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Jenseits aller übersteigerten Darstellungen und überzogenen Grausamkeiten, wie sie heutzutage im Horrorgenre üblich sind und wirkungsrelevant scheinbar für unabdingbar erachtet werden, versucht "Ils" durch einen bewußten Verzicht auf eben jene Mittel zu punkten. Im Ergebnis bedeutet dies nicht zwangsläufig einen völligen Verzicht auf Gewaltdarstellungen, jedoch rückt das Regisseurenduo Moreau / Palud diese bewußt nicht in den Vordergrund, sondern konzentriert sich stattdessen auf die emotionale Entwicklung und den drohenden, existentiellen Verlust der beiden Hauptdarsteller, die quasi auch schon das gesamte Ensemble des Films darstellen.

Inhalt: Die Lehrerin Clementine und ihr Lebensgefährte Lucas bewohnen ein abseits gelegenes Haus in Rumänien. Eines nachts dringen Unbekannte in das Haus ein und terrorisieren das junge Paar. Schon bald zeichnet sich ab, dass von den Eindringlingen eine lebensgefährliche Bedrohung für Clementine und Lucas ausgeht.

Obwohl sich der Schauplatz des Geschehens alsbald von der Villa auch in das benachbarte Gelände und schließlich in den Untergrund verlagert, weist die Handlung sehr starke, kammerspielartige Züge auf. Die Aufmerksamkeit fokusiert sich weitgehend auf die beiden Opfer, wodurch die Eindringlinge bis zum Ende hin sowohl für Clementine und Lucas, als auch für den Zuschauer, eine unbekannte Bedrohung bleiben. Überraschenderweise verzichtet der Film trotz der Minimalbesetzung weitläufig auf ausführliche Dialoge. Ob dies unbedingt einen Zugewinn an Realismus bei der Darstellung einer Ausnahmesituation bedeutet, sei dahingestellt. Tatsächlich aber gelingt es dem Film nicht, über die ganze Distanz einen optimalen Spannungsbogen aufzubauen, bzw. eine notwendige Grundspannung aufrecht zu erhalten.

Die Wirkung des Films ist einmal mehr sehr von den Rahmenbedingungen während des Anschauens abhängig. Bei hellem Tageslicht und / oder in Gesellschaft wird sich die unheimliche Bedrohung emotional kaum auf den Zuschauer übertragen. "Ils" benötigt vorzugsweise ähnliche Rahmenbedingungen, wie sie für die Protagonisten im Film gegeben sind, um das volle Potential seiner Wirkungskraft für den Zuschauer zu entfalten. Somit erklärt sich von selbst, dass die Rezeption im Einzelfall gar "extrem langweilig" oder aber "enorm spannend" ausfallen kann. Eine uneingeschränkte Empfehlung verdient "Ils" somit leider nicht.

Der Film soll zudem auf einer wahren Begebenheit basieren. Umso bedauernswerter, wenn ein derartiges Albtraumszenario keine fesselndere Umsetzung findet. Lediglich im letzten Abschnitt der Handlung gewinnt der Film eindeutig an Spannung, weil er die statische Situation des Ausgeliefertseins hinter sich lässt und die Opfer stattdessen zur Flucht und Gegenwehr ermächtigt. Das Ende ist dann perfide grausig und die Auflösung sollte für die Mehrheit der Zuschauer sehr unerwartet kommen. Hierfür verdient "Ils" eindeutig Pluspunkte und am Rande bemerkt, auch für die ästhetisch sichere, düstere Optik. An den Leistungen der Schauspieler ist zudem kaum etwas auszusetzen.

Fazit: Der Nervenkitzel den die Handlung behauptet, stellt sich nicht zwangsläufig ein. Zuschauer, die sich emotional in die Lage der beiden Protagonisten versetzen können, dürfen sich aber u.U. auf einen klischeefreien Schocker freuen. Da die unheimliche Wirkung jedoch mehr von der Fähigkeit und Bereitschaft des Publikums abhängt, sich auf das vorgegebene Szenario einzulassen, als von der mitreissenden Suggestivkraft des Films selbst, stellt "Ils" leider nur ein grundsätzlich passabler Beitrag dar und keinen herausragenden Klassiker á la Hitchcock .

Oder mit anderen Worten: Anschauen! Aber nachts, alleine, im Dunklen und am besten im Nebenzimmer noch ein Fenster aufstehen lassen... (6,5 / 10)

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