr zurückhaltend, was seiner Figur eine beunruhigende Unberechenbarkeit verleiht.
Nadja Brand weiß als Opfer Hope zuweilen Nuancen von Emotionen zu zeigen, was ein Mitfiebern und Mitleiden ohne Probleme ermöglicht. Nicht nur Panik und Gekreische stehen im Vordergrund, sondern auch kleine Regungen, wie minimale Freude beim Anblick ihrer Blumen, die ihrem Vornamen alle Ehre machen.
Auch die einfache Ausstattung weiß zu gefallen. Fast die komplette Handlung spielt sich am besagten Waldplatz ab, dem hin und wieder ein leichter Bodennebel, diffuse Lichtstrahlen bei Dunkelheit oder ganz leichte Blaufilter hinzugefügt werden. Dabei arbeitet die Kamera solide, lediglich gegen Ende, mit mehr Bewegung drin, fallen ein paar unruhige Zittereinstellungen unangenehm auf.
Aber spielt „Broken“ am Ende in der gleichen Folterliga wie „Saw“ und „Hostel“? Nicht ganz, denn intensiv sind die Gewaltszenen und das Opfer ist auch nicht ein Flachcharakter, der einen völlig kalt lässt. Nur bei einem Ablauf mit nur zwei, später drei Figuren, gestaltet sich das auf inhaltlicher Ebene etwas einseitig. Nach einem knallharten Einstieg, mangelt es in der Täter/Opfer Beziehung eindeutig an Dialogen, nur das ebenso knallharte Ende entschädigt ein wenig für die Eintönigkeit im Mittelteil.
Insgesamt aber ein sehenswerter Beitrag für alle, die gerne auf der momentan anhaltenden Welle von Folterfilmen surfen,
7 von 10